Amalgam ab 2025 verboten: Alternativen für die Zahnfüllung

Kein Quecksilber mehr im Zahn:Amalgam-Verbot für Zahnfüllungen ab 2025

von Esther Burmann
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Amalgam - bruchfest, haltbar und eine Kassenleistung ohne Zuzahlung. Doch das Material ist seit langem umstritten. Ab 2025 ist es in der EU verboten. Welche Alternativen gibt es?

Ein Kind bei einer zahnärztlichen Untersuchung.

Gesetzlich Krankenversicherte haben Anspruch auf eine Füllung ohne Zuzahlung. Im Seitenzahnbereich war das bisher Amalgam. Ab 1. Januar 2025 tritt in der EU ein Amalgam-Verbot in Kraft.

Quelle: dpa

"Oh, da sehe ich ein kleines Loch" - ein Satz, den niemand gerne beim Zahnarztbesuch hört. Doch ist ein Zahn mit Karies befallen, muss eine Füllung her. 2022 wurden in Deutschland noch etwa eine Million neue Amalgamfüllungen eingesetzt, ein Anteil von etwa 2,4 Prozent aller Füllungen.

Allerdings ist für Kinder unter 15 Jahren, Schwangere und Stillende der Einsatz von Amalgam schon seit 2018 verboten, um sie vorsorglich zu schützen. Im Januar 2024 hat die EU-Kommission dann entschieden, Amalgam als neue Zahnfüllung ab 2025 ganz zu verbieten. In Deutschland gilt dieses Verbot schon ab Januar, da Alternativen zur Verfügung stehen.

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20.03.2024 | 4:39 min

Weshalb Amalgam verboten wird

Das Amalgam-Verbot hat ökologische Gründe. Amalgam besteht etwa zur Hälfte aus dem Schwermetall Quecksilber. Dieses ist biologisch nicht abbaubar und gefährdet die Ökosysteme, wenn es in die Umwelt gelangt. Vor allem bei der Herstellung und Entsorgung wird das giftige Quecksilber freigesetzt. Das Ziel der EU ist ein Umstieg auf umweltfreundlichere Materialien.

In Zukunft darf Amalgam nur noch verwendet werden, wenn der Zahnarzt dies für medizinisch notwendig hält. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn andere Füllungen nicht vertragen werden.

Muss man Füllungen aus Amalgam nun entfernen lassen?

Wer eine oder mehrere Amalgam-Füllungen hat, muss sich keine Sorgen machen. Bestehende Füllungen, die keine Risse oder Abnutzungen zeigen, dürfen im Zahn bleiben.

In der Wissenschaft ist es Konsens, dass bestehende, intakte Amalgamfüllungen keine Gefahr darstellen und nicht leichtfertig herausgebohrt werden sollten.

Gesa Schölgens, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Gruppe Gesundheits- und Pflegemarkt

Das Quecksilber ist in dem Füllstoff in einer Legierung aus Silber, Kupfer, Zink und Zinn fest eingebunden. Wer sicher sein möchte, dass seine Amalgam-Füllungen noch intakt sind, kann diese in einer Zahnarztpraxis kontrollieren lassen.

Welche Zahnfüllung die Krankenkasse künftig zahlt

Bisher war Amalgam die einzige Füllung, deren Kosten für Seitenzähne von der Krankenkasse übernommen wurde. Bei anderen wurden meist Zuzahlungen fällig. In Zukunft sollen jedoch bestimmte Kunststofffüllungen Kassenleistung sein.

Dazu gehören (kunststoffmodifizierte) Glasionomer-Zemente, Glas-Hybride und selbstklebende Materialien, so die Verbraucherzentrale. In Ausnahmefällen sollen im Seitenzahnbereich auch Komposit-Materialien als Kassenleistung möglich sein, die schneller aushärten. Im Frontzahnbereich, also bei den Schneidezähnen, werden Komposit-Füllungen bereits von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Wovon die Auswahl der Zahnfüllung abhängt

Zahnärzte beraten gemeinsam mit ihren Patienten, welche Lösung für sie am besten geeignet ist. "Menschen, die ein höheres Kariesrisiko haben oder zum Beispiel mit den Zähnen knirschen, brauchen eventuell etwas Stabileres als andere", erklärt Gesa Schölgens von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Grundsätzlich gilt jedoch: Die von der Krankenkasse übernommenen Leistungen sind aus medizinischer Sicht ausreichend.

Bei Zahnschäden werden die direkten und indirekten Reparaturen des Zahns unterschieden, erklärt Zahnarzt Dieter Merfort. Direkte Füllungen, beispielsweise Komposit, werden direkt am Zahn im Mund hergestellt. Indirekte Füllungen wie Inlays aus Gold oder Keramik werden im Labor gefertigt und später in der Praxis in den Zahn eingesetzt. Die beiden unterscheiden sich stark im Preis.

Die direkten Füllungen sind meistens wesentlich günstiger als die indirekten. Das liegt daran, dass die indirekten Füllungen meist noch Herstellungskosten im Labor und in der Praxis haben.

Dr. Dieter Merfort, Zahnarzt

Füllungen für Zähne





Da die Selbstbeteiligung von Patienten je nach Art der Füllung und den individuellen Versicherungsbedingungen variieren können, ist es ratsam, die Behandlung vorher mit der Krankenkasse abzusprechen.

Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Fassung wurde in einer Faktenbox berichtet, dass Kunststofffüllungen im Backenzahnbereich ab 2025 von der Krankenkasse übernommen werden. Richtig ist: Die Versorgung im Backenzahnbereich mit Komposit wird nicht von der Krankenkasse übernommen, sondern ist zahlungspflichtig.

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