Desinfektionsmittel für die Hände im Kampf gegen die Grippewelle?

Hygiene zur Erkältungszeit:Desinfektionsmittel: Wie viel ist zu viel?

von Bonnie Kruse
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Die Erkältungszeit ist in vollem Gange und viele greifen zu Desinfektionsmitteln. Doch wie oft ist das nötig? Wann wird es zu viel? Und überhaupt: Reicht Händewaschen nicht aus?

Desinfektionmittel Sprühflasche

Desinfektionsmittel sind für viele ein ständiger Begleiter im Kampf gegen Keime. Doch kann man es damit auch übertreiben? Welche Einsatzgebiete es gibt und wo die Risken in der Anwendung liegen.

Quelle: imago/imagebroker

Sobald es kühler wird und mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbracht wird, haben Bakterien, Pilze und Viren leichtes Spiel. Nach dem Einkaufen oder der Busfahrt greifen manche daher gerne zum Handdesinfektionsmittel aus der Flasche. Doch zwischen Keimangst und Hautreizungen stellt sich die Frage: Wie viel Desinfektion ist gesund?

Zum Thema Dosierung gibt Johannes K.-M. Knobloch, Leiter der Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Auskunft: "Eine generelle Empfehlung gibt es nicht, aber als Richtwert reichen drei Milliliter aus." Die Menge genüge, um Bakterien zu inaktivieren. "Damit bekommt man eine Hand durchschnittlicher Größe komplett eingerieben", ergänzt der Experte.

Sind die Hände sichtbar schmutzig, sollten sie im Idealfall 30 Sekunden mit Seife gewaschen werden. Anschließend wird das Desinfektionsmittel in die trockenen Hände gegeben und gleichmäßig verteilt. Die Einwirkzeit beträgt je nach Hersteller etwa 30 bis 60 Sekunden, damit Viren und Bakterien zuverlässig abgetötet werden.


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Was Desinfektionsmittel leisten

Desinfektionsmittel sollen Mikroorganismen unschädlich machen. Experten empfehlen Mittel, die mindestens 62 Prozent Alkohol, dem Hauptinhaltsstoff, enthalten. "Bei Bakterien und Viren können sie die Proteine und andere biologische Strukturen schädigen, wodurch die Erreger abgetötet oder inaktiviert werden", erklärt Knobloch.

Besonders in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeberufen ist die Desinfektion der Hände notwendig, um sowohl Patientinnen und Patienten als auch das medizinische Personal vor der erhöhten Keimbelastung zu schützen.

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Händedesinfektion: Wo und wann sie im Alltag zählt

Im privaten Umfeld könne Händedesinfektion sinnvoll sein - zum Beispiel bei der Pflege von Menschen mit Magen-Darm-Infekt, erklärt Knobloch. Darüber hinaus gibt es Alltagssituationen, in denen Händewaschen nicht möglich ist: Etwa, wenn unterwegs die sanitären Anlagen fehlen oder defekt sind. "In solchen Fällen macht das Desinfizieren der Hände Sinn", so Knobloch. Idealerweise solle man ein Produkt wählen, das auch Noroviren inaktivieren kann.

Ansonsten rät der Hygieniker vom Desinfizieren im alltäglichen Leben und zu Hause ab. "Die Mittel bieten im Alltag keinen besonderen Vorteil", sagt Knobloch. Im Gegenteil: Desinfektionsmittel sind in der Regel teurer als Seife und umweltschädlicher.

Ich würde das Händewaschen dem Desinfizieren in der Regel immer vorziehen.

Prof. Dr. Johannes K.-M. Knobloch, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie, Infektionsepidemiologie und Krankenhaushygiene

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Überdosierung schadet der Haut

Wer mehrmals am Tag zum Handdesinfektionsmittel greift, merkt: Die Haut wird trocken und spröde. Knobloch empfiehlt daher Produkte mit rückfettenden Zusätzen, die die Haut nach der Desinfektion pflegen und vor dem Austrocknen schützen. Nicht nur das Wirkspektrum werde dadurch beeinflusst, ob Ethanol, Propanol oder beide Wirkstoffe enthalten seien. Auch das Hautgefühl nach der Desinfektion ändere sich mit der Zusammensetzung.

Händedesinfektion sollte sparsam und gezielt eingesetzt werden. Eine übermäßige Anwendung kann mehr Schaden als Nutzen anrichten.

Dr. Dagmar Ludolph-Hauser, Dermatologin

Regelmäßiges und häufiges Desinfizieren der Haut kann sich nachteilig auswirken - vor allem für Menschen mit empfindlicher Haut. "Eine übermäßige Händedesinfektion kann negative Effekte auf die Haut und deren Mikrobiom haben", bestätigt Dagmar Ludolph-Hauser vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. Der Grund: "Desinfektionsmittel entziehen der Haut Fett und können den Säureschutzmantel angreifen."

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Händewaschen und Desinfektion sinnvoll kombinieren

Eine generelle Empfehlung zur Häufigkeit von Desinfektionsmittel gibt es auch laut Ludolph-Hauser nicht. Sicher ist aber: "Werden die Hände nicht ausreichend desinfiziert, können Keime überleben und sich vermehren." Die Dermatologin betont: "Das Händewaschen mit Seife sollte als Hygienemaßnahme nicht vernachlässigt werden."

Negative Auswirkungen von Desinfektionsmittel

Die Risiken von alkoholhaltigem Desinfektionsmittel sind laut Dermatologin Dagmar Ludolph-Hauser folgende:






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