Arthrose und Arthritis: Was man bei Gelenkschmerzen tun kann

Von Arthritis bis Arthrose:Wenn Gelenke ständig schmerzen

von Thomas Förster
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Fast eine Million Deutsche leiden an einer chronischen Gelenkentzündung, einer Arthritis. Die Krankheit kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Was man dagegen tun kann.

Grundsätzlich kann sich jedes Gelenk im Körper entzünden. Millionen Betroffene wissen, was das bedeutet: Starke Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit und Funktionalität. Das wiederum kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Besonders häufig sind Fingergelenke von einer Entzündung betroffen, oft auch Ellbogen, Fuß, Knöchel oder Knie.

Was ist Arthritis?

Unter Arthritis werden verschiedene entzündliche Gelenkerkrankungen zusammengefasst. Die Krankheit tritt überwiegend nach dem 50. Lebensjahr auf, Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Das entscheidende Kennzeichen einer Arthritis ist eine Entzündung im Gelenk. Sie kann auch bei Gelenken auftreten, die im Gegensatz zu einer Erkrankung an Arthrose noch keine Verschleißerscheinungen zeigen.

Die Differenzierung ist im ersten Moment manchmal auch für Ärzte nicht eindeutig, weiß Dr. Ingo Janssen, Nuklearmediziner aus Berlin:

Die Krankheitsbilder gehen so ein bisschen fließend ineinander über, beziehungsweise Arthrose hat oftmals eine entzündliche Komponente, wird somit zur Arthritis.

Dr. Ingo Janssen, Nuklearmediziner

In solchen Fällen helfen dann bildgebende Verfahren, um die richtige Diagnose zu stellen.

Was ist der Unterschied zwischen Arthrose und Arthritis?




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Immunsystem häufig Auslöser für Gelenkentzündungen

Die Ursachen für eine Gelenkentzündung können sehr unterschiedlich sein: Eine Infektion mit Bakterien oder Viren ist ebenso möglich wie eine Stoffwechselerkrankung, z. B. Gicht. Der häufigste Auslöser für eine Arthritis ist allerdings eine Autoimmunerkrankung.

Bei der "rheumatoiden Arthritis" greift das Immunsystem den eigenen Körper an, genauer die Innenhaut der Gelenke. Dadurch werden Entzündungsprozesse in Gang gesetzt. Die Gründe dafür sind nicht genau geklärt, familiäre Veranlagung spielt eine Rolle. In Deutschland haben etwa ein Prozent aller Erwachsenen eine rheumatoide Arthritis.

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15.03.2024 | 5:31 min

Bewegung als Therapie bei Arthritis

Heilen lässt sich eine Arthritis bisher nicht. Durch verschiedene Therapien können die Entzündungen aber gehemmt und das Fortschreiten der Erkrankung verzögert werden. Bei manchen Patienten schlagen die Therapien so gut an, dass sie über Jahre beschwerdefrei sind.

Sport kann die Beweglichkeit und Kraft der Gelenke verbessern und ist ein wichtiger Therapiebaustein bei Arthritis. Allerdings sollte man nur moderat trainieren. Das richtige Maß sei wichtig, um den Bandapparat nicht zu überlasten, weiß Jansen und ergänzt:

Um nicht für eine Situation zu sorgen, wo man das Gelenk derart beansprucht und vielleicht überbelastet, dass es eben wieder zu einer Aktivierung der Arthritis kommt.

Dr. Ingo Janssen, Nuklearmediziner

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Ernährung hat durch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse an Bedeutung gewonnen. Durch konsequente Ernährungsumstellung schaffen es einige Patienten die Entzündungen so stark zurückzudrängen, dass sie fast beschwerdefrei sind.

Fleisch und fette Milchprodukte sollten Menschen mit einer Arthritis meiden, denn sie enthalten große Mengen entzündungsfördernder Stoffe. Positiv wirken sich dagegen Omega-3-Fettsäuren aus (z. B. Fisch). Daneben stärken Kalzium und Vitamin D den Knochen. Auch Fasten bzw. Intervallfasten kann bei vielen Betroffenen die Beschwerden reduzieren.


Helfen konservative Maßnahmen nicht oder nicht ausreichend, können Operationen nötig werden, bei denen das betroffene Gelenk ganz oder teilweise ersetzt oder versteift wird.

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Radioaktive Strahlen statt Operation

Bestimmte Formen der Arthritis lassen sich statt zu operieren mit einem nuklearmedizinischen Verfahren behandeln: Bei der Radiosynoviorthese setzen Ärzte radioaktive Substanzen gegen die Entzündung ein. Diese so genannten Strahler haben eine sehr kurze Reichweite, manche weniger als einen Millimeter. Der Arzt muss sie daher genau in den Bereich spritzen, der entzündet ist.

Die Entzündungszellen werden von den strahlenden Teilchen angelockt und fressen sie auf. Die Radioaktivität tötet die Entzündungszellen dann innerhalb weniger Wochen ab. Gelenkentzündung und Schmerzen sollen so zurückgehen. Allerdings verbessern sich in rund einem Drittel aller Fälle die Beschwerden nicht.

Wir haben auch Patienten mit mehreren betroffenen Gelenken, die wir behandeln. […], zwei Gelenke sprechen hervorragend an, das dritte Gelenk nicht […] obwohl es derselbe Patient ist.

Dr. Ingo Janssen, Nuklearmediziner

Genau erklären könne das keiner. Der Grund dafür sei unklar.

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