Restless Legs Syndrom:Wenn unruhige Beine zur Qual werden
Schmerzhafte Empfindungsstörungen in den Beinen immer dann, wenn man zur Ruhe kommen will: Das Restless Legs Syndrom raubt Betroffenen Lebensqualität und Schlaf. Was dagegen hilft.
Jahrelang kribbelnde Beine und kaum Schlaf: Das Restless Legs Syndrom raubte Rita Schirjack jegliche Lebensfreude. Was bei ihr schließlich zu einer Besserung führte.
01.09.2025 | 5:16 minDas Restless Legs Syndrom, kurz RLS, ist eine chronisch neurologische Störung, die von Ärzten oft nicht gleich als solche diagnostiziert wird, weiß der niedergelassene Neurologe Cornelius Bachmann.
Bei acht Millionen Betroffenen in Deutschland wäre es wünschenswert, dass sich mehr Ärzte mit Restless Legs auskennen.
PD Dr. Cornelius Bachmann, Neurologe und Somnologe
Dabei sei gerade die Diagnose der Schlüssel zu mehr Lebensqualität, so Bachmann. Durch eine gezielte Behandlung gingen dann auch die quälenden Symptome zurück.
Wenn jeder Schritt zur Qual wird, kann eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) die Ursache sein. Die Krankheit verläuft schleichend und kann unentdeckt gefährlich werden.
03.06.2024 | 5:10 minRestless Legs: Entspannung unmöglich
Das Restless Legs Syndrom äußert sich durch Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Ziehen, Jucken oder Schmerzen, vor allem in den Beinen. Selten können auch Arme oder Rumpf davon betroffen sein.
Die Symptome treten überwiegend in Ruhesituationen und während des Schlafens auf. Das wiederum führt zu Unruhe, Druck und Spannung, weshalb Betroffene einen starken Bewegungsdrang verspüren. Sie wechseln oft die Position oder laufen umher. Dadurch bessern sich die Beschwerden kurzzeitig. Der ständige Bewegungsdrang verhindert jedoch das Ein- und Durchschlafen - mit weitreichenden Folgen.
Schlafmangel kann langfristig Auswirkungen auf die Psyche und den Körper haben. So ist das Risiko an Depressionen zu erkranken doppelt so hoch. Auch andere psychische Erkrankungen wie eine Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Psychosen werden durch Schlafstörungen begünstigt. Chronisch fehlender oder schlechter Schlaf erhöht zudem langfristig das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, um 18 Prozent.
Ursachen für Restless Legs sind unbekannt
Die Ursachen für das Restless Legs Syndrom sind nicht ausreichend erforscht. Experten gehen von einer genetischen Veranlagung aus. Zudem kann eine Störung des Dopaminhaushaltes im Gehirn eine Rolle spielen, da Betroffene gut auf die Behandlung mit Dopaminvorstufen wie Levodopa und Dopaminagonisten ansprechen.
Der genaue Zusammenhang ist jedoch unklar. Auch Störungen im Eisenstoffwechsel und Eisenmangel sowie hormonelle Veränderungen werden als Auslöser diskutiert.
Parkinson ist eine neurologische Erkrankung und bis heute nicht heilbar. Studien lassen allerdings hoffen, dass dies in Zukunft vielleicht möglich wird.
11.04.2024 | 5:15 minSymptome wie unruhige Beine führen zur Diagnose
Der erste Schritt zur Diagnose des Restless Legs Syndroms ist die sorgfältige Anamnese und das genaue Erfragen der Beschwerden. Andere Erkrankungen wie Nervenschädigungen, Tumore oder Autoimmunerkrankungen müssen als Ursache ausgeschlossen werden, erklärt Bachmann.
Nervenschädigungen können ähnliche Symptome hervorrufen wie das Restless Legs Syndrom.
PD Dr. Cornelius Bachmann, Neurologe
Bestätigen lässt sich der Verdacht auf ein Restless Legs Syndrom, wenn sich die Symptome nach Gabe von Levodopa bessern. Neurologen können außerdem im Schlaflabor periodische Beinbewegungen und häufiges Aufwachen aufzeichnen. Verhindert eine ungewöhnlich hohe Aktivität den Tiefschlaf, ist die Diagnose gesichert.
Behandlung: Vieles wird ausprobiert, nur wenig ist belegt
Ziel der Behandlung ist eine Linderung der Symptome. Zu den nicht-medikamentösen Maßnahmen zählen Kühlen sowie der Verzicht auf Nikotin, Koffein und Alkohol. Der tägliche Schlaf sollte möglichst ungestört ablaufen. Das bedeutet: Feste Schlafenszeiten, sich nur zur Nachtruhe ins Bett legen und vor dem Einschlafen anregende Aktivitäten und Bildschirmzeit vermeiden.
Bei der medikamentösen Behandlung kommen vor allem Dopaminagonisten zum Einsatz. Diese aktivieren die Dopaminrezeptoren im Gehirn. Weitere Optionen sind die Wirkstoffe Gabapentinoide sowie Opioide. Zwar sei der Wirkmechanismus nicht bekannt, die Besserung der Symptome aber bewiesen, sagt Bachmann.
Man hat festgestellt, dass sich Medikamente für andere Erkrankungen positiv auf Restless-Legs-Beschwerden auswirken.
PD Dr. Cornelius Bachmann, Neurologe
Da sich unter einer Dauermedikation die Symptome verschlechtern können, ist gelegentlich ein Medikamentenwechsel nötig.
Das Restless Legs Syndrom wurde erst 1945 als eine eigenständige Krankheit anerkannt und ist noch relativ unerforscht. Dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, ist zwar schon seit 2003 bekannt, doch erst 2024 wurden die möglicherweise verantwortlichen Gene von Wissenschaftlern eingegrenzt.
Auch in der Behandlung gibt es neue Ansätze: Studien zur Stimulierung der betroffenen Gliedmaßen durch Gleichstrom, Eisen-Infusionen und sogar entspannungsfördernde Hypnose sollen Ärzten in Zukunft helfen, Patienten besser behandeln zu können.
Tipps und Tricks für den Alltag mit Restless Legs
Wärme kann bei RLS die Symptome verstärken. Daher ist es ratsam, die Arbeitsumgebung und die Wohnung möglichst kühl zu halten. Betroffene sollten die Nähe zur Heizung meiden.
Fußbäder, Wechselduschen und Kühlpads helfen bei akuten Beschwerden. Sie lindern Kribbeln und Schmerzen. Veranstaltungen und Reisen sollten immer gut geplant werden, damit es genug Zeit für regelmäßige Pausen und Bewegung gibt.
Das seltene Stiff-Person-Syndrom, bei dem der Körper erstarrt, ist durch Sängerin Céline Dion bekannt geworden. Was hinter der mysteriösen Krankheit steckt.
09.09.2024 | 5:18 minSie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
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