Öko‑Test zu Schmerzsalben: Nur sechs Produkte überzeugen im Test
Wirkstoffe auf dem Prüfstand:Öko-Test: Nur wenige Schmerzsalben überzeugen
von Florence-Anne Kälble
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Rückenschmerzen, dickes Knie oder verstauchter Fuß - fast jeder Fünfte greift dabei zur Salbe. Öko-Test hat 20 rezeptfreie Schmerzsalben auf ihre Wirksamkeit untersucht.
Öko‑Test hat 20 rezeptfreie Schmerzsalben auf ihre Wirksamkeit geprüft. Nur sechs Produkte wurden mit "gut" oder "sehr gut" bewertet. Welche Wirkstoffe konnten überzeugen, welche nicht?
Quelle: imago/Jochen Tack
Wer beim Wandern umknickt oder beim Bücken einen reißenden Schmerz im Rücken verspürt, nimmt meist erst mal eine Salbe gegen die lokalen Beschwerden. Bei Verstauchungen oder Gelenkproblemen sollen Schmerzsalben - gezielt eingesetzt - für Linderung sorgen. Öko-Test ist aktuell der Wirksamkeit von Schmerzsalben auf den Grund gegangen.
Nur wenige Produkte überzeugen
20 Produkte wurden getestet, doch nur sechs Schmerzsalben werden von Öko-Test auch empfohlen. Die fünf am besten bewerteten Präparate enthalten die synthetischen Wirkstoffe Ibuprofen, Felbinac oder Piroxicam. Sie gehören zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und enthalten kein Kortison.
Auf der Haut aufgetragen sorgen die NSAR laut dem von Öko-Test beauftragten Gutachten für signifikante Schmerzlinderung bei akuten Gelenkbeschwerden. Die Wirksamkeit sei durch veröffentlichte Studien nachgewiesen und die Nebenwirkungsrate recht niedrig, so die Tester weiter. Mit "sehr gut" bewertet wurde unter anderem das Doc Ibuprofen Schmerzgel 5%.
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Das in Schmerzmitteln gängige Diclofenac gehöre ebenfalls zu den NSAR, deren schmerzstillende Wirkung gut belegt ist. Dennoch bewertete Öko-Test Salben mit Diclofenac bestenfalls mit "befriedigend", da der Wirkstoff - eine halogenorganische Verbindung - ein echtes Umweltproblem darstelle. Diclofenac wird in auffallend hohen Konzentrationen in Oberflächengewässern nachgewiesen, wodurch besonders Fische geschädigt werden.
Capsaicin gegen Rückenschmerzen nur "teilweise belegt"
Positiv aufgefallen sei dem von Öko-Test beauftragten Gutachter die Kombination aus Nonivamid und Nicoboxil in der Finalgon Wärmesalbe Duo, Gesamtnote "gut". Novamid ist ein synthetisches Capsaicin, das sowohl schmerzlindernd als auch durchblutungsfördernd wirkt. Gerade bei akuten Schmerzen im unteren Rücken sei die Wirkung belegt, so Öko-Test.
Die Wirksamkeit von natürlichem Capsaicin ordnete der Gutachter nur als "teilweise belegt" ein. Aussagekräftige unabhängige Studien zur Wirksamkeit gebe es nicht.
Die in der Salbe nachgewiesenen aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) verhinderten die Bestnote für das Produkt. Die Verunreinigung stamme laut Öko-Test vermutlich aus den eingesetzten Paraffinen, wie bei sechs weiteren Schmerzsalben. Ob sie sich im Körpern anreichern, sei unklar.
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Wirksamkeit von pflanzlichen Präparaten
Als einziges Produkt im Test mit pflanzlichem Wirkstoff fand sich die Kytta Schmerzsalbe. Für den Gutachter sei die "Wirksamkeit ausreichend belegt". Das Beinwell-Fluidextrakt sei bei Sprunggelenksverletzungen, Kniegelenkarthrosen und Rückenschmerzen nachweislich wirksam.
Die Creme enthalte jedoch weitere Substanzen, die Öko-Test kritisch sieht und deshalb abwertete. Unter anderem Propyl- und Butylparaben, die unter Hormonverdacht stehen, sowie der allergene Duftstoff Hydroxycitronella und das als starkes Allergen eingestufte Delta-3-Caren, so Öko-Test. Das zeigte sich in der Gesamtnote - "befriedigend".
Der Arnikablütentinktur im Kneipp Arnika Kühl- & Schmerzgel wurde seitens des Gutachters die Wirksamkeit abgesprochen. Hier fehle es an wissenschaftlicher Belegbarkeit.
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Bewertung von Campher & Co.
Auch bei sechs weiteren Produkten gab es keine Empfehlung des Gutachters. Diese enthielten eine Kombination aus Campher, ätherischen Ölen sowie Menthol oder Alkohol. Für Campher sei nur die durchblutungsfördernde Wirkung bekannt und das sei laut Öko-Test zu wenig für eine gute Bewertung.
Der Hersteller des SOS Schmerz-Stopp-Gels hingegen werbe offensiv damit, dass sein Mittel besser wirke als eines auf Basis von Ibuprofen. Die dazu eingereichte Studie bewertete der Gutachter als nicht aussagekräftig genug. Gesamtergebnis "ungenügend".
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Zweifelhafte Kombination mit Salicylsäure
Das Mobilat Duo Aktiv Schmerzgel landete ebenfalls auf einem hinteren Platz. Der Wirkstoff Salicylsäure überzeugte den Öko-Test-Gutachter nicht. In der EU wird Salicylsäure als fruchtbarkeitsschädigend eingestuft.
Hinzu komme, dass der Gutachter die Kombination mit Chondroitinpolysulfat als zweifelhaft einstufte, da die molekulare Bauweise des Mehrfachzuckers eine signifikante Aufnahme über die Haut verhindere. Das stehe konträr zur Wirkweise einer Salbe, die vornehmlich über die Haut aufgenommen werde, konstatierte Öko-Test und vergab die Gesamtnote "ungenügend".
So wurde getestet
20 Salben, Gele und Cremes gegen Schmerzen an Muskeln und Gelenken, darunter 19 rezeptfreie Arzneimittel und ein Medizinprodukt, standen im Test. Die Mittel, die in Apotheken und Drogerien eingekauft wurden, enthalten sowohl gängige synthetische Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Diclofenac als auch pflanzliche wie Campher, Capsaicin, Arnika oder Extrakt aus Beinwellwurzel. Der Preis für 50 Milliliter beziehungsweise 50 Gramm lag zwischen 1,43 Euro und 36,20 Euro.
Ein pharmazeutischer Chemiker begutachtete die Wirkstoffe der Salben anhand von veröffentlichten wissenschaftlichen und klinischen Studien. Er beurteilte Wirksamkeit, Risiken und Nutzen der Produkte sowie die Beipackzettel und Produktinformationen.
Salben, die Vaseline oder andere paraffinhaltige Stoffe deklariert hatten, wurden im Labor auf Mineralölbestandteile wie gesättigte (MOSH/MOSH-Analoge) und aromatische (MOAH) Kohlenwasserstoffe untersucht. Auch wurden die Produkte auf Formaldehyd/-abspalter und das potenziell hormonwirksame Vergällungsmittel Diethylphtalat (DEP) überprüft. Bei Vorhandensein mineralischer Inhaltsstoffe wurde zudem auf Schwermetalle untersucht.
Weiterhin analysierte das Labor auf Parabene, falls deklariert, allergene Duftstoffe sowie polyzyklische und Nitromoschusverbindungen und Cashmeran. Ebenfalls wurde bei Mitteln, die Extrakte aus Nadelhölzern deklariert hatten, auf das allergisierende Delta-3-Caren hin untersucht. Silikone und synthetische Polymere sind auch erfasst worden.
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