Trends und Schattenseiten: Die neue Lust am Wandern
Trends und Schattenseiten:Die neue Lust am Wandern
von Michael Kniess
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Wandern ist in Deutschland beliebt, auch immer mehr junge Menschen entdecken die Lust am Laufen in der Natur. Was sind die aktuellen Trends - und wo liegen die Herausforderungen?
Tag des Wanderns: Einer Umfrage zufolge zieht es immer mehr junge Menschen auf die Wanderwege.
Quelle: dpa
Abschalten vom stressigen Alltag, sich Ruhe gönnen, etwas für die Gesundheit tun, eine neue Region kennenlernen. Die Gründe fürs Wandern sind genauso vielfältig wie die Möglichkeiten, dies zu tun. Rund 300.000 Kilometer markierte Wege gibt es hierzulande.
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Im Neoprenanzug durchs Wasser waten
Von der kurzen Familienrunde bis zum mehrere 100 Kilometer langen Fernwanderweg ist alles dabei. Im Trend liegen laut Wanderverband (DWV) vor allem kürzere Touren statt Langstrecke. Eine Wanderung mit einer Strecke von rund 15 Kilometern gilt als ideal.
"Insbesondere Wanderungen, die ein Thema haben und mit Erlebnissen verbunden sind, erfreuen sich großer Beliebtheit", sagt Jürgen Wachowski vom DWV-Vorstand.
Angesagt sind mystische genauso wie kulinarische oder historische Wanderungen.
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Jürgen Wachowski, Vorstand Deutscher Wanderverband
Einen weiteren Trend sieht der ausgebildete DWV-Wanderführer von Frankreich aus nach Deutschland hinüberschwappen: Wasserwandern. Per pedes in Neoprenanzügen durch Gewässer zu waten, gilt als besonders intensives und gesundheitsförderndes Erlebnis.
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Im Kommen: Legale Zeltplätze in freier Natur
Ebenfalls im Kommen sind Trekkingplätze, die legales Zelten in freier Natur ermöglichen. Diese reichen von der einfachen Waldwiese mit Feuerstelle bis zum überdachten Holzdeck, an das direkt der Frühstücks- oder Grillkorb geliefert wird.
"Ein Angebot, das ebenfalls zieht, sind Getränkestationen, die Wanderer unterwegs mit kühlen Getränken versorgen", sagt Klaus Erber, erster Vorsitzender des Deutschen Wanderinstituts.
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Wirtschaftsfaktor Wandern
Überhaupt ist das Wandern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: 7,8 Milliarden Euro geben Wanderer laut DWV jährlich in den Wanderregionen aus, die sie besuchen. Die Zahl derjenigen, deren Herz für die Bewegung an der frischen Luft schlägt, wird immer größer.
Laut dem aktuellen von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wanderinstitut herausgegebenen Wandermonitor bezeichnen sich 70 Prozent der Deutschen als aktive Wanderer.
Laut dem Deutschen Wanderverband (DWV) machen aktive Wanderer in Deutschland durchschnittlich 9,8 Wanderungen pro Jahr. Die meisten Halbtages- und Tageswanderer sind 8 bis 15 Kilometer unterwegs.
Dabei geben sie jährlich insgesamt rund 7,8 Milliarden Euro in den Wanderregionen aus. Davon entfallen etwa 58 Prozent auf die Gastronomie, rund 18 Prozent auf den Lebensmitteleinzelhandel und etwa 14 Prozent auf die Beherbergungsbetriebe.
3,7 Milliarden Euro geben Wanderer in Deutschland jedes Jahr für Ihre Ausrüstung aus. Der größte Anteil davon entfällt auf Jacken, die mit jährlich rund 960 Millionen Euro zu Buche schlagen.
Jüngere entdecken das Wandern
Wanderten noch vor zehn Jahren vor allem Senioren, liegt der Altersdurchschnitt nach DWV-Angaben aktuell bei 47 Jahren. Auch jüngere Menschen und selbst Jugendliche haben das Wandern inzwischen für sich entdeckt.
Die richtige Verpflegung beim Wandern:
Prinzipiell genügend Flüssigkeit einpacken, mindestens 1,5 bis zwei Liter pro Person.
Wasser, ungesüßte Tees und Saftschorlen sind geeignete Durstlöscher, süße Softdrinks hingegen nicht.
Alkohol ist bei Wanderungen tabu, da er die Unfallgefahr steigert.
Während dem Wandern nur kleine, gutverdauliche Mahlzeiten einnehmen. Schwere und deftige Speisen sollten erst nach der Wanderung gegessen werden.
Sinnvoll für unterwegs: ballaststoff- und vitaminreiche Snacks
Empfohlen werden belegte Vollkornbrote, wasserreiches Gemüse und Obst wie Salatgurken, Paprika oder Äpfel. Bananen liefern schnell Energie.
Quelle: Deutscher Wanderverband
Gleichzeitig bietet das Wandern gute Möglichkeiten, gesellschaftliche Trends, wie den Wunsch nach kleinen Abenteuern vor der Haustür, zu verwirklichen. "Fast Hiking", eine Variante des Wanderns, die das Ziel hat, längere Distanzen in kurzer Zeit zurückzulegen, ist dabei nur ein Stichwort.
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Wandern: Naturerlebnis und Belastung für die Natur
Mit der neuen Lust am Wandern sind aber auch etliche Herausforderungen verbunden. Markus Pillmayer, Tourismus-Experte an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München, warnt vor negativen Auswirkungen des Wanderns auf die Umwelt:
Während sich das Naturerlebnis Wandern positiv auf Körper und Geist auswirkt, kann es zur Belastung für das Ökosystem werden, wenn Menschen Wege verlassen, Tiere beim Brüten stören, ihren Müll hinterlassen oder zu laut sind.
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Markus Pillmayer, Tourismus-Experte
Getrübt wird das Erlebnis immer öfter auch von den Folgen des Klimawandels. Extremwetter-Ereignisse führen etwa dazu, dass umgestürzte Bäume Wege versperren oder diese teils weggespült werden.
Zu bedenken gibt Pillmayer auch, dass mit den gestiegenen Ansprüchen der Wanderer auch diejenigen extrem gefordert seien, die das Wandererlebnis oft erst möglich machen: "WLAN ist auf Berghütten inzwischen genauso Pflicht wie eine komfortable Übernachtungsmöglichkeit jenseits des Matratzenlagers. Die Betreiber und Pächter müssen dafür große Summen investieren, haben gleichzeitig enorme Kosten zu tragen und leiden unter dem Arbeitskräftemangel."
Um nicht nur den Rücken, sondern auch Knie- oder Fußgelenke zu schonen, können Erwachsene jeden Alters von Wanderstöcken profitieren. Sie sind auch bei Gelenkproblemen hilfreich. Doch Vorsicht: Nur richtig eingestellt sind Wanderstöcke eine echte Erleichterung. Benutzt man sie falsch, wird der Bewegungsapparat schnell zusätzlich oder falsch belastet.
Beim Kauf ist darauf zu achten, dass die Stöcke höhenverstellbar sind und sich an die Körpergröße anpassen lassen. Als Faustregel gilt: Beim Halten der Stöcke sollten die Arme im Winkel von 90 Grad zum Körper angewinkelt sein. Wandert man bergauf, drückt man sich auf den Stöcken nach oben. Beim Bergabwandern wird das Gewicht auf die Stöcke übertragen, um Druck von den Knien zu nehmen.
Wandern tut gut
Dennoch sieht der Tourismus-Fachmann im Wandern das touristische Zukunftssegment:
Wandern kann jeder, es kostet nicht viel, wirkt sich positiv auf Ausdauer und Kraft aus, fördert das psychische Wohlbefinden und macht dabei sogar noch Spaß.
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Markus Pillmayer, Tourismus-Experte
Dazu kommt: Das langsame Gehen lässt genügend Energie für Unterhaltungen. Wandern ist also auch eine gute Gelegenheit, alte Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen.
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