Borussia Dortmund: Watzke will Präsidentenamt übernehmen

Borussia Dortmund:Watzke will Präsident werden - Machtkampf droht

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Hans-Joachim Watzke hat sich entschieden: Er will für das Präsidentenamt bei Borussia Dortmund kandidieren. Dem Klub droht nun ein monatelanger Wahlkampf.

Hans-Joachim Watzke
Hat seine Kandidatur beim BVB offiziell gemacht: Hans-Joachim Watzke
Quelle: AFP | INA FASSBENDER

Das Präsidentenamt bei seinem heiß geliebten Verein Borussia Dortmund soll für Hans-Joachim Watzke der krönende Abschluss seiner langjährigen Funktionärskarriere beim BVB werden.

Watzke-Entscheidung lange angekündigt

Dass der 66-Jährige im Herbst nach 20 Jahren als Vorsitzender der Geschäftsführung der BVB-Kapitalgesellschaft aufhört, war lange angekündigt. Dass er sich danach zum Präsidenten des Stammvereins wählen lassen will, längst vorbereitet. Und so ist seine jetzt erst offiziell verkündete Erklärung, sich auf der Mitgliederversammlung im November zur Wahl zu stellen, zwar keine große Überraschung, aber von erheblichem Belang für den BVB. 

Bei unserer nächsten Mitgliederversammlung stelle ich mich zur Wahl als Präsident von Borussia Dortmund. Damit folge ich der Bitte der Gremien des BVB.

Hans-Joachim Watzke, in einer Stellungnahme

"Es wäre mir eine Ehre, wenn ich nach 20 Jahren operativer Tätigkeit unseren Verein in diesem wichtigen Amt weiterhin unterstützen könnte. Reinhold Lunow habe ich meine Entscheidung in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt", sagte Watzke weiter. 
Hans-Joachim Watzke
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Machtkampf ums Präsidentenamt steht bevor

Dies ist eine weitere Etappe im erbitterten Machtkampf um das Präsidentenamt des Vereins, der seit Ende Mai tobt. Beobachter befürchten einen langen Wahlkampf, der den BVB erschüttern könnte. Denn Watzkes ehemaliger Freund und Amtsinhaber Reinhold Lunow hatte überraschend angekündigt, entgegen seiner bisherigen internen Zusagen, doch noch einmal zur Wahl antreten zu wollen.

Meine Aufgabe ist es, die bestmögliche Lösung für den Verein zu gewährleisten, und es gab und gibt Entwicklungen, die ich wahrnehme, bewerte und entsprechende Schlussfolgerungen ziehe.

Reinhold Lunow, BVB-Präsident

"Ich werde damit der Verantwortung des Amtes gerecht", sagte der seit Mittwoch 72 Jahre alte Mediziner zuletzt dem Portal "schwatzgelb.de" zu seinem Sinneswandel. 

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Hans-Joachim Watzke
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Rheinmetall-Deal als Auslöser

Wer von den Mitgliedern zum Präsidenten des Vereins gewählt wird, ist nicht unerheblich für die ausgegliederte Kapitalgesellschaft. Denn der Vereins-Vorstand beruft über eine GmbH die Geschäftsführung der KGaA. 
Offiziell begründet Lunow seinen Wandel mit dem umstrittenen Rheinmetall-Deal aus dem vergangenen Jahr. Watzke und der umtriebige Marketingchef Carsten Cramer hatten einen Werbevertrag mit dem Rüstungskonzern abgeschlossen, der dem BVB über drei Jahre rund 20 Millionen Euro einbringt. Lunow stimmte dem Deal zunächst zu, wechselte auf der vergangenen Mitgliederversammlung dann ins Lager der Kritiker. 

Watzke selbst hat Lunow eingeführt

Wohl schon damals waren sich die einstigen Freunde nicht mehr grün. Watzke hatte Lunow vor 20 Jahren als seinen Nachfolger als Schatzmeister des Vereins vorgeschlagen und vor drei Jahren dafür gesorgt, dass Lunow sich letztlich erfolgreich um das Präsidentenamt bewirbt, als Vorgänger Reinhard Rauball ausschied.
Inzwischen gehen sich die einstigen Weggefährten so gut es geht aus dem Weg. Bei der Klub-WM in den USA sollen beide in unterschiedlichen Hotels logiert haben. Bei einem Fantreffen in Cincinnati verließ Lunow die Veranstaltung, als Watzke mit seiner Entourage eintraf. 
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Haltloses Compliance-Verfahren gegen Watzke

Wie die "Ruhr Nachrichten" berichteten, sah sich Watzke im Sommer plötzlich einem Compliance-Verfahren ausgesetzt, weil dieser angeblich im Jahr 2023 zwei Charterflüge dienstlich abgerechnet, aber privat genutzt habe. Die interne Prüfung stellte indes kein Fehlverhalten Watzkes fest: "Den beanstandeten Flügen lagen ausnahmslos dienstliche Anlässe zugrunde." Watzke selbst sagte dazu: "Damit ist die Sache für mich abgeschlossen."
 

Dass aus vertraulichen Gremien von Borussia Dortmund interne Details trotz allumfassender Verschwiegenheitsverpflichtungen aller Beteiligten an die Öffentlichkeit gelangen, empfinde ich allerdings als enttäuschend.

Hans-Joachim Watzke, BVB-Präsidentschaftskandidat

Der Wahlkampf hat schon begonnen, mit unabsehbaren Folgen für Lunow, Watzke, aber auch Borussia Dortmund. Ein unangenehmer, langer Wahlkampf irritiert auch deshalb, weil Watzke die besseren Chancen hat, gewählt zu werden.
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In den Gremien Mehrheit für Watzke

Lunow selbst stimmte mit seinen Vorstandskollegen dafür, die Mitgliederversammlung hybrid durchführen zu lassen. Demnach könnten alle rund 230.000 BVB-Mitglieder und nicht mehr nur die anwesenden bei der Wahl abstimmen. Unter allen Mitgliedern werden erheblich mehr Watzke-Anhänger vermutet. Bei den anwesenden Mitgliedern der Versammlung hätte das anders aussehen können.
Zudem sieht die Satzung eine Kampfkandidatur gar nicht vor und es steht zunächst nur ein Kandidat des Wahlausschusses zur Wahl. Erst wenn dieser in den ersten beiden Wahlgängen keine Mehrheit bekommt, kann auch jemand anderes vorschlagen werden. Und dass Watzke der Wahlausschuss-Kandidat wird, gilt als sicher. In den BVB-Gremien gibt es eine deutliche Mehrheit pro Watzke.

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Quelle: Reuters

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Quelle: dpa

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