Fußball-Bundesliga:Wieso wieder über 50+1 diskutiert wird
Erneut steht die 50+1-Regel im Fokus der Diskussionen im deutschen Profifußball. Doch wieso eigentlich? Und was genau ist die 50+1-Regel?
Wieder im Fokus der Diskussionen: Die 50+1-Regel der Bundesliga.
Quelle: imago imagesIm deutschen Profifußball gibt es einige Besonderheiten. Viele Spieler aus dem Ausland, die in der Bundesliga spielen, loben beispielsweise die außergewöhnliche Fankultur hierzulande.
Die Klubs selbst heben sich vor allem durch die 50+1-Regel international ab. Die wiederum steht aber immer wieder im Fokus öffentlicher Diskussionen. Wieso? Und was sagt sie überhaupt aus?
Was ist die 50+1-Regel?
Viele Fußballvereine im deutschen Profifußball sind keine klassischen Vereine mehr, sondern aus dem Verein ausgegliederte Profigesellschaften. Die 50+1-Regel reguliert den Einfluss, den Investoren auf diese haben können.
Die Deutsche Fußball-Liga steht vor zahlreichen Herausforderungen. Vor allem die Auslandsvermarktung muss besser werden, wollen die Bundesligaklubs international mithalten.
03.09.2025 | 5:23 minSie verlangt, dass der eingetragene Verein (e. V.) mindestens 50 Prozent plus eine Stimme an der ausgegliederten Profigesellschaft hat - also die Stimmhoheit über den Klub behält. Anders als beispielsweise in England kann so kein externer Investor mit viel Geld die volle Kontrolle über ein Team übernehmen.
In der Bundesliga gibt es aktuell zwei Ausnahmen von dieser Regel: Bayer 04 Leverkusen und der VfL Wolfsburg, dank der sogenannten Förderausnahme. "Diese Regelung ermöglicht es Investoren, nach 20 Jahren kontinuierlicher Beteiligung die Mehrheit an einer Profifußballabteilung zu übernehmen", erklärt Christoph Schneider aus der ZDF-Redaktion Recht und Justiz.
Wieso die Ausnahmefälle ein Problem sind
Und das könnte nun zum Problem werden. Zwar ergab eine rechtliche Prüfung des Bundeskartellamtes Anfang Juni, dass die Anwendung der 50+1-Regel grundsätzlich unbedenklich sei, es bemängelte jedoch die zwei Ausnahmefälle. Wieso?
Anders als bei anderen Klubs bestimmen bei Wolfsburg und Leverkusen die Konzerne hinter den Vereinen - die Mitglieder haben dort also kein Mitspracherecht. Das könnte die Regel rechtlich angreifbar machen.
Das Kartellamt hat gegenüber der DFL konkrete Nachbesserungen angeregt, um die rechtssichere Anwendung der Regel zu gewährleisten.
Christoph Schneider, ZDF-Redaktion Recht und Justiz
Carro im DFL-Aufsichtsrat: Was bedeutet das?
Als indirekte Reaktion bekannten sich mächtige Funktionäre wie Hans-Joachim Watzke auf der DFL-Vollversammlung vergangene Woche demonstrativ zu 50+1. Und noch etwas sorgte für Aufsehen: Mit Fernando Carro wurde der Geschäftsführer Leverkusens und einer der schärfsten Kritiker der Regulierung in den Aufsichtsrat gewählt.
Laut ZDF-Reporter Markus Harm soll das in der Diskussion um die Regel in erster Linie eines verdeutlichen: "Der Ligaverband spricht mit einer Stimme. Und nur mit einer Stimme."
Streit untereinander - so das Signal von der DFL-Vollversammlung in Berlin - gibt es nicht.
Markus Harm, ZDF-Reporter
Mit der Wahl des Spaniers in den Aufsichtsrat hätten sie "die Reihen geschlossen und auch dem schärfsten Kritiker der 50+1-Regel zu verstehen gegeben: Wir sind ein Team, wir spielen wie ein Team und wir kommunizieren wie ein Team."
DFL will Kompromisslösung
Und als solches wollen sie eine Kompromisslösung erzielen, wie es sie bisher gibt. Die 50+1-Regel soll erhalten bleiben - aber mit den aktuellen Sonderkonditionen.
"Watzke und Co. glauben sogar, dass unter der neuen Bundesregierung vielleicht auch das Kartellamt doch noch zurückrudert und die Ausnahmen akzeptiert. Daher betonte Fernando Carro den Satz: 'Wir haben doch bis jetzt mit den Ausnahmen ohne Probleme leben können'", führt Harm weiter aus.
Für vier Jahre:DFL: Watzke als Aufsichtsratsboss wiedergewählt
Und auch Schneider meint: "Nach aktuellem Stand sind die Ausnahmen der 50+1-Regel noch nicht geeignet, einen juristischen Dammbruch herbeizuführen."
Der Ball liegt beim Kartellamt
Dennoch ist die DFL bemüht, frühzeitig alle Zweifel aus dem Weg zu räumen. So hatte sie bereits angeboten, die Förderausnahme aus ihrer Satzung zu streichen.
Aber: Dann müssten auch Leverkusen und Wolfsburg die Kontrolle mehrheitlich an ihre Mitglieder abgeben und dürften laut europäischer Rechtsprechung keine Ausnahmen mehr bleiben - das scheint aktuell keine Option zu sein.
Der Ball liegt, sprichwörtlich, wieder beim Kartellamt. Sollte es sich entscheiden, die DFL bezüglich der Ausnahmen zum Handeln zu zwingen, dürfte es erneut spannend werden im deutschen Profifußball.
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