ZDF-Doku "Kopfsache": Wie sich DFB-Spielerinnen mental stärken

ZDF-Dokumentation "Kopfsache":Wie sich die DFB-Spielerinnen mental stärken

von Ralf Lorenzen
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Bei der Fußball-EM kommt es für die Spielerinnen auf vieles an: Taktik, Tagesform, Glück - aber vor allem auf mentale Stärke. Wie die erreicht werden kann, ergründet eine ZDF-Doku.

Auf einem grafisch gestalteten Farbverlauf schaut der Kopf von Fußball-Nationalspielerin Laura Freigang aus einem Loch
Fußball ist Kopfsache. Schauspielerin und Fußballfan Gisa Flake spricht deshalb mit deutschen Nationalspielerinnen wie Laura Freigang, Lea Schüller und Klara Bühl über mentale Stärke.01.07.2025 | 43:35 min
Druck kennt Gisa Flake aus ihrem Alltag als Schauspielerin nur zu gut. Doch in der ZDF-Dokumentation "Kopfsache" ist sie als Reporterin in einer anderen Hochleistungsbranche unterwegs: dem Profifußball. Auf einer Bühne zitiert sie den früheren Trainer Christoph Daum: "Wenn der Kopf richtig funktioniert, ist er das dritte Bein."

Wenn der Kopf nicht funktioniert

Was passiert aber, wenn der Kopf nicht richtig funktioniert? Diese Frage durchzieht den Film - genauso wie das Eingeständnis, dass mentale Stärke nicht selbstverständlich ist, sondern aktiv gefördert werden muss.

Fußball ist Kopfsache. Schauspielerin und Fußballfan Gisa Flake spricht wit deutschen Nationalspielerinnen wie Laura Freigang, Lea Schüller und Klara Bühl über mentale Stärke.
Die Doku gibt sehr persönliche Einblicke, wie die Spielerinnen mit Druck sowie Selbstzweifeln umgehen und wie mentale Stärke und Teamgeist zusammenwirken.

Am Samstag, 5. Juli, um 23:10 Uhr im TV

Ein aktuelles Beispiel liefert Tennisprofi Alexander Zverev. Nach seinem Erstrunden-Aus in Wimbledon sprach er ungewöhnlich offen über seine psychische Verfassung. "Im Moment ist es schwierig für mich, außerhalb des Tennisplatzes Freude zu finden", sagte er. Ein seltener Einblick in das Innenleben eines Sportlers, der selbst enge Begleiter überraschte.
Alexander Zverev bei der Pressekonferenz nach dem Wimblon-Aus in der 1. Runde
Alexander Zverev spricht nach seinem frühen Wimbledon-Aus von psychischen Problemen. Eine Therapie schließt er nicht aus. Ende Juli will er aber wieder spielen.02.07.2025 | 1:31 min

DFB-Spielerinnen haben schwere Phasen durchgemacht

Ganz anders erscheinen da die Bilder aus Zürich, wo sich die deutsche Frauen-Nationalmannschaft auf die Fußball-Europameisterschaft vorbereitet. Nicht nur beim gemeinsamen Singen mit Schlager-Ikone Wolfgang Petry ist die Stimmung ausgelassen und die Vorfreude auf das Turnier mit Händen greifbar.
Nichts deutet in diesen Bildern daraufhin, dass manche Spielerin auf dem Weg dorthin auch Phasen durchgemacht hat, in denen der Leistungsdruck übermächtig wurde. Diese Momente spürt Gisa Flake, selbst Fußballfan mit Eintracht-Braunschweig-Sozialisation, in Gesprächen mit Spielerinnen, Psychologen und Trainer:innen auf.

Schüller: "Bin nach Olympia in ein Loch gefallen"

Torjägerin Lea Schüller berichtet davon, nach den Olympischen Spielen in Paris, bei denen sie immerhin die Bronzemedaille gewann, "in ein Loch gefallen" zu sein. Laura Freigang gibt zu, den ersten Interviewtermin mit Flake abgesagt zu haben, weil sie die Reißleine ziehen und "neue Kräfte sammeln" musste.
Giulia Gwinn
Den Auftaktgegner der deutschen Frauen bei der EM 2025 hat Kapitänin Giulia Gwinn in guter Erinnerung. Gegen Polen traf sie in der Qualifikation zwei Mal.02.07.2025 | 1:48 min
Klara Bühl sagt, dass sie nach der "unbekümmerten" Anfangszeit jetzt in einer Phase sei, in der das Mentale eine große Rolle spiele, um in 40 Spielen konstant performen zu können. "Und deswegen muss man sich ein Stück weit mit sich selbst auseinandersetzen, was einem gut tut."

Spielerinnen haben individuelle Problemlösungen gefunden

Die Antworten darauf sind so individuell wie die Spielerinnen selbst. Für Bühl hilft es, ihre Gedanken aufzuschreiben. Schüller schöpft unter anderem Kraft aus der engen Beziehung zu ihrer Mutter. Für Sarai Linder ist neben dem Glauben die Erkenntnis wichtig: "Ich darf ein schlechtes Spiel haben." 

Sprechen ist immer noch die beste Therapie - sich jemandem zu öffnen, zu teilen, was im Kopf vorgeht.

Laura Freigang, Nationalspielerin

Diese Gespräche finden im Verein oder der Nationalmannschaft oft mit Sportpsycholog:innen oder Mental-Trainern statt - aber beileibe nicht nur. Auch im Teamumfeld entstehen Vertrauensräume. "Spielerinnen erzählen uns viel, wenn die Tür zu ist. Das soll ein Safe Space sein", sagt Omar Rüppel, Physiotherapeut beim VfL Wolfsburg.

Ein Hirn mit elf Spielerinnen

Die stärkste Szene der Doku zeigt ein gemeinsames Pasta-Kochen einiger Spielerinnen des FC Bayern. Zwischen Tomatensauce und Nudeln geht es zwar nicht ans Eingemachte, aber es wird deutlich, wie offen und kommunikativ sie mit den jeweiligen Stärken und Schwächen umgehen.
Jubel der deutschen Mannschaft nach dem Tor von Lea Schüller.
Die DFB-Frauen gewinnen das Topduell in der Gruppenphase der Nations League gegen die Niederlande mit 4:0. Damit lösen die deutschen Fußballerinnen das Ticket für das Final Four.30.05.2025 | 8:21 min
Nach dem 4:0 im Nations League-Spiel gegen die Niederlande in Bremen gegen Schottland sagt Flake, die das Spiel am Spielfeldrand miterlebt hat: "Ich hatte wirklich das Gefühl, ich sehe ein großes Hirn - bestehend aus elf Spielerinnen. Jede ist völlig anders, aber trotzdem funktioniert es."
Mental stark zu sein, bedeute eben nicht, immer alles im Griff zu haben. "Es heißt zu wissen, was man braucht - und sich das auch zu holen." Dies sei vielleicht die wichtigste Erkenntnis dieser Dokumentation: "Ein gutes Team besteht nicht nur aus Leistung, sondern aus Vertrauen und Kommunikation. Nicht perfekt zu sein, sondern bereit - für sich selbst und füreinander."

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