Spielabbruch in Buenos Aires:Entsetzen nach Gewalt-Exzessen bei Copa
Es herrscht Fassungslosigkeit nach den Ausschreitungen im Achtelfinale der Copa Sudamericana. Nun schieben sich beide Klubs die Schuld an den Vorfällen zu.
Ausschreitungen in Buenos Aires bei der Copa Sudamericana sorgen für Entsetzen.
Quelle: dpaMehr als 100 Festnahmen, 19 Verletzte, davon drei schwer: So lautet die Bilanz nach dem Achtelfinale der Copa Sudamericana zwischen dem argentinischen Klub Independiente und Universidad de Chile aus der Nacht zu Donnerstag.
Die Bilder der Attacken und die eines chilenischen Fans, der von der Tribüne sprang, um Angriffen zu entkommen, sorgen weiter für Entsetzen. Doch sie sind kein Einzelfall, sondern verdeutlichen die Sicherheitsprobleme im lateinamerikanischen Fußball.
Chiles Präsident: "Inakzeptable Lynchmorde"
Der chilenische Präsident Gabriel Boric sprach von "inakzeptablen Lynchmorden", die politisch verantwortlichen Instanzen in Argentinien weisen die Schuld von sich.
Gastgeber Independiente machte die Gäste für die Vorfälle verantwortlich, obwohl es laut des südamerikanischen Fußballverbandes CONMEBOL aufgrund "fehlender Sicherheitsgarantien seitens des Heimteams" keine Fortsetzung des Spiels gegeben hatte.
Die 104 festgenommenen chilenischen Fans sind inzwischen wieder frei. Boric gab am Freitag bei X bekannt, dass die argentinische Staatsanwaltschaft die Freilassung angeordnet habe. Zuvor hatte er seinen Innenminister nach Buenos Aires geschickt, um sich über den Zustand der Verletzten und der Festgenommenen zu informieren.
Zwölf Partien wurden in diesem Jahr laut Angaben der Spielergewerkschaft wegen Gewalt abgebrochen - nur in Chile. Im April starben zwei Fans bei einer Massenpanik in der Hauptstadt Santiago. Seit der Jahrtausendwende haben Brasilien, Argentinien und Kolumbien jeweils dreistellige Todeszahlen vermelden müssen.
Es herrsche die Vorstellung, "dass Stadien Orte sind, an denen Gewalttaten legitim sind, nicht nur körperliche Gewalt, sondern auch Rassismus und Homophobie", sagte der argentinische Soziologe Diego Murze der Nachrichtenagentur AFP.
Laut Murze gebe es eine "Stammeslogik, die im Fußball schon immer vorherrschte", einschließlich einer Kultur der Provokation zwischen Fans, die "in den letzten Jahren wieder aufgetaucht" sei.
In einem türkischen Erstligaspiel hat ein Vereinspräsident einen Schiedsrichter verprügelt – ein neues Maß der Gewalt, das auch der türkische Präsident Erdogan verurteilt.
12.12.2023 | 1:54 minKlubs verlangen biometrische Identifizierung
Die Sicherheitsvorkehrungen in Stadien auf dem ganzen Kontinent wurden längst verschärft. Einige Klubs verlangen eine biometrische Identifizierung und verfügen über Videoüberwachung auf den Tribünen. Die Technologie hilft, um gesperrte Straftäter zu identifizieren, kann aber Gewalt durch bislang unbekannte Personen mit maskierten Gesichtern oft nicht verhindern, wie bei den jüngsten Auseinandersetzungen in Argentinien.
Unter den geworfenen Gegenständen befand sich auch eine Blendgranate, die Partie in Buenos Aires wurde beim Stand von 1:1 in der 48. Minute zunächst unterbrochen und schließlich abgebrochen. Das Hinspiel hatte der chilenische Vertreter mit 1:0 für sich entschieden.
Stadion von Independiente vorerst geschlossen
Mittlerweile ist das Stadion von Independiente vorerst geschlossen worden. Der Klub werde seine Liga-Partie am Sonntag gegen Platense nicht in seinem eigenen Stadion bestreiten können, sagte der Sicherheitsminister der Provinz Buenos Aires, Javier Alonso, im Radiosender 10.
Der südamerikanische Dachverband Conmebol prüfte unterdessen mögliche Sanktionen gegen beide Klubs.
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