EM-Halbfinale: Warum in Frankreichs U21 die Besten fehlen
EM-Halbfinale gegen Deutschland:Warum in Frankreichs U21 die Besten fehlen
von Claudio Palmieri
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Frankreichs U21 hatte bei dieser EM Anlaufschwierigkeiten. Ein Ex-Juwel des FC Bayern gibt sich aber angriffslustig. Was erwartet das deutsche Team im Halbfinale?
Spätes Glück für Frankreich im Viertelfinale gegen Dänemark: Mathys Tel (rechts) erzielt den Siegtreffer und freut sich mit Ismaël Doukoure.
Quelle: Veronika Mihaliková/TASR/dpa
Eines ist Frankreichs U21-Nationalmannschaft vor dem Halbfinale der Europameisterschaft gegen Deutschland am Mittwoch (21 Uhr) sicher: Sie gehört schon jetzt zu den erfolgreichsten EM-Auswahlteams ihres Landes.
Stars überspringen das U21-Team
Denn: Frankreichs Ausbeute bei U21-Europameisterschaften ist schnell erzählt. 1988 gab’s den bisher einzigen Titelgewinn. 2002 erreichten die Franzosen das Finale. Vier Mal (1994, 1996, 2006, 2019) war im Halbfinale Endstation.
Von den Erfolgen, die Italien, Spanien (beide fünf EM-Titel), Deutschland oder England (je drei Titel) vorweisen, ist die Grande Nation bei der U21 weit entfernt. Der Grund liegt auf der Hand: Seit Jahren überspringen die besten Talente das älteste Nachwuchsteam.
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Kylian Mbappé führte die Équipe Tricolore 2018 mit 19 Jahren zum WM-Triumph. In der U21 spielte er nie. Désiré Doué, der beim 5:0 von Paris Saint-Germain im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand mit einem Doppelpack glänzte, lief ganze vier Mal für die U21 auf. Noch als 19-Jähriger debütierte er im März im A-Nationalteam.
Mannschaftskamerad Bradley Barcola - auch er hätte bei der U21-EM spielen dürfen - rückte zur EM 2024 in den Männerkader auf. Er spielt zurzeit wie Doué bei der Klub-WM. Gleiches gilt für Offensiv-Allrounder Rayan Cherki.
U21-Coach Gérald Baticle muss daher wie seine Vorgänger auf die größten Juwelen verzichten. Zudem sagten Eintracht Frankfurts Stürmerstar Hugo Ekitiké (Rückenprobleme) und Mittelfeldmann Enzo Millot vom VfB Stuttgart (familiäre Gründe) ab. Arnaud Kalimuendo (33 Spiele, 11 Tore) erhielt von seinem Klub Stade Rennes keine Freigabe.
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Wenig verwunderlich also, dass Les Bleuets bei dieser EM Anlaufzeit brauchten. Nach einem 0:0 gegen Portugal stellte Baticles Team gegen Georgien erst in der zwölfminütigen Nachspielzeit von 1:2 auf 3:2. Das 4:1 gegen Polen reichte nicht, um Portugal Platz eins in Gruppe C streitig zu machen.
Beim 3:2 im Viertelfinale gegen Dänemark am Sonntag bewiesen die Kleinen Blauen wiederum Nervenstärke. Quentin Merlin (84.) und Mathys Tel (85.) ersparten Frankreichs Nachwuchs die Verlängerung, in die Deutschland gegen Italien gehen musste.
Frankreich: Viel Ballbesitz, viele Torschüsse
Dennoch: Qualität ist vorhanden. Kein Team gab bisher mehr Torschüsse ab (77). In ihren vier Spielen hatten die Franzosen immer mehr Ballbesitz als der Gegner (56,8 Prozent im Schnitt). Nur England (60,8) und Spanien (58) haben höhere Anteile.
Anders als gegen Italien erwartet Deutschland ein offensiv ausgerichteter Gegner, der das Heft in die Hand nehmen kann - wenn auch selten über 90 Minuten. Ex-Bayern-Sturmtalent Tel, der vor kurzem nach einer halbjährigen Leihe fest von Tottenham Hotspur verpflichtet wurde, gibt sich nach seinem Siegtreffer gegen Dänemark selbstbewusst: "Wir glauben daran. Wir kennen Deutschland, wir haben zu Beginn der Saison in einem Freundschaftsspiel gegen sie gespielt. Wir sind zuversichtlich."
Mental sind wir eine der besten Mannschaften der EM.
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Mathys Tel, Stürmer
Beim 2:2 in Valenciennes im November verspielte Deutschland ein 2:0, Tel traf zum 1:2. In der U21 profitiert der 20-Jährige auch von Spurs-Mitspieler Wilson Odobert auf dem Flügel.
Djaoui Cissé, der Rhythmus-Geber der Franzosen
Der Star im Team, in dem sich mit Kiliann Sildillia (SC Freiburg), Castello Lukeba (RB Leipzig) und Jean-Mattéo Bahoya (Frankfurt) auch drei aktuelle Bundesliga-Legionäre befinden, ist aber ein eher Unbekannter.
Djaoui Cissé steht bei drei Treffern und wurde zwei Mal "Player of the Match". Die Technischen Beobachter der UEFA begründeten ihre Wahlen unter anderem mit der Art, wie der Mittelfeldmann von Stade Rennes den Rhythmus vorgibt.
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