Fußball, U21-EM: DFB-Junioren vor Halbfinale gegen Frankreich

EM-Halbfinale gegen Frankreich :U21: Das Spiel nach dem Schlüsselmoment

von Claudio Palmieri
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Den Charaktertest gegen Italien hat die deutsche U21 bestanden. Im EM-Halbfinale gegen Frankreich am Mittwoch wird es wohl mehr denn je auf die Kaderbreite ankommen.

U21-Nationalspieler Merlin Röhl im Training
U21-Nationalspieler Merlin Röhl sieht das schwierige Italien-Spiel als Lernmoment: "Wir wachsen daran"
Quelle: ddp | Fox-Images

Das EM-Halbfinale gegen Frankreich am Mittwochabend (21 Uhr): Für die deutsche U21 könnte es das Spiel nach dem großen Schlüsselmoment sein.
Fans der deutschen A-Nationalmannschaft kennen es: Irgendwann in einem Turnier, das gut angelaufen ist, kommt ein eher mühsamer Auftritt, der rückblickend - im Falle eines Titelgewinns - als Wendepunkt für den weiteren Verlauf durchgehen kann.
Der 1:0-Sieg im WM-Viertelfinale gegen die Tschechoslowakei 1990 und das 2:1 nach Verlängerung gegen Algerien 2014 sind die wohl bekanntesten Schlüsselspiele in der deutschen Fußballhistorie.
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Zittersieg gegen Italien als Schlüsselspiel?

Der 3:2-Zittererfolg in doppelter Überzahl nach Verlängerung gegen Italien im Viertelfinale könnte jetzt für die deutsche U21 einen Wendepunkt markieren. Bis Sonntag war die Europameisterschaft der DFB-Junioren ziemlich rund verlaufen. Um nicht zu sagen: fast schon zu rund.
Der angeschlagene Top-Torjäger Nick Woltemade durfte sich beim 2:1 gegen England im letzten Gruppenspiel schonen - genauso wie alle anderen Spieler, die gegen Slowenien (3:0) und Tschechien (4:2) in der Startelf gestanden hatten.
Die Stimmung im Team deckte sich mit den idyllischen Verhältnissen im Trainingslager in Modra. Dann kam Italien.
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Di Salvo hat nichts zu meckern

In einem Punkt hinkt der Vergleich zu den Turnieren der A-Nationalmannschaft aber: Anders als Franz Beckenbauer, der noch Jahre später auf das Viertelfinale 1990 schimpfte, und Joachim Löw, der 2014 "viel Licht, aber auch viel Schatten" erkannte, hatte U21-Cheftrainer Antonio Di Salvo keinen Grund zur Klage.
"Italien hat alles gegeben. Da muss man wirklich Respekt zollen", holte der 46-Jährige mit Blick auf seine Mannschaft aus: "So eine Situation in einem Viertelfinale, so lange in Überzahl zu sein und ein Tor machen zu müssen, weil alles andere unglaublich gewesen wäre: Das ist nicht so einfach."
Ein Einstellungsproblem konnte Di Salvo deshalb nicht ausmachen:

Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Ich weiß, dass ich 23 Spieler im Kader habe, die sich zerreißen für Deutschland.

U21-Cheftrainer Antonio Di Salvo

Röhl: DFB-Team wächst an solchen Spielen

Auch aus Sicht der deutschen Elf wird eher umgekehrt ein Schuh draus. Wer solche Geduldsspiele übersteht, kann weit kommen: So lautete der Tenor unter den Spielern.
"Das ist eine Erfahrung für das ganze Team, dass wir daraus lernen, mit diesen Momenten umzugehen. Es wird vielleicht noch so ein Moment kommen. Wir wachsen daran", sagte Merlin Röhl, der in der 117. Minute das erlösende 3:2 erzielte, nachdem sich Italien in doppelter Unterzahl mit einem Tor in der 96. Minute in die Verlängerung gerettet hatte.
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Kaderbreite Schlüssel zum EM-Titel?

"Wir haben gewonnen, wir stehen im Halbfinale", meinte Stürmer Nelson Weiper, der in der regulären Spielzeit zum 2:1 getroffen hatte. Nun wartet Frankreich: "Wenn man es so weit schafft, will man natürlich auch dieses Spiel gewinnen und im Finale stehen."
Dass mit Weiper und Röhl zwei Joker gegen Italien stachen, unterstreicht, warum Di Salvo stets von 23 Spielern spricht. Die Kaderbreite könnte gegen Frankreich der große Schlüssel zum EM-Finale sein. Das Halbfinale in der Ostslowakei - bisher spielte Deutschland ausschließlich im Westen des Landes - steigt nur 72 Stunden nach dem Viertelfinale. Mit DFB-Kapitän Eric Martel und Innenverteidiger Max Rosenfelder sind außerdem zwei Stammkräfte angeschlagen.
"Sie haben natürlich einen kleinen Vorteil. Sie haben früher gespielt und nicht so lang wie wir", merkte Weiper mit Blick auf die Franzosen an, die Dänemark am frühen Sonntagabend in 90 Minuten mit 3:2 besiegten:

Die, die bei uns durchgespielt haben, werden alles geben. Physio, Eistonne - und regenerieren.

DFB-Stürmer Nelson Weiper vor dem Frankreich-Spiel

"Viel ausruhen ist nicht", betonte auch Röhl: "Es war gut, dass wir die ersten beiden Spiele gewinnen und deshalb ein bisschen rotieren konnten. Das hat uns in der zweiten Reihe Selbstbewusstsein und Spielminuten gegeben."

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Quelle: Reuters

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