Studie der Bertelsmann-Stiftung:Firmen werben kaum mit Familienfreundlichkeit
Familienfreundlichkeit wird nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bislang nur selten in Stellenanzeigen erwähnt. 2024 versprachen nur etwa 16 Prozent entsprechende Angebote.
In vielen Stellenanzeigen wird laut einer Analyse nur selten mit Familienfreundlichkeit geworben.
Quelle: dpaIm Kampf um Fachkräfte werben Unternehmen in Deutschland nach einer Analyse der Bertelsmann-Stiftung in Stellenanzeigen zu wenig mit Familienfreundlichkeit. Im vergangenen Jahr versprachen nur 16,4 Prozent der Jobangebote Familienfreundlichkeit, wie die am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung ergab.
12 Prozent der Anzeigen hätten sich zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bekannt, lediglich 2,7 Prozent Unterstützung bei der Kinderbetreuung angeboten. Die Studie untersuchte den Angaben zufolge sämtliche rund acht Millionen Stellenausschreibungen, die vergangenes Jahr in Deutschland veröffentlicht wurden. Eric Thode, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann-Stiftung, kritisiert:
Das 'Ja' zur Familienfreundlichkeit fehlt in der Mehrzahl der Stellenanzeigen.
Eric Thode, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann-Stiftung
Fachkräfte fehlen inzwischen fast überall – und der Mangel wird immer größer. Ein Betrieb in Rheinland-Pfalz nutz die Chance, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben.
05.08.2025 | 1:35 minWenn Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels bestehen wollten, müssten sie deutlich machen, dass ihnen die flexible Arbeitsgestaltung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf am Herzen liege. "Sonst verliert das Unternehmen den Wettbewerb um die besten Köpfe - egal ob Frauen oder Männer."
Die Bewerbung war erfolgreich, der Vertrag ist unterschrieben – doch zum Beginn der Ausbildung taucht der oder die Auszubildende nicht auf. Das passiert Firmen immer häufiger.
28.07.2025 | 2:40 minFlexible Gestaltung der Arbeitszeit
Laut der Stiftung kommt auch die flexible Gestaltung der Arbeitszeit häufig zu kurz: Nur 14 Prozent der Ausschreibungen erwähnten, dass Arbeitnehmer den Umfang ihrer Arbeitszeit selbst wählen können. In immerhin 25 Prozent der Anzeigen werde angeboten, die Arbeitsstunden in der Woche flexibel und nach eigenem Bedarf zu verteilen. Nach der Auswertung verlangten 18 Prozent der Jobangebote, dass Bewerbende in ihrem Arbeitsalltag ein hohes Maß an "Flexibilität" an den Tag legen.
Bei Jobs mit höherer Qualifikation wie einem Masterabschluss müssen Bewerber bei der Mobilität flexibler sein. Dafür zeigen sich die Arbeitgeber hier bei 21,4 Prozent der Stellenanzeigen familienfreundlicher. Auf dem Niveau von Helferjobs sind es nur 11,2 Prozent.
Die Schön Klinik testet eine 4-Tage-Woche für Pflegekräfte, was zu höherer Zufriedenheit und vielen Bewerbungen führt. Das Modell stärkt die Personalbindung trotz Bedenken zur wirtschaftlichen Tragfähigkeit.
04.06.2025 | 1:54 minUnterschiede bei Frauen und Männern
Große Unterschiede zeigen sich beim Vergleich von traditionellen Frauen- und Männerberufen. Bei typischen Frauenberufen etwa in der Altenpflege bieten knapp ein Viertel der Anzeigen die Möglichkeit an, über den Umfang der wöchentlichen Arbeitszeit mitzuentscheiden.
Dies findet sich laut der Studie aber nur in sieben Prozent der Ausschreibungen für männerdominierte Berufe. Jobs mit hohem Männeranteil wiesen häufiger höhere Anforderungen an die Arbeitszeit auf, etwa was Schichtdienst oder Rufbereitschaft betrifft - auf Kosten familiärer Interessen.
Im Juli haben sich in Deutschland knapp drei Millionen Menschen arbeitslos gemeldet - das sind 171.000 mehr als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote steigt auf 6,3 Prozent.
31.07.2025 | 0:20 min"Damit haben Frauen weniger Möglichkeiten, sich auf männerdominierte Berufe zu bewerben", so Michaela Hermann, Mitautorin der Studie. "Und die Sorgearbeit liegt weiterhin überwiegend bei Frauen, weil Männer ihrerseits seltener Vereinbarkeitsangebote erhalten. Hier sollten Unternehmen unbedingt nachbessern."
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