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Deutsche Brauereien in Sorge:Bierabsatz sinkt auf historisches Tief
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Der Brauer-Bund blickt mit Sorge auf die Entwicklung: Der Bierabsatz in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2025 so gering ausgefallen wie noch nie seit Beginn der Messung.
Der Bierabsatz in Deutschland ist im ersten Halbjahr stark zurückgegangen. Erstmals seit mehr als 30 Jahren lag die Menge in einem Halbjahr unter vier Milliarden Liter. Der Absatz sank um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 3,9 Milliarden Liter, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.
Der Deutsche Brauer-Bund erklärte, neben der demografischen Entwicklung sei aktuell die "massive Konsumzurückhaltung der Verbraucher" ein Grund. Positiv sei aber der andauernde Boom der alkoholfreien Biere.
80 Prozent von Bierabsatz für Inlandsverbrauch
Der Bierabsatz von Januar bis Juni sank laut Statistikamt erstmals seit Beginn der Zeitreihe 1993 auf unter vier Milliarden Liter. Ähnlich hoch wie im ersten Halbjahr war der Absatzrückgang demnach nur zu Beginn der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2020 und im zweiten Halbjahr 2023 gewesen.
Vier Fünftel (81,9 Prozent) des gesamten Bierabsatzes waren im ersten Halbjahr für den Inlandsverbrauch bestimmt. Hier fiel der Absatz um 6,1 Prozent. Das restliche Bier ging ins Ausland oder wurde steuerfrei als Haustrunk an Angestellte abgegeben - hier betrug der Rückgang 7,1 Prozent. Der Export in EU-Staaten schrumpfte um 5,0 Prozent, der in Drittländer um 9,9 Prozent.
Brauer-Bund blickt mit Sorge auf Exportgeschäft
Der Brauer-Bund erklärte, er sehe "mit großer Sorge, dass sich die geopolitischen Risiken dramatisch vergrößern und die Unsicherheiten im Exportgeschäft zunehmen". Das umstrittene Zollübereinkommen der EU mit den USA werde den Druck auf die exportierenden deutschen Brauereien nochmals deutlich erhöhen - die USA sind demnach der zweitgrößte Drittlandsmarkt der deutschen Brauer.
Der Verband spricht von einem "extrem forderndem Jahr", weil die knapp 1.500 Brauereien in Deutschland auch weiterhin unter einem "enorm hohen Kostendruck" stünden - die Kosten für Rohstoffe, Energie, Personal, Verpackung und Logistik seien gestiegen, könnten aber "nur zu einem kleinen Teil über Preiserhöhungen an den Lebensmittelhandel weitergeben" werden.
Lichtblick: Alkoholfreie Biersorten
Hauptgeschäftsführer Holger Eichele blickt auch auf das Konsumklima mit Sorge: "Ähnlich wie bei Gastronomie und Handel schlägt das schlechte Konsumklima auch auf die Brauereien voll durch."
Die Situation der Gastronomie ist besorgniserregend, viele Betriebe kämpfen ums Überleben und haben sich seit der Pandemie nicht mehr erholt.
Holger Eichele, Deutscher Brauer-Bund
Für die Brauereien gibt es aber auch einen kleinen Hoffnungsschimmer: Bei den Biermischungen - Bier gemischt mit Limonade, Cola, Fruchtsäften und anderen alkoholfreien Zusätzen - wurde im ersten Halbjahr ein deutliches Absatzplus verzeichnet. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum wurden 8,0 Prozent mehr Mischungen abgesetzt. Sie machten mit 220,8 Millionen Litern allerdings nur 5,6 Prozent des gesamten Bierabsatzes aus.
Auch die Entwicklung der alkoholfreien Sorten bleibt ein Lichtblick: Im vergangenen Jahr wurde mit 579 Millionen Litern fast doppelt so viel alkoholfreies Bier produziert wie noch zehn Jahre zuvor. Auch alkoholreduzierte Mischgetränke wie zum Beispiel Radler legten seit 2014 zu, wenn auch nur um 9,3 Prozent auf 364 Millionen Liter.
Quelle: AFP, dpa, Reuters
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