mit Video
Analyse
Handelsstreit:Wer zahlt wirklich für Trumps Zölle?
von Dennis Berger
|
Donald Trump nimmt mit Strafzöllen Milliarden ein. Doch ob das den USA wirklich nützt, bleibt fraglich.
In US-Häfen klingelt täglich die Kasse. Entladen Arbeiter deutschen Stahl oder europäische Autos, fließt Geld in den Staatshaushalt. Trumps Strafzölle greifen - trotz Gnadenfristen: Auf Stahl und Aluminium erhebt die Regierung 50 Prozent Aufschlag, auf Autos und Autoteile 25 Prozent. Auch der zehnprozentige Basiszoll auf alle anderen Waren bleibt bestehen.
Für den US-Haushalt hat das Folgen. Experten der Universität von Pennsylvania analysieren regelmäßig die Zahlen des Finanzministeriums. Ihr Ergebnis: Bis zum 24. Juni brachte der Zoll im laufenden Jahr rund 95,6 Milliarden Dollar ein - fast 135 Prozent mehr als im Vorjahr. Das entspricht etwa 600 Millionen Dollar pro Tag.
Zahlen allein überzeugen nicht
Trump pries die Strafzölle schon bei ihrer Einführung als Erfolg. "Amerika wird bald wieder sehr reich sein", verkündete er im April. Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild. Allein die Einkommensteuer spült mehr als das 25-fache der Zolleinnahmen in die Kasse: 2,4 Billionen Dollar im Jahr 2024. Sie deckt die Hälfte des US-Staatshaushalts. Die Zolleinnahmen erscheinen dagegen mickrig.
Eine YouGov-Umfrage im Frühjahr ergab: 53 Prozent der in Deutschland Befragten wollten US-Produkte "bestimmt" oder "wahrscheinlich" meiden. Eine neue Untersuchung zeigt: Deutsche Verbraucher kaufen weiterhin US-Produkte. Laut dem Marktforschungsunternehmen NIQ zeigen 25 Lebensmittelsegmente keine spürbaren Verluste für US-Marken im Vergleich zu deutschen.
Die Experten sagen: Der Preis, nicht die Moral, bestimmt das Kaufverhalten. Steigen die Preise deutlich, könnte sich das Verhalten schnell ändern. In Kanada hingegen gab es bereits eine Kampagne, die an die Moral appellierte: Die "Buy Canadian"-Bewegung führte zu spürbarem Konsum-Nationalismus.
Die Experten sagen: Der Preis, nicht die Moral, bestimmt das Kaufverhalten. Steigen die Preise deutlich, könnte sich das Verhalten schnell ändern. In Kanada hingegen gab es bereits eine Kampagne, die an die Moral appellierte: Die "Buy Canadian"-Bewegung führte zu spürbarem Konsum-Nationalismus.
Trump behauptete zudem, die Zölle könnten die Einkommensteuer ersetzen. "Das ist hanebüchen", sagt Samina Sultan vom Institut der deutschen Wirtschaft. Die Außenhandelsexpertin warnt, die "volle Zollkeule" sei zwar noch nicht ausgepackt. Doch die Vorstellung, Strafzölle könnten den US-Haushalt sanieren, hält sie für illusorisch.
US-Strafzölle: Wer zahlt wirklich?
Noch vor der Einführung der Zölle deckten sich US-Firmen mit Waren ein. Die Importzahlen aus China stiegen sprunghaft. Dennoch blieb die Inflation bislang moderat. Doch das könnte sich ändern.
Die Ruhe vor dem Sturm
Experten wie Sultan warnen: Das ist nur eine Atempause. Unternehmen haben ihre Lager gefüllt und schlucken die höheren Kosten. Doch das geht nicht ewig. Wenn die Vorräte schwinden und die Margen weiter sinken, dürften die Preise steigen.
Wir erwarten im Sommer einen Effekt auf die Preise in den USA, weil die Lager irgendwann leerlaufen.
Samina Sultan, Senior Economist für europäische Wirtschaftspolitik und Außenhandel am IW
Die Verbraucherstimmung in den USA hat bereits gelitten. "Das liegt auch an der Verunsicherung durch die Zollpolitik", erklärt Sultan.
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Das Haushaltsdefizit der USA ist im Geschäftsjahr 2024 auf 1,8 Billionen Dollar gestiegen - das drittgrößte in der Geschichte des Landes. Angesichts des immensen Schuldenbergs seien die Zolleinnahmen nur "ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Sultan.
Würde Trump die Zölle weiter erhöhen, stiegen die Preise zu stark, meint sie: "Dann tritt eher der Effekt ein, dass weniger importiert wird und die Zolleinnahmen sinken." Und wenn das "Big Beautiful Bill", wie Trump sein Steuersenkungsgesetz nennt, umgesetzt wird, dann stiegen die Schulden noch weiter.
Dennis Berger arbeitet im Team Wirtschaft und Finanzen.
Mehr zu Trumps Zöllen
Söhne rudern zurück:Trump-Handys wohl doch nicht "Made in the USA"
mit Video
Annäherung im Handelsstreit:Trump: Deal mit China steht
mit Video
Freihandel eingeschränkt:Wie die US-Zölle deutsche Logistiker treffen
von Julian Schmidt-Farrent