Reutlingen: Bosch will bis zu 1.100 Stellen streichen

Werk in Reutlingen:Bosch will bis zu 1.100 Stellen streichen

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Der Autozulieferer Bosch will im baden-württembergischen Reutlingen über 1.000 Stellen abbauen. Ziel: Kosten senken, Strukturen wettbewerbsfähiger machen.

Robert Bosch GmbH Firmengebäude in Reutlingen
Bosch plant großen Stellenabbau in Reutlingen.
Quelle: Imago

Der Autozulieferer Bosch will seinen Standort in Reutlingen neu aufstellen und auch Stellen streichen. Die Steuergerätefertigung dort sei nicht mehr wettbewerbsfähig, teilte der Konzern mit. Man müsse Strukturen anpassen und Kosten senken. 

Konzentration auf Halbleiter

Künftig sollen in Reutlingen vor allem Halbleiter gefertigt werden. Auf Basis dieser Planungen rechne man bis Ende 2029 mit einem Anpassungsbedarf von bis zu 1.100 Stellen. Betroffen sind sowohl die Fertigung als auch die Produktion von Steuergeräten sowie die Verwaltung. 
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Hintergrund sind verschärfte Marktbedingungen in der Steuergerätesparte, deutlich sinkende Stückzahlen sowie ein zunehmender Wettbewerbs- und Preisdruck. Bereichsvorstand Dirk Kress teilte mit:

Wir müssen unsere Aufstellung schnell an die raschen Veränderungen im Markt anpassen und die Wettbewerbsfähigkeit steigern, um den Standort nachhaltig zu stärken.

Dirk Kress, Bereichsvorstand

Der Markt sei durch neue Anbieter hart umkämpft, sagt Kress. Bosch macht nicht nur die schwächelnde Konjunktur Probleme, sondern insbesondere, dass etwa Daimler in einigen wichtigen Sparten nicht mehr auf Bosch setzt, sondern in China einkauft.

Noch keine Entscheidung über Maßnahmen

Kress teilte weiter mit: "Der erforderliche Stellenabbau fällt uns nicht leicht, ist zur Zukunftssicherung des Standorts jetzt aber dringend erforderlich." Bosch habe Arbeitnehmervertreter und Belegschaft in Reutlingen über die Situation informiert. Es gebe noch keine Entscheidung über mögliche Maßnahmen. 

Nun sollen demnach Gespräche aufgenommen werden. Man wolle gemeinsam mit dem Betriebsrat eine Lösung finden und die Umsetzung der Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich gestalten, sagte Kress.
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Parallel zum Umbau investiert Bosch weiter in den Halbleiterbereich. Bis Ende 2025 wird die Reinraumfläche in Reutlingen demzufolge um mehr als 5.000 Quadratmeter erweitert, um dort Siliziumkarbid-Chips zu produzieren. Bei E-Autos ermöglichen diese Halbleiter größere Reichweiten und effizientere Ladevorgänge, da durch sie weniger Energie verloren geht. 

Von den Plänen nicht betroffen sind die Bereiche Bosch eBike Systems und Bosch Sensortec. Insgesamt beschäftigt Bosch rund 10.000 Mitarbeitende in Reutlingen. Die Stadt liegt ungefähr 30 Kilometer südlich von Stuttgart.


Viele Abbauprogramme in den vergangenen Jahren

Beim weltgrößten Autozulieferer mit Sitz in Gerlingen bei Stuttgart gibt es seit Ende 2023 eine ganze Reihe von Abbauprogrammen. Tausende Jobs sollen in den kommenden Jahren weltweit wegfallen. Mit den Anpassungen in Reutlingen summiert sich der Stellenabbau mittlerweile auf mehr als 14.000 Stellen - ein großer Teil davon im Zulieferbereich in Deutschland. 
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Bosch-Chef Stefan Hartung rechnete zuletzt angesichts der Wirtschaftslage und dem Wandel in der Autoindustrie mit weiteren Streichungen. Ende 2024 hatte das Unternehmen weltweit 417.900 Beschäftigte - und damit 11.500 weniger als ein Jahr zuvor. In Deutschland sank die Mitarbeiterzahl um 4.400 auf 129.800 (minus 3,3 Prozent).
Etwa 460 Stellen werden wohl auch bei einer Tochterfirma von Bosch abgebaut. Die Bosch Engineering müsse auf Überkapazitäten und den Kostendruck reagieren und sich wettbewerbs- und zukunftsfähig aufstellen, teilte eine Firmensprecherin mit. Die Stellen sollen bis Ende 2027 weltweit abgebaut werden. Am Hauptsitz in Abstatt bei Heilbronn und Holzkirchen bei München sollen den Angaben nach 380 Jobs wegfallen.
Quelle: dpa, ZDF

Krise bei Autozulieferern