"Grüner" Stahl: ArcelorMittal stoppt Pläne - Kritik von IG Metall

IG Metall entrüstet:"Grüner" Stahl auf Eis: Kritik an ArcelorMittal

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Trotz bereitgestellter Fördergelder stoppt der Stahlkonzern ArcelorMittal seine Pläne für umweltfreundlich produzierten Stahl. Kritik kommt von Gewerkschaft und Betriebsrat.

Stahl aus dem Stahlwerk der Firma Arcelor Mittal Bremen. (Archiv)
Die IG Metall kritisiert ArcelorMittal für seinen Stopp der umweltfreundlichen Produktion.
Quelle: dpa

Die Industriegewerkschaft Metall und der Betriebsrat des Bremer Stahlwerks von ArcelorMittal haben den Stahlkonzern scharf für den Stopp seiner Pläne für umweltfreundlich produzierten Stahl kritisiert:

Die IG Metall Bremen und die IG Metall Betriebsräte werten diese Entwicklung als ernsthafte Bedrohung der Zukunft des Bremer Werkes

Erklärung der IG Metall und des Betriebsrates

Die für kommende Woche geplanten Betriebsversammlungen seien abgesagt, stattdessen sei die Belegschaft zu einer Kundgebung aufgerufen.
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ArcelorMittal: Umweltfreundliche Produktion nicht wirtschaftlich

Am Donnerstag hatte ArcelorMittal bekanntgegeben, dass es seine Pläne zur Dekarbonisierung der beiden Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt in Brandenburg "leider nicht weiterverfolgen" könne. Grund seien die Marktsituation und die fehlende Wirtschaftlichkeit einer CO2-reduzierten Stahlproduktion.
Die Ampel-Regierung hatte 2024 Fördergelder in Milliardenhöhe für die industrielle Transformation in Deutschland bereitgestellt. ArcelorMittal sollte für die Standorte Bremen und Eisenhüttenstadt 1,3 Milliarden Euro Fördergeld bekommen. Insgesamt sollte das Gesamtprojekt 2,5 Milliarden Euro kosten. Mit der Entscheidung nimmt der Konzern die staatlichen Fördergelder nicht in Anspruch.
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Dafür sollten Elektrolichtbögen gebaut werden, die mit erneuerbarem Strom und einem erhöhten Einsatz von Recyclingschrott Stahl produzieren. In Bremen sollte zudem eine Direktreduktionsanlage entstehen, in der aus Eisenerz zunächst mit Erdgas und langfristig mit grünem Wasserstoff ein Stahl-Vorprodukt hergestellt wird. Grüner Wasserstoff wird mit Erneuerbaren Energien hergestellt.

IG Metall: Glaubwürdigkeit erschüttert

"Die Absage an eine Direktreduktionsanlage deutete sich bereits an, aber die Ankündigung, bis auf Weiteres keinen Elektrolichtbogenofen in Bremen zu bauen, hat die Glaubwürdigkeit des Unternehmens gegenüber der Belegschaft, der Bremer Politik und der Bremer Bürgerinnen und Bürger erschüttert", erklärten IG Metall und Betriebsrat in Bremen nun.
Das Konzept für den Bau eines solchen Ofens habe längst gestanden, die Pläne hätten nur noch auf die Umsetzung gewartet - doch der Konzern habe sich nach und nach zurückgezogen.

Mit dieser Absage an die eigene Dekarbonisierungsstrategie soll der Druck auf die politischen, energie- und marktbezogenen Rahmenbedingungen nochmals erhöht werden.

IG Metall und Betriebsrat ArcelorMittal

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Linken-Chefin: "Alarmsignal für Industriestandort"

Linken-Chefin Ines Schwerdtner sprach von einem "Alarmsignal für den Industriestandort Deutschland". Die Entscheidung zeige, "dass Konzerninteressen über Beschäftigungssicherung, Nachhaltigkeit und regionale Entwicklung gestellt werden", erklärte sie. Es sei jedoch klar, dass es "ohne Transformation keine Zukunftsfähigkeit" gebe.

Ob es sich um ein taktisches Manöver zur Durchsetzung weiterer Subventionen handelt oder um eine endgültige Kehrtwende, ist offen.

Ines Schwerdtner, Parteivorsitzende Die Linke

Sie forderte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) dazu auf, "die Zukunft der Stahlindustrie endlich zur Chefsache zu machen", internationalen Konzernen ihre Grenzen aufzuzeigen und die öffentliche Kontrolle des Stahlsektors auszubauen.
Der Bremer Senat sprach von einer "Absage der Dekarbonisierung der Hütten". Der Senat sei tief enttäuscht und verärgert, nachdem Politik und Unternehmen so lange gemeinsam an einer Perspektive für das Bremer Stahlwerk gearbeitet hätten. Der Senat habe unter großen Anstrengungen gut 250 Millionen Euro für den Umbau des Stahlwerkes bereitgestellt.
Quelle: AFP, dpa

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