Skandalöser Prinz Andrew: Historiker veröffentlicht neues Buch

Neues Enthüllungsbuch:Sex und Skandale: Prinz Andrew am Abgrund

Wolf-Christian Ulrich, ZDF-Korrespondent im Gespräch mit Antje Pieper
von Wolf-Christian Ulrich
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Sexbesessen, geltungssüchtig, abgehoben: Ein neues Buch könnte dafür sorgen, dass Prinz Andrew für immer aus der Öffentlichkeit verschwindet. Und es bringt die Krone in Bedrängnis.

Prinz Andrew blickt ernst in die Kamera.
Prinz Andrew hegte jahrelang eine enge Verbindung zu Jeffrey Epstein. Ein neues Buch enthüllt Details.
Quelle: dpa

Prostituierte am laufenden Band, ein schmarotzerhaftes Playboy-Leben, zweifelhafte Geschäfte und weitaus länger Kontakte zum verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein als zuvor bekannt. Mit "Entitled: The Rise and Fall of the House of York" rechnet der britische Historiker Andrew Lownie auf 456 Seiten mit Prinz Andrew ab.
Mit 300 Quellen aus dem Umfeld des Prinzen hat Lownie gesprochen. Das Ergebnis ist auf fast jeder Seite schockierend. Wie eine Szene in Thailand, wo Prinz Andrew 2006 beim Thronjubiläum von König Bhumibol das Vereinigte Königreich vertrat.

Prinz Andrew soll 40 Prostituierte auf dem Zimmer gehabt haben

Vor den Feierlichkeiten habe er sich in vier Tagen 40 Prostituierte aufs Zimmer führen lassen, schreibt Lownie. Als Andrew hörte, dass ein befreundeter Adliger ebenfalls vor Ort war, "begannen beide Prinzen, sich gegenseitig ihre Lieblingsmädchen zu schicken. Als freundliche Geste", so Lownie in seinem Buch.
Archivbild: König Charles III, Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward bei der Beisetzung von Queen Elizabeth II.
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Lownie will Belege für Kontakte zu Epstein haben

Besonders überrascht war Autor Andrew Lownie, als sich herausgestellt habe, dass Prinz Andrew und seine ehemalige Frau Sarah Ferguson zehn Jahre länger Kontakt und Zugang zum Sex-Netzwerk von Jeffrey Epstein gehabt hätten, als zuvor bekannt.
"Das war keine flüchtige Freundschaft, wie sie glauben machen wollen, sondern recht eng," so Andrew Lownie zum ZDF.

Was mich überrascht hat: Andrew hatte sogar seine eigene Suite in Epsteins Haus, die Britannia Suite.

Andrew Lownie, Autor und Historiker

"Entitled": Prinz Andrew hatte hohe Ansprüche

"Entitled" lässt sich in etwa mit "Anspruchsdenken" übersetzen. Während etwa Prinzessin Anne, die an diesem Freitag 75 Jahre alt wird, über Jahre hinweg eisern einen rigiden Terminkalender an Verpflichtungen abarbeitete, schienen Prinz Andrew und seine damalige Ehefrau Sarah Ferguson davon auszugehen, dass ihnen durch Geburt und Adel ein luxuriöser Lebensstil zustehe.
Großbritannien, London: Aktivisten hängen ein Plakat, das US-Präsident Donald Trump und Jeffrey Epstein zeigt, an einer Bushaltestelle in der Nähe der US-Botschaft auf.
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Und andere hätten ihn zu finanzieren: Freunde, Bekannte, Firmen, Gönner und die königliche Familie bezahlten dafür offenbar Millionen - wie Lownie auf vielen Seiten minutiös vorrechnet.

Sie nahmen an, dass sie machen können, was sie wollen, ohne Rücksicht auf andere. Und glauben, dass sie ihren Status zu ihrem persönlichen Vorteil nutzen können.

Andrew Lownie, Autor und Historiker

Sarah Ferguson als Verschwenderin

Lownie beschreibt nicht nur ein Leben in Saus und Braus, das andere finanzierten. Er schildert, wie abfällig Andrew mit seinem Personal umgegangen sei. Wie luxuriöse Reisen für wohltätige Zwecke Hilfsgelder verschlangen. Wie Sarah sich Abend für Abend eine ganze Rinderhälfte, eine Lammkeule und ein Huhn auftischen ließ, angerichtet wie bei einem mittelalterlichen Bankett. Oft sei es dann weggeworfen worden, weil die Herzogin und ihre Töchter lieber Chips gegessen hätten.
Sarah Ferguson (Archiv) soll fürstlich bewirtet worden sein.
Sarah Ferguson in Sandringham
Quelle: Reuters

Dies alles in Zeiten, in denen Millionen Rentner im Vereinigten Königreich um ihren Heizkostenzuschuss bangen und auf Arzttermine warten. Für den Palast könnte "Entitled" deshalb zum Alptraum werden: Gießt es doch tonnenweise Wasser auf die Mühlen der Monarchie-Gegner. Lownie beschreibt sich selbst als Anhänger der Monarchie. Doch die müsse sich ändern. Der Palast mache Druck, damit Andrews Skandale nicht an die Öffentlichkeit dringen, so Lownie.

Der Palast hat beide Augen zugedrückt. Nicht nur die Höflinge. Auch Queen Elisabeth II ließ all dies geschehen.

Andrew Lownie, Historiker

Neuer Schatten über den Windsors
:Spionage-Drama: "Andrew ist toxisch"

Der Spionage-Vorwurf gegen einen Bekannten von Prinz Andrew wirft Schatten auf das britische Königshaus. Charles müsse Andrew aus der Öffentlichkeit heraushalten, sagt ein Experte.
Prinz Andrew, Duke of York

Lownie: Prinz Andrew kommt nicht zurück

Nach allem, was "Entitled" enthüllt, glaube er nicht, dass Andrew je zurück ins öffentliche Rampenlicht trete, so Lownie zum ZDF. Der Palast sei außerdem besorgt darüber, was Sarah Ferguson bereit sei, für Geld auszuplaudern. Denn Konflikte gibt es reichlich hinter den Kulissen.
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Weil Prinz Andrew schlecht über Meghan Markle gesprochen habe, sei es zwischen deren Ehemann Prinz Harry und Prinz Andrew zum Faustkampf gekommen, und Harry habe Andrew dabei eine blutige Nase geschlagen, schreibt Lownie. Harry bestreitet die Szene, droht mit Klage - doch der sieht der Historiker gelassen entgegen: Er sei sich seiner Quellen sehr sicher.
Wolf-Christian Ulrich ist ZDF-Korrespondent für das Vereinigte Königreich und Irland.

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Quelle: dpa

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