Über 1.400 Tote nach Erdbeben:Nachbeben erschüttert Afghanistan
Während die Suche nach Erdbeben-Verschütteten weiterläuft, erschüttert ein Nachbeben der Stärke 5,2 Afghanistan. Die Zahl der Todesopfer steigt auf mehr als 1.400.
Das gestrige Erdbeben in Afghanistan ist eines der schwersten der letzten Jahrzehnte. Die Opferzahlen steigen weiter an, die Rettungsarbeiten sind schwierig.
02.09.2025 | 1:35 minDas Erdbebengebiet im Osten Afghanistans kommt nicht zur Ruhe: Ein Nachbeben der Stärke 5,2 erschütterte am Dienstagabend (Ortszeit) die Region.
Die Zahl der Opfer des ersten schweren Erdbebens stieg unterdessen auf mehr als 1.400 Tote und mehr als 3.100 Verletzte, wie ein Sprecher der Taliban-Regierung auf der Plattform X mitteilte. Damit zählt es zu den schwersten Erdbeben in dem Land seit Jahrzehnten.
X-Post des Taliban-Sprechers
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Nach dem jüngsten Nachbeben seien noch keine neuen Opfer oder Schäden gemeldet worden, sagte der Chef der Katastrophenbehörde der Provinz Kunar, Ehsanullah Ehsan. Das Epizentrum des Nachbebens, das laut der US-Erdbebenbehörde (USGS) die Stärke 5,2 hatte, lag nur wenige Kilometer entfernt von dem des schweren Bebens, das in der Nacht zum Montag nahe der Großstadt Dschalalabad Tausende Familien in Panik versetzt und Hunderte Menschen in den Tod gerissen hatte.
Das Epizentrum des ersten Bebens soll rund 200 Kilometer von der Hauptstadt Kabul entfernt liegen.
Quelle: ZDFSuche nach Verschütteten geht weiter
Einsatzkräfte suchten am Dienstag weiter nach Verschütteten. Die Rettungs- und Bergungsarbeiten seien "die ganze Nacht über" fortgesetzt worden, sagte der Leiter der Katastrophenschutzbehörde der Provinz Kunar, Ehsan. In abgelegenen Dörfern gebe es immer noch Verletzte, die dringend ins Krankenhaus gebracht werden müssten. Teilweise räumten Dorfbewohner mit bloßen Händen die Trümmer einfacher Lehm- und Steinhäuser weg, um Verschüttete zu befreien.
"Es gibt viele, viele Tote, mehr als man ursprünglich dachte", sagt Stefan Recker, der für eine Hilfsorganisation in Kabul ist. Eine solche Zerstörung habe er noch nie erlebt.
03.09.2025 | 5:11 minNach Angaben der USGS hatte das erste Erdbeben eine Stärke von 6,0. Demnach ereignete es sich in einer Tiefe von acht Kilometern. Auf das Beben folgten mehrere Nachbeben.
Gebiet schlecht erschlossen
"In den am stärksten betroffenen Gebieten wurden ganze Dörfer zerstört, während heftige Regenfälle und Überschwemmungen vor dem Erdbeben einen Großteil der Berggebiete unzugänglich gemacht haben", teilte die Organisation International Rescue Committee (IRC) mit. "Wir sind zutiefst besorgt über die zusätzliche Belastung, die diese Katastrophe für die gesamte humanitäre Hilfe in Afghanistan mit sich bringen wird."
UN-Vertreter Indrika Ratwatte sagte, die Suche nach Menschen, die unter den Trümmern eingeschlossen sind, sei ein Wettlauf gegen die Zeit. Wände von Holz- und Lehmbauten seien auf schlafende Bewohner gefallen. Für ihn stehe außer Frage, dass die Zahl der Opfer noch deutlich steigen wird. Ratwatte forderte die internationale Gemeinschaft auf, sich zu engagieren. "Es geht um Entscheidungen über Leben und Tod", sagte er.
Wir dürfen die Menschen in Afghanistan nicht vergessen, die mit zahlreichen Krisen und Schocks konfrontiert sind und deren Widerstandsfähigkeit an ihre Grenzen gestoßen ist.
Indrika Ratwatte, UN-Vertreter
Die Europäische Union kündigte an, eine Million Euro an humanitäre Organisationen in der Region weiterzuleiten, um den Menschen vor Ort zu helfen. Darüber hinaus werde die EU rund 130 Tonnen Hilfsgüter aus eigenen Beständen spenden. Dabei handele es sich unter anderem um Zelte, Kleidung, medizinische Hilfe und Material zur Wasseraufbereitung.
Das Erdbeben in Afghanistan hat viel Verwüstung hinterlassen. Die EU stellt nun Hilfsgüter im Wert von einer Million Euro bereit, um die Menschen vor Ort zu unterstützen.
02.09.2025 | 2:47 minAfghanistan immer wieder von Erdbeben heimgesucht
Afghanistan wird immer wieder von schweren Erdbeben heimgesucht, insbesondere in der Hindukusch-Bergkette, wo die indische und die eurasische tektonische Platte aufeinandertreffen.
Im vergangenen Jahr kamen bei einer Reihe von Erdbeben im Westen des Landes mehr als 1.000 Menschen ums Leben. Die Katastrophe verdeutlicht einmal mehr, wie schutzlos eines der ärmsten Länder der Welt Naturkatastrophen ausgesetzt ist.
Aber warum ist das Land am Hindukusch so anfällig? Alle wichtigen Fragen und Antworten dazu finden Sie hier:
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