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Die Details des Coups:So gelang der Ukraine der Angriff in Russland
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Tausende Kilometer von der Front entfernt trafen ukrainische Drohnen Russlands Bomberflotte ins Herz. Hinter der "Operation Spinnennetz" steckt eine monatelange Geheimoperation.
Der spektakuläre Drohnen-Schlag der Ukraine gegen mehrere russische Militärflugplätze war eine beispiellose Geheimdienstoperation. Nun werden immer mehr Details der sogenannten "Aktion Spinnennetz" bekannt - Planung, Vorbereitung und die konkrete Ausführung tief in Russland, tausende Kilometer von der Front entfernt, erinnern an einen Thriller.
Eine Kartenansicht zeigt die Lage der russischen Luftwaffenstützpunkte "Olenia", "Iwanowo", "Djagilewo" und "Belaja".
Quelle: ZDFheute
Ukrainische Kampfdrohnen hatten am Sonntag mehrere Luftwaffenbasen innerhalb Russlands angegriffen, von denen regelmäßig Angriffe gegen die Ukraine geflogen worden waren. Unbestätigte Videos und Bilder, die im Internet gepostet wurden, zeigen beispielsweise brennende strategische Bomber auf dem Luftwaffenstützpunkt Belaja nördlich von Irkutsk in Sibirien.
SBU-Chef Wassyl Maljuk mit Plänen russischer Flugplätze - Angriff mitten ins Herz der feindlichen Bomberflotte.
Quelle: epa
Aktion offenbar eineinhalb Jahre lang geplant
Die Aktion wurde offenbar akribisch und von langer Hand geplant. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht bei X von einer Vorbereitungszeit von eineinhalb Jahren. Der Kiewer Sicherheitsanalyst Jimmy Rushton schreibt bei X, der Geheimdienst habe zunächst heimlich mit Sprengstoff beladene Kampfdrohnen und mobile Holzcontainer nach Russland gebracht. Die Container seien auf Laster verladen und die Drohnen in den Dächern der Holzcontainer versteckt worden.
Im richtigen Moment öffneten sich die Dächer der Container ferngesteuert, und die Drohnen flogen los, um die russischen Bomber anzugreifen.
Jimmy Rushton, Sicherheitsanalyst
Fotos sollen die Holzcontainer und Drohnen zeigen:
Posting von Jimmy Rushton bei X
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Offenbar wurde in russischen Immobilienportalen sogar die Werkstatt gefunden, in der die Drohnen-Container zusammengebaut wurden: Sie liegt in der russischen Stadt Tscheljabinsk im Ural. Auf Fotos einer Halle in Immobilienanzeigen sind dieselben Details zu sehen wie auf Fotos, die die Drohnen in den Holzkisten zeigen.
Anhand vieler Merkmale wurde eine Lagerhalle identifiziert, in der die Drohnen nach ukrainischen Angaben vorbereitet wurden.
Geheimdienst spricht von Milliardenschaden
Auf einem weiteren bei X geposteten Video ist offenbar der Start einer solchen Kampfdrohne von einem Laster aus zu sehen. Der Lkw ist danach offenbar in Flammen aufgegangen, wie ein weiterer Clip zeigt. Auf einem anderen, nicht verifizierten Video ist zu sehen, wie Menschen auf einen der Lastwagen klettern, offenbar um zu verhindern, dass Drohnen starten können.
Die Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar. Das russische Militär bestätigte jedoch die Attacken, sprach von "Terrorangriffen" und "einigen" beschädigten Flugzeugen bei Murmansk und Irkutsk.
Screenshot eines der Videos, das offenbar den Start einer Drohne aus einem Container zeigt.
Wie groß die Schäden für die russische Luftwaffe tatsächlich sind, lässt sich bisher schwer schätzen. Der ukrainische Geheimdienst SBU teilte mit, es seien insgesamt über 40 russische Maschinen im Gesamtwert von sieben Milliarden Dollar zerstört worden. Demnach seien Kampfflugzeuge vom Typ Tupolew Tu-95 sowie Tu-22 und spezielle Frühwarnflugzeuge vom Typ Berijew A-50 getroffen worden. Russland habe damit laut SBU 34 Prozent seiner strategischen Bomberflotte verloren, die Marschflugkörper absetzen können. Unabhängig prüfen ließ sich diese Darstellung bisher nicht.
Angesichts der fortwährenden russischen Angriffe auf das im Februar 2022 überfallene Land greift die Ukraine seit einiger Zeit selbst Ziele in Russland an. Möglicherweise gehört dazu auch die Zerstörung zweier Brücken in russischen Regionen an der Grenze zur Ukraine, bei denen nach Behördenangaben mindestens sieben Menschen starben. Russische Politiker sprachen von Sabotage und machten die Ukraine für die Sprengungen der Brücken in den Regionen Brjansk und Kursk verantwortlich.
Mit Material von dpa und Reuters.
Visualisierung: Jan Schneider.
Visualisierung: Jan Schneider.
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