Bolivien: Stichwahl entscheidet über künftige Präsidentschaft

Machtwechsel in Sicht:Bolivien steuert auf Stichwahl zu

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Der Favorit scheitert, der politische Machtwechsel naht: In Bolivien soll eine Stichwahl über die Präsidentschaft entscheiden. Die Linke kassiert eine historische Niederlage.

Ein Unterstützer von Rodrigo Paz hält eine Bolivienfahne auf einer Demonstration
Nach 20 Jahren linker Regierungen in Bolivien konnte bei den Präsidentschaftswahlen keine absolute Mehrheit erreicht werden. Am 19. Oktober ist eine Stichwahl geplant.18.08.2025 | 0:24 min
In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Bolivien hat überraschend der christdemokratische Senator Rodrigo Paz mit gut 32 Prozent die meisten Stimmen geholt. Er tritt nun in einer Stichwahl am 19. Oktober gegen den rechtsgerichteten Ex-Präsidenten Jorge "Tuto" Quiroga an, der rund 27 Prozent der Stimmen erhielt.
Der Unternehmer Samuel Doria Medina, der sämtliche Umfragen angeführt hatte, landete mit 20 Prozent auf dem dritten Platz.
Mitglieder der bolivianischen Militärpolizei blockieren eine Straße.
Letztes Jahr eskalierten die Proteste um Ex-Präsident Morales in Bolivien. Bewaffnete Unterstützer von Morales sollen drei Kasernen gestürmt und Soldaten als Geiseln genommen haben. 02.11.2024 | 0:23 min

Paz und Quiroga werden in Stichwahl antreten

In der Stichwahl treten die beiden Kandidaten gegeneinander an, die im ersten Durchgang die meisten Stimmen erhielten, also Paz und Quiroga. Neben der Präsidentenwahl wurde auch ein neues Parlament bestimmt.

Die Wirtschaft soll den Menschen gehören, nicht dem Staat.

Rodrigo Paz, Christdemokratische Partei Bolivien

Paz sagte am Wahlabend vor Anhängern in La Paz, das bolivianische Volk habe seinen Wunsch nach "Wandel" zum Ausdruck gebracht. Er appellierte an das Parlament, ihm dabei zu helfen, das seit zwei Jahrzehnten geltende Wirtschaftsmodell zu ändern, "das für den Staat arbeitet und nicht für die Bolivianer".
Lamas auf einer Weide
Der weltweite Quinoa-Boom hat in Bolivien Spuren hinterlassen. Statt in Mischkulturen mit Lamas wurde in Monokulturen und ohne Pausen angebaut. Was bleibt, sind zerstörte Böden. 02.08.2025 | 1:30 min

Bolivien: Politischer Machtkampf

Die Politik war lange vom Machtkampf zwischen Ex-Präsident Evo Morales und dem scheidenden Staatschef Luis Arce der linken Partei "Movimiento al Socialismo" (MAS) geprägt. Die Wahl markiert einen Einschnitt im politischen Machtgefüge.
Arce trat wegen sinkender Beliebtheit nicht mehr an. Ihn sowie seine Partei MAS machten viele Wählerinnen und Wähler für die Wirtschaftskrise verantwortlich. Morales durfte wegen der verfassungsrechtlichen Amtszeitbegrenzung nicht mehr antreten. Zudem sieht sich Morales einem Haftbefehl wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen ausgesetzt.
Trotz juristischer Probleme hat der erste indigene Präsident des Landes noch immer viele Anhänger. Vor der Wahl hatte Morales die Bevölkerung dazu aufgerufen, ungültige Stimmen abzugeben.
Welterbe - Sucre in Bolivien
2.800 Meter über dem Meeresspiegel liegt Sucre, die historische Hauptstadt Boliviens. Wegen der charmanten Atmosphäre und der wunderschönen, kolonialen Architektur zählt Sucre zum Unesco-Welterbe.21.07.2025 | 3:33 min

Aktuell regierende Linkspartei abgestraft

Die Wahl fand inmitten einer schweren Wirtschaftskrise statt, und erwartungsgemäß wurde die seit 20 Jahren regierende Linkspartei MAS abgestraft. Ihr Präsidentschaftskandidat Eduardo del Castillo holte nur 3,1 Prozent der Stimmen.
Baden-Württemberg, Stuttgart: Ein Fahrgestell mit Batterie für ein E-Auto steht während der Eröffnungsfeier des Mercedes Benz eCampus, die der Bundeswirtschaftsminister im Rahmen seiner mehrtägigen Sommerreise besucht, in einer Halle.
Lithium ist ein wichtiger Stoff in der Energiewende. Deutschland ist bislang von Importen abhängig.08.11.2024 | 1:32 min
Die Inflationsrate in Bolivien liegt bei fast 25 Prozent und es herrscht ein Mangel an Treibstoff. Für die internationale Politik spielt Bolivien auch wegen seiner großen Lithiumvorkommen eine wichtige Rolle. Deutsche Unternehmen hoffen auf bessere Investitionsbedingungen unter einer neuen Regierung.

Linker Kandidat wurde bei Stimmabgabe attackiert

Am Rande der Abstimmung kam es zu Zwischenfällen. Der linke Kandidat Andrónico Rodríguez wurde nach seiner Stimmabgabe von mutmaßlichen Anhängern des Ex-Präsidenten Morales mit Steinen attackiert.
Anstatt den linken Kandidaten zu unterstützen, der einst als sein politischer Erbe galt, hat Morales Rodríguez als Verräter gebrandmarkt. Wenige Stunden zuvor war am selben Ort die Detonation eines Sprengsatzes gemeldet worden. Über Verletzte lagen zunächst keine Informationen vor.
Quelle: dpa, AP, AFP, Reuters, epd

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