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Trotz Verbots:Teilnehmerrekord bei Budapester Pride-Parade
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In Budapest sind so viele Teilnehmer wie noch nie zur Pride-Parade gekommen. Sie demonstrierten auch gegen die rechtsnationale Politik Orbans.
Trotz eines von Ministerpräsident Viktor Orban veranlassten Verbots sind Menschen in nie zuvor gesehener Zahl für die Rechte sexueller Minderheiten durch Budapest gezogen. Die Veranstalter sprachen von 200.000 Teilnehmern der 30. Budapester Pride-Parade. Medien nannten eine Zahl von mindestens 100.000. Es war die größte Pride in 30 Jahren und eine der machtvollsten Kundgebungen in der modernen Geschichte Ungarns.
Angesichts der restriktiven Politik Orbans hatte die Pride-Parade in diesem Jahr eine besondere politische Bedeutung.
Es geht nicht nur darum, Homosexuelle zu repräsentieren. Es geht darum, für die Rechte der Ungarn einzutreten.
18-jähriger Student Akos Horvath auf der Pride
Die Präsidentin der Pride, Viktoria Radvanyi, sagte: "Dieses Jahr ist die Budapester Pride nicht nur eine Feier, sie ist eine starke internationale Stellungnahme." Die Veranstalter setzten auf ein starkes Signal gegen Orbans Gesetze gegen queere Menschen. Auf einem großen Plakat stand "Freiheit und Liebe können nicht verboten werden".
Regierung wollte Parade verbieten
Die Orban-Regierung schränkt seit Jahren unter dem Vorwand des Kinderschutzes die Rechte queerer Menschen ein.
Nach Lesart der Regierung und einem Beschluss der Polizei war die Parade verboten, weil seit März alle Veranstaltungen untersagt sind, bei denen Kinder von nicht-heterosexuellen Lebensweisen erfahren könnten.
Bei Pride-Paraden demonstrieren Menschen für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans und queeren Menschen (LGBTQ).
Budapests Bürgermeister gegen Orban
Der links-grün-liberale Budapester Bürgermeister Gergely Karacsony sah das anders und positionierte sich offen gegen die Regierung Orban.
Karacsony erklärte die Pride zu einer offiziellen Feier der Hauptstadt Budapest, bei der das Versammlungsrecht nicht gelte. Deswegen benötige die Pride auch keine Genehmigung der Polizei.
Am Samstag ging er mit anderen oppositionellen Politikern an der Spitze des bunten Umzugs, den Regenbogen- und Europafahnen dominierten. "Euch sieht man nicht an, dass man euch verboten hätte", rief er in seiner Ansprache in die Menge.
Ihr habt der aufgeblasenen, hasserfüllten Regierungsmacht den Stinkefinger gezeigt.
Gergely Karacsony, Budapester Bürgermeister
Teilnehmern drohen Geldstrafen
Dem Umzug schlossen sich rund 70 Europaabgeordnete an, unter ihnen der deutsche Grünen-Abgeordnete Daniel Freund sowie die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister mehrerer europäischer Städte. Auch die EU-Kommissarin für Gleichberechtigung, Hadja Lahbib, nahm daran teil.
Über den Teilnehmern hing das Damoklesschwert einer Bestrafung wegen der Teilnahme an einer "illegalen" Kundgebung. Orban machte zwar am Freitag deutlich, dass die Polizei nicht hart gegen die Pride-Parade durchgreifen werde. Teilnehmern der Veranstaltung droht aber eine Geldstrafe von bis zu 500 Euro.
Den Organisatoren der Veranstaltung könnte eine einjährige Freiheitsstrafe drohen. Entlang der Pride-Parade-Strecke installierten die Behörden zahlreiche Kameras.
Quelle: dpa, AFP, Reuters
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