US-Wahl: Warum das Electoral College so mächtig ist

US-Wahl erklärt:Warum das Electoral College so mächtig ist

von Caroline Drees, Washington D.C.
|

Das Wahlsystem in den USA gilt als veraltet und verleiht Wählern in wenigen Bundesstaaten unverhältnismäßig viel Macht. Eine Reform ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Es ist ein Mann zu sehen, wie er seinen Wahl-Zettel einwirft.

Das Electoral College beeinflusst das Wahlergebnis der Wahlen in den USA und wie die Wahlmänner den Präsidenten bestimmen.

Quelle: AP

Zweimal ist es in der jüngsten Vergangenheit passiert: Ein demokratischer Präsidentschaftskandidat hat die Mehrheit der Stimmen bei der Wahl in den USA bekommen, aber ein republikanischer Kandidat zog ins Weiße Haus ein. Im Jahr 2000 gewann George W. Bush, 2016 Donald Trump - dass sie Präsidenten werden konnten, liegt am Wahlsystem.

Warum das Wahlsystem in den USA umstritten ist

In den USA wird der Präsident oder die Präsidentin indirekt über das Electoral College gewählt. Es besteht aus 538 Wahlleuten, die in der Hauptstadt zusammenkommen. Jeder Bundesstaat entsendet unterschiedlich viele, je nach Einwohnerzahl. Um die Wahl zu gewinnen, braucht ein Kandidat die Stimmen von mindestens 270 Wahlleuten.

"Markus Lanz - Amerika ungeschminkt": Markus Lanz mit den Trump-Ladies sitzend auf der Veranda, mit der Lokalpolitikerin und Gründerin des Trump-Hauses, Leslie Rossi, im roten Kleid.

Markus Lanz - Amerika ungeschminkt: Am 5. November 2024 wählen die USA einen neuen Präsidenten .

01.10.2024 | 64:00 min

Wo das "Winner takes it all"-Prinzip gilt

In 48 Staaten gilt das "Winner takes all"-Prinzip: Der Präsidentschaftskandidat, der die Mehrheit der Stimmen bekommt, gewinnt alle Wahlleute aus dem Bundesstaat. Alle Stimmen, die an den anderen Kandidaten gingen, verfallen. Nur in Maine und Nebraska werden die Wahlleute proportional zum Wahlergebnis entsandt.

41 Tage nach der Präsidentschaftswahl stimmen die Wahlmänner und -frauen im Geheimen ab. Da sie meist führende Köpfe der Parteien sind, passiert es kaum, dass sie nicht dem Wahlergebnis in ihrem Bundesstaat entsprechend abstimmen. Denn die sogenannten "Treuelosen" können mancherorts mit Geldstrafen belegt oder disqualifiziert werden.

Experte: Electoral College ist veraltet

Das Electoral College sei ursprünglich einem "Misstrauen gegenüber Demokratie" entsprungen, sagt Christian Lammert, Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin gegenüber ZDFheute. In den Anfängen der amerikanischen Demokratie, als es noch kein Internet, keine Nachrichten in dem Umfang wie heute gab, sei es normalen Bürgerinnen und Bürgern nicht zugetraut worden zu entscheiden, wer Präsident wird.

Stattdessen wurden Experten - politische Eliten - aus den lokalen Parlamenten nach Washington geschickt, um eine Wahl zu treffen. Das habe sich mit der Zeit immer weiter demokratisiert, so Lammert und sei dennoch "historisch veraltet". Lange wurde argumentiert, der Vorteil des Electoral College sei, dass es klare Sieger generiere. Seit die USA so extrem polarisiert sind, sei das aber nicht mehr der Fall, sagt Lammert.

Reform unwahrscheinlich

Eine Studie des Pew Research Center zeigt, dass fast zwei Drittel der US-Bevölkerung eine Reform des Wahlsystems befürworten. Sie wünschen sich, dass die tatsächliche Mehrheit der Stimmen zählt.

Dass das Electoral College auf Bundesebene reformiert wird, ist Lammert zufolge im Augenblick höchst unwahrscheinlich. Denn das Wahlsystem ist in der Verfassung festgeschrieben - und um die zu ändern, bräuchte es Mehrheiten im Kongress und unter den Bundesstaaten. Die gibt es momentan nicht, "weil zumindest eine der Parteien immer glaubt, sie könne von der Logik profitieren", so Lammert.

TV-Duell

Die Debatte der beiden Vizepräsidenten-Kandidaten im US-Wahlkampf: JD Vance von den Republikanern gegen Tim Walz von den Demokraten. Die Debatte war hart, aber relativ sachlich.

02.10.2024 | 2:03 min

Es gibt aber einen informellen Weg, das Wahlsystem zu ändern: Einige Bundesstaaten haben ein Abkommen geschlossen, um eine Direktwahl des Präsidenten durchzusetzen. Bislang sind 17 Staaten und der District of Columbia dabei. In Kraft tritt der Pakt aber erst, wenn die Bundesstaaten gemeinsam mindestens 270 Wahlmännerstimmen auf sich vereinen können. Aktuell kommen sie auf 209 Wahlmännerstimmen.

Präsidentschaftswahl in den USA
:Trump vs. Harris: So steht es in den Umfragen

Donald Trump oder Kamala Harris: Wer wird sich die Präsidentschaft in den USA sichern? Wie steht es in den Umfragen und wie funktioniert das US-Wahlsystem?
von Robert Meyer
Donald Trump und Kamala Harris, dahinter ein Liniendiagramm mit ihren Umfragewerten
mit Video

Mehr US-Wahl erklärt

  1. Parteitag der Demokraten in den USA

    US-Wahl erklärt:Wofür Trump und Harris viele Spenden brauchen

    von Sophie Steinfeld
    mit Video

  2. Stickerrolle mit "I Voted" Aufkleber

    US-Präsidentschaftswahl erklärt:Wie in den USA das Wählen erschwert wird

    von Caroline Drees
    mit Video

  3. Typical: Weißes Haus in Washington

    US-Wahl erklärt:Wie viel Macht hat der US-Präsident?

    von Christina Wolson
    mit Video

  4. Donald Trump und sein Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance begrüßen sich bei einer Wahlkampfveranstaltung.

    US-Wahl erklärt:Was genau macht der US-Vizepräsident?

    von Christina Wolson
    mit Video

Mehr zu den Wahlen in den USA

  1. Das US-Kapitol in Washington, DC.
    Schwerpunkt

    Nachrichten & Analysen:Wahlen in den USA


  2. Kapitol in Washington - Gerrymandering ist vor den Zwischenwahlen in den USA wieder Thema
    Story

  3. Kamala Harris steht an einem Rednerpult. Sie lächelt.
    Thema

    Nachrichten & Hintergründe:Kamala Harris


  4. Donald Trump spricht auf einer Wahlkampfveranstaltung in ein Mikrofon
    Thema

    Nachrichten & Hintergründe:Donald Trump


  5. Das Repräsentantenhaus versucht, zusammenzutreten, kann dies jedoch nicht, da die texanischen Demokraten am Dienstag, den 12. 8. 2025, im Texas Capitol in Austin das Quorum gebrochen haben.
    FAQ

    Machtmissbrauch durch Trump?:In Texas eskaliert ein Streit um Wahlkreise

    Katharina Schuster, Washington D.C.
    mit Video

  6. Ein Wahlschild und eine amerikanische Flagge sind vor einem Vorwahlbüro in Dearborn, Michigan zu sehen

  7. Das Bild zeigt eine Vorstellung des Textbots ChatGPT

  8. Robert F. Kennedy Jr. und Donald Trump

    Hegseth, Rubio, Kennedy und Co.:Trump-Regierung: Das sind die Mitglieder

    mit Video

  9. US-Präsident Donald Trump spricht zu Reportern an Bord der Air Force One auf seinem Flug von Las Vegas nach Miami

  10. US-Soldaten errichten einen Stacheldrahtzaun an der Grenze zu Mexiko.

    Einwanderung aus Mexiko:Trump will weitere 1.500 Soldaten an US-Grenze

    mit Video

  11. Donald Trump sitzt im Oval Office und hält einen Brief in der Hand.
    FAQ

    USA und die EU: Unsichere Zeiten:Trump 2.0: Was bedeutet das für die EU?

    von Paul Schubert, Brüssel
    mit Video

  12. Donald Trump
    Liveblog

    Amtseinführung von Donald Trump:Trump entlässt Regierungsmitarbeiter