Ex-Diplomat Ischinger:"Unnötige Geisterdebatte" über Bodentruppen
Die Debatte über europäische Bodentruppen in der Ukraine hält Wolfgang Ischinger für unnötig. Viel wichtiger sei es, dass die Ukraine den Angreifer Russland abschrecken könne.
Die beste Sicherheitsgarantie sei die "militärische und geheimdienstliche Ausstattung" der Ukraine, so Wolfgang Ischinger, Stiftungs-Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz.
20.08.2025 | 6:34 minDer frühere Top-Diplomat Wolfgang Ischinger hat die Diskussion über die Entsendung europäischer Bodentruppen in die Ukraine im Falle eines Friedensabkommens als "unnötige Geisterdebatte" bezeichnet. Im ZDF-Morgenmagazin sagte der ehemalige Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz:
Aus russischer Sicht wäre die Präsenz einer britischen, französischen, deutschen Brigade oder Division in der Ukraine praktisch gleichbedeutend mit Nato-Mitgliedschaft.
Wolfgang Ischinger
Und eben diese Nato-Mitgliedschaft schließe Russland kategorisch aus, betonte Ischinger. "Deswegen dürfen wir getrost davon ausgehen, dass das Allerletzte, was Putin bei Friedensverhandlungen, bei einem Text, der auszuhandeln ist, akzeptieren würde, die Präsenz von deutschen oder englischen oder französischen Truppen in der Ukraine sein wird."
Die Armeechefs der Nato-Staaten beraten heute über die Lage in der Ukraine. Was die Nato zur Friedenslösung beitragen könnte, ordnet ZDF-Korrespondentin Ina Baltes ein.
20.08.2025 | 1:05 minIschinger: Ukraine zum "Stachelschwein" machen
Die Debatte sei deshalb unnötig und verschrecke zu viele Menschen. Viel wichtiger sei es, dass die Ukraine so ausgestattet werde, dass sie "wie ein Stachelschwein" den Angreifer aus Russland abschrecken könne, sagte Ischinger. "Das ist die beste Sicherheitsgarantie."
Der Tiger traut sich nicht ans Stachelschwein, wenn es wehtut.
Wolfgang Ischinger
Die Armeechefs der Nato-Staaten treffen sich in einer virtuellen Schalte, um über die Sicherheitslage und die Ukraine zu reden. ZDF-Korrespondentin Baltes mit einer Einschätzung.
20.08.2025 | 1:10 min"Neue transatlantische Normalität"
US-Präsident Donald Trump hatte sich dazu bereit erklärt, europäische Friedenstruppen aus der Luft abzusichern. Insbesondere Deutschland, Frankreich und Großbritannien sollten Bodentruppen in die Ukraine entsenden, sagte er dem US-Sender Fox News. Den Einsatz von amerikanischen Bodentruppen in der Ukraine schloss Trump aus.
... ist Präsident des Stiftungsrats der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC). Zuvor war er der Vorsitzende der MSC, Staatssekretär des Auswärtigen Amts und deutscher Botschafter in Washington und London.
Insgesamt sehe er eine "neue transatlantische Normalität", sagte Ischinger im ZDF. "Aber ich sehe kein einziges Indiz für eine Konzessionsbereitschaft auf russischer Seite. Mit anderen Worten: Wir sind auf dem Weg vom Krieg zum Frieden weder in Alaska noch in Washington wirklich einen konkreten wesentlichen Schritt vorwärts gekommen."
Nach dem Gipfel in Washington versuchen die europäischen Ukraine-Unterstützer, Sicherheitsgarantien für das angegriffene Land zu organisieren. Doch die Rolle der USA bleibt unklar.
19.08.2025 | 2:52 minÜber Wladimir Putin, den er bereits persönlich getroffen hatte, sagte der Ex-Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, dass der russische Staatspräsident durch seine lange Amtszeit ein "mit allen Wassern gewaschener Verhandlungstaktiker" sei. Zu Trump sage Putin nicht nein, sondern Ja mit Bedingungen. "Das sind ja alles unannehmbare Bedingungen."
Zusammengefasst hat das Interview Katia Rathsfeld. Geführt hat es Andreas Wunn.
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