Generalbundesanwaltschaft:Nord-Stream-Sprengung: Verdächtiger festgenommen
Die Bundesanwaltschaft hat in Italien einen Ukrainer festnehmen lassen. Ihm wird eine Beteiligung bei der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines vorgeworfen. Was wir wissen.
Einer der mutmaßlichen Drahtzieher der Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines ist in Italien festgenommen worden. Der tatverdächtige Ukrainer soll nach Deutschland überführt werden.
21.08.2025 | 2:45 minDie Bundesanwaltschaft hat im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines einen Verdächtigen in Italien festnehmen lassen.
Der ukrainische Staatsangehörige Serhii K. wurde in San Clemente von italienischen Beamten in Gewahrsam genommen. Offenbar hatte er dort mit seiner Familie Urlaub gemacht. Er sitzt nun in einem örtlichen Gefängnis, eine Überstellung nach Deutschland steht an.
Nach der Festnahme eines Ukrainers in Italien spreche das Gesamtbild dafür, dass der Mann im Namen seines Landes gehandelt habe, so ZDF-Rechtsexpertin Sarah Tacke bei ZDFheute live.
21.08.2025 | 10:54 minOstsee-Pipelines: Saboteure sollen Segelyacht genutzt haben
Ihm und einer Reihe von Mithelfern wird vorgeworfen, im September 2022 nahe der dänischen Ostseeinsel Bornholm Sprengsätze an den Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 platziert zu haben. "Bei dem Beschuldigten handelte es sich mutmaßlich um einen der Koordinatoren der Operation", teilt die Bundesanwaltschaft mit.
Nord-Stream-Ermittlungsakten zeigen, wie dicht deutsche Ermittler einem mutmaßlichen Saboteur auf den Fersen waren. Eine Rekonstruktion von ZDF frontal und Spiegel.
20.11.2024 | 3:12 minFür den Transport soll die Gruppe um K. eine Segelyacht genutzt haben, die mit gefälschten Ausweisdokumenten angemietet wurde, so der Generalbundesanwalt. Laut Recherchen von ZDF frontal geht es um die "Andromeda", einem 15 Meter langen Boot, auf dem Ermittler Spuren von militärischem Sprengstoff festgestellt haben.
Der 49 Jahre alte Mann, der wohl eine Vergangenheit in der ukrainischen Armee haben soll, hielt sich wohl bereits seit einigen Tagen mit seiner Familie an der Adria-Küste auf. Nach Informationen von ZDF frontal wurde die lokale Polizei alarmiert, weil Sergii K. beim Check-in in seiner Unterkunft ein Ausweisdokument mit seinem echten Namen vorgelegt hatte. Als die Gästedaten wie vorgeschrieben in ein System eingegeben wurden, wurde die lokale Polizei demnach darüber informiert, dass ein mit Haftbefehl Gesuchter bei ihnen Urlaub macht. Die Polizei nahm ihn noch in der Nacht fest.
Die Taucher, die hinter dem Anschlag auf Nord Stream 1 und 2 stecken, sähen sich als Patrioten, so Frontal-Reporter Christian Rohde. Für sie seien die Pipelines ein "legitimes Ziel".
21.08.2025 | 7:12 minDer Beschuldigte werde nach der Überstellung aus Italien dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt, hieß es in einer Mitteilung der Generalbundesanwaltschaft. Bis dahin können noch einige Tage vergehen.
Hubig: "Beeindruckender Ermittlungserfolg"
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) forderte eine strafrechtliche Aufklärung im Nord-Stream-Komplex. Es sei "gut", dabei jetzt voranzukommen.
Der Bundesanwaltschaft ist ein sehr beeindruckender Ermittlungserfolg gelungen.
Stefanie Hubig, Bundesjustizministerin
Hubig dankte allen, die an dieser "hochkomplexen Operation" beteiligt waren. Die Festnahme zeige, dass Deutschland "hervorragende Ermittlerinnen und Ermittler" habe. An der Zusammenarbeit mit der Ukraine verändere die Festnahme laut Hubig nichts. "Wir stehen an der Seite der Ukraine, wir werden weiterhin an der Seite der Ukraine stehen", so die Justizministerin am Nachmittag.
Sehen Sie hier das komplette Statement der Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) zur Festnahme.
21.08.2025 | 2:22 minWeiterer Ukrainer im Visier der Ermittler
Zu den Tätern und den Drahtziehern kursierten lange unterschiedliche Spekulationen. Schließlich geriet unter anderem der Ukrainer Wolodymyr S. ins Visier der Ermittler. Der Tauchlehrer hatte sich nach Recherchen von ZDF frontal und "Spiegel" zunächst in Polen aufgehalten, reiste sogar nach Berlin, um dort Verwandte zu besuchen.
Die deutschen Strafverfolger hatten sich mit einem Europäischen Haftbefehl an die polnischen Behörden gewandt und drängten auf eine Festnahme. Doch Wolodymyr S. entkam - in einem ukrainischen Diplomatenwagen fuhr er laut Recherchen von ZDF frontal und "Spiegel" am 6. Juli 2024 aus Polen in die Ukraine.
Bei der Festnahme gebe es "viele Ungereimtheiten", sagt Klemens Fischer, Sicherheits- und Außenpolitikexperte von der Universität Köln.
21.08.2025 | 11:00 min"Nord Stream": Monatelange Suche nach Tätern
Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der folgenden politischen Streitigkeiten noch nicht in Betrieb.
Es folgte eine monatelange Suche nach den Tätern und Diskussionen um die Beteiligung verschiedener Staaten, wie der Ukraine oder auch Russland. Die Behörden mehrerer Länder hatten nach dem Anschlag Ermittlungen aufgenommen. Dänemark und Schweden stellten die Verfahren aber ein.
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