Plastikmüll bleibt Streitfall: Verhandlung über Abkommen vertagt
Plastik-Gipfel ohne Ergebnis:Verhandlung vertagt: Plastikmüll bleibt Streitfall
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Die Verhandlungen über ein weltweit gültiges Plastikmüll-Abkommen sind bis Freitag verlängert worden. Bis Mitternacht wurde um eine Einigung gerungen, jedoch ohne Erfolg.
In Genf wird über ein Abkommen gegen Plastikmüllverschmutzung verhandelt. Die Vertreter von 184 Staaten haben jedoch teils sehr unterschiedliche Auffassungen für Lösungsansätze.14.08.2025 | 2:34 min
Die erhoffte Einigung auf ein globales Abkommen gegen Plastikmüll lässt weiter auf sich warten. Nach drei Jahren Verhandlungen und einer zehntägigen Abschlussrunde in Genf sollte der Vertrag eigentlich bis Donnerstagabend unter Dach und Fach sein.
Nach intensiven Bemühungen mit dem Hoffnungsschimmer auf eine Annäherung vertagte der Konferenzvorsitzende die Sitzung der gut 180 Staaten um kurz vor Mitternacht auf Freitag. Um wie viel Uhr es weitergehen soll, blieb zunächst offen.
Ziel: Rechtlich verbindlichen Vertrag aushandeln
Ausgehandelt werden soll ein rechtlich verbindlicher Vertrag, um die Unmengen von Plastikabfall, die Ökosysteme zerstören und die Gesundheit der Menschen gefährden, einzudämmen. Der Vertrag soll den gesamten Lebenszyklus des Plastiks umfassen, von der Produktion über das Design bis zum Umgang mit Abfall.
Plastik vermüllt Meere und Umwelt und vergiftet Ökosysteme, tötet Fische und andere Lebewesen und gefährdet die menschliche Gesundheit. Kleinste Partikel werden vermehrt in Organen und auch im Gehirn gefunden. Die Nano- und Mikroplastikpartikel beeinträchtigen nach Studien unter anderem das Immunsystem, können sich in Arterien absetzen und fördern Entzündungen.
Quelle: dpa
Streit über den Text findet zwischen zwei Gruppen statt: Deutschland und mehr als 100 weitere Länder wollen die Plastikproduktion auf ein nachhaltiges Niveau begrenzen, Einwegplastik wie Besteck, Becher und Verpackungen aus dem Verkehr ziehen und auf wiederverwendbare Produkte, Recycling und Kreislaufwirtschaft setzen.
Dagegen stehen Länder, die den Rohstoff für das Plastik haben: Öl. Darunter sind Saudi-Arabien, der Iran und Russland. Diese Länder tun alles, um Produktionsbeschränkungen zu verhindern.
Aus großen Plastikteilen werden mit der Zeit winzige Partikel, zum Beispiel durch Wasserreibung und UV-Licht.
Wie sich Mikroplastik gesundheitlich auswirkt, wird erst erforscht.
14.08.2025 | 0:52 min
Kritik am vorgelegten Textentwurf
Ein am Mittwoch vorgelegter Textentwurf hatte aus der Sicht einiger Staaten zentrale Punkte zum gesamten Lebenszyklus von Plastik und zu Gesundheitsrisiken ausgeklammert. "Ein schwaches, statisches Abkommen nützt niemandem", teilte EU-Kommissarin Jessika Roswall mit.
Die Verhandlungen müssten nun zeigen, ob man der Aufgabe gewachsen sei. Panama hatte den Entwurf scharf kritisiert. Saudi-Arabien erklärte seinerseits, es könne nichts vereinbart werden, solange der Geltungsbereich des Vertrags nicht klar definiert sei.
Mit Spannung wurde am Donnerstag erwartet, ob der Vorsitzende der Konferenz, Luis Vayas Valdivieso, noch einen neuen, drastisch überarbeiteten Entwurf vorstellen würde. Eine für den Nachmittag geplante Plenarsitzung der Delegierten war am Donnerstag mehrfach bis zum Abend verschoben worden.
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152 Millionen Tonnen Plastikabfälle in Gewässern
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Laut Bundesumweltministerium hat sich die Kunststoffproduktion von den 1970er Jahren bis 2020 auf 367 Millionen Tonnen im Jahr versiebenfacht und könnte ohne Maßnahmen bis 2050 fast 600 Millionen Tonnen im Jahr erreichen. Einen großen Teil machen demnach Einwegprodukte aus, darunter Verpackungen.
In Flüssen und Ozeanen haben sich nach Schätzungen weltweit 152 Millionen Tonnen Plastikabfälle angesammelt.