Suwaida in Syrien: Kämpfe mit vielen Toten - Israel greift ein

Suwaida von Gewalt erschüttert:Kämpfe im Süden: Syrien kommt nicht zur Ruhe

von Isabelle Tümena
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Seit Wochen schwelen die Spannungen zwischen Drusen und Beduinen im Süden Syriens. Beide Gruppen wollen die Vorherrschaft in der Region. Die Regierung in Damaskus scheint machtlos.

Syrien, Mazraa: Ein Konvoi der Regierungstruppen fährt in Richtung der Stadt Sweida, wo es zu Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und drusischen Milizen gekommen ist, während er das Dorf Mazraa im Süden Syriens passiert.
In Syrien sollen im Konflikt zwischen mehreren Volksgruppen mittlerweile mehr als 200 Menschen getötet worden sein. Die verkündete Waffenruhe hält offenbar nicht.16.07.2025 | 0:25 min
Die Lage in Suwaida in Syrien ist weiterhin unübersichtlich. Seit Wochen schwelen hier die Spannungen, es gab immer wieder kleinere Scharmützel zwischen Drusen und arabischen Beduinen. Menschen wurden entführt, Autos gestohlen - am Wochenende dann die Eskalation. Drusen kämpfen gegen Beduinen und Sicherheitskräfte der Regierung, die hier stationiert sind. Es kommt zu zahlreichen Toten und Verletzten.
Es ist schwer für Journalisten, mit Bewohnern vor Ort Interviews zu führen. Einem ZDF-Kameramann ist es gelungen, mit der Beduinenfrau Khalideh zu sprechen. Khalideh, die schon zwei ihrer Söhne in der syrischen Revolution verloren hat, klagt:

Die Drusen haben meinen Neffen getötet. Er hätte am Donnerstag geheiratet.

Khalideh, Beduinin aus Suwaida

Etliche Tote in von Drusen bewohnter Provinzhauptstadt Suwaida

Zu Wochenbeginn schickt die Regierung in Damaskus dann Truppen in die Stadt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch die Soldaten kommen zu spät. Bislang ist von 140 Toten und mehr als 100 Verletzten die Rede, die Zahlen werden sicherlich noch steigen.
Nahost-Experte Daniel Gerlach erklärt die Lage in Syrien.
Israel habe vor allem ein Interesse daran, die Drusen zu unterstützen, erklärt Nahost-Experte Gerlach. Der israelische Angriff wäre dennoch vermeidbar gewesen. 16.07.2025 | 19:43 min
Denn die Regierungstruppen sind wieder auf dem Rückzug. Dafür bombardieren die Israelis Panzer und Stellungen der Regierung. Eine deutliche Warnung an Damaskus. Israel sieht sich als Schutzmacht der Drusen, die zum Teil auch in Israel leben. Die Drusen sind für Netanjahu eine wichtige Wählergruppe, viele von ihnen dienen in der Armee.
Karte: Syrien - Damaskus - Suweida
Quelle: ZDF

Drusische Gemeinschaft gespalten

Suwaida ist so etwas wie die Hauptstadt der Drusen in Syrien. Die Glaubensgemeinschaft zählte vor Beginn der Revolution in Syrien 2011 etwa 700.000 Mitglieder. Sie stehen dem Islam nahe, verstehen sich aber als eigene Religion. Sie glauben an Wiedergeburt, an einen allumfassenden Gott, sie fasten nicht. Ein Druse kann man nicht werden, als Druse wird man geboren.
Die drusische Gemeinschaft ist religiös und stammesmäßig gespalten. Während der eine religiöse Führer die Regierungstruppen aus Damaskus um Hilfe bittet, fordert der andere, Hikmat al-Hidschri internationalen Schutz. Kritiker von al-Hidschri verweisen darauf, dass der Geistliche auch das Assad-Regime unterstützt habe.
ZDF-Korrespondent Luc Walpot berichtet aus Tel Aviv.
Das sehe auch die Türkei so, die das syrische Regime unterstützt, berichtet ZDF-Korrespondent Walpot. Sowohl Ankara als auch Israel wollen an der Neugestaltung Syriens mitwirken. 16.07.2025 | 4:54 min

Syrische Regierung will Ereignisse herunterspielen

Das syrische Verteidigungsministerium jedenfalls versucht die Geschehnisse in Suwaida herunterzuspielen. Der Sprecher des syrischen Verteidigungsministeriums, Noureddine Al Baba, sagte:

Diese Kämpfe sind nicht religiös motiviert. Die Regierung ist fest entschlossen, eine unparteiische Haltung einzunehmen gegenüber allen Gruppen in Syrien.

Noureddine Al Babam, Verteidigungsministerium

Doch die Vorfälle in Suwaida zeigen: Der Regierung in Damaskus ist es bisher nicht gelungen, alle religiösen und ethnischen Gruppen im Lande friedlich zu einen.
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