Trump vs. Murdoch: Klage wegen Berichterstattung über Epstein
Klage gegen Wall Street Journal:Trump vs. Murdoch: Showdown der Meinungsmacher
von Katharina Schuster, Washington D.C.
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Donald Trump klagt gegen das Wall Street Journal, doch Eigentümer Rupert Murdoch kontert. Es geht um einen Brief an Epstein, zehn Milliarden US-Dollar und den Druck auf die Medien.
US-Präsident Trump fordert vom Wall Street Journal mindestens 10 Milliarden Dollar Schadenersatz. Hintergrund ist ein Bericht über eine angebliche Verbindung Trumps zum verstorbenen Sexualstraftäter Epstein.19.07.2025 | 1:38 min
Ihm wird nachgesagt, dass er Präsidenten macht, jetzt legt er sich mit einem an: Der Medienmogul Rupert Murdoch will sich von US-Präsident Donald Trump nicht einschüchtern lassen. Dieser hatte Murdoch und sein Wall Street Journal (WSJ) auf zehn Milliarden US-Dollar Schadenersatz verklagt.
Der Grund: Trotz Trumps Intervention veröffentlichte das WSJ Anfang August einen Bericht. Demnach liegt der Redaktion ein Geburtstagsbrief von Trump an den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein aus dem Jahr 2003 vor. Darin enthalten sind die Zeichnung einer nackten Frau, Trumps Unterschrift und die Notiz: "Alles Gute zum Geburtstag. Möge jeder Tag ein weiteres wunderbares Geheimnis sein."
Der Fall ist brisant, weil das Thema Epstein in den USA ein extrem sensibles ist. Viele Menschen fordern mehr Aufklärung über das Ausmaß seines Missbrauchsnetzwerks.
Quelle: AFP
Trump hatte im Wahlkampf versprochen, die geheimen Akten, die sogenannten "Epstein Files" offenzulegen. Als Präsident zögert er jedoch, mit Verweis auf den Schutz Unschuldiger. Nun rückt das Wall Street Journal mit neuen Enthüllungen seine frühere Verbindung zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ins Licht. Der Fund wirft brisante Fragen auf und trifft einen Präsidenten, der seit Wochen versucht, das Thema zu kontrollieren.
Quelle: picture alliance/dpa
Jeffrey Epstein war von der US-Justiz wegen Vergewaltigung junger Frauen und Mädchen angeklagt. Ihm wurde vorgeworfen, ein weit verzweigtes Netzwerk betrieben zu haben, in dem Minderjährige an einflussreiche Männer vermittelt wurden, darunter Politiker, Geschäftsleute und Prominente. Bevor es zum Prozess kam, beging der frühere Investmentbanker 2019 in seiner Gefängniszelle Suizid. Sein Tod löste Spekulationen aus, er könne damit Mitwisser schützen.
Präsident Trumps Anhänger sind zunehmend enttäuscht von seiner Politik. Er löse seine Versprechen nicht schnell genug ein. Und nun werden auch noch die Epstein-Akten zurückgehalten.30.07.2025 | 6:35 min
Donald Trump verklagt das Wall Street Journal
Der WSJ-Bericht gefällt Trump gar nicht: Er hat die Zeitung verklagt, die Autoren sowie den Eigentümer Rupert Murdoch und fordert zehn Milliarden US-Dollar Schadenersatz. Auf seiner Plattform Truth Social schreibt Trump, er "habe Murdoch gesagt, dass er diese 'Fake-Geschichte' nicht drucken soll." Und:
Jetzt werde ich ihm juristisch den Arsch aufreißen und seiner drittklassigen Zeitung auch.
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Donald Trump, US-Präsident
Medienmogul Murdoch kontert: "Ich bin 94 Jahre alt und lasse mich nicht einschüchtern", soll er laut der Washington Post seinen Mitarbeitern gegenüber betont haben. Ganz im Gegensatz zu anderen US-Medien, die sich nach Klagen auf Vergleiche mit Trump geeinigt haben.
Viele Anhänger von Donald Trump fordern schon lange die Freigabe der Dokumentensammlung. Dem schloss sich im Juli auch der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus an.17.07.2025 | 1:32 min
Wer ist Rupert Murdoch?
Murdoch gilt als eine der einflussreichsten Figuren im globalen Mediengeschäft. Seine Familie kontrolliert Medien in den USA, Großbritannien und Australien. Mit Sendern wie Fox News in den USA und Zeitungen wie The Sun oder The Times in Großbritannien formte er politische Narrative und unterstützte gezielt Kandidaten in Wahlkämpfen. Für Trump spielte Fox News vor allem 2016 eine Schlüsselrolle auf dem Weg zu seiner Präsidentschaft.
Medienmogul distanzierte sich nach US-Wahl 2020
Der in Australien geborene Murdoch hatte zunächst großen Einfluss auf das Weiße Haus unter Trump. Später distanzierte sich Murdoch, etwa nach Trumps Verhalten bei der US-Wahl 2020 oder dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021.
Trotzdem kam es immer wieder zu Annäherungen, je nach politischem Kalkül. Ihre Beziehung: wechselhaft - mal Verbündete, mal Feinde. Beobachter nennen Murdoch eine "dunkle Macht des Journalismus". Noch im Februar nannte Trump ihn den "legendären Rupert Murdoch".
Verfolgt Donald Trump eine autokratische Agenda? Die Liste illiberaler Politiker, mit deren Weltbild er sich gemein macht, legt diesen Verdacht nahe. Sind sie eine Bedrohung für die Demokratie?31.07.2025 | 19:32 min
Trumps Strategie gegen Medien
Der Konflikt der zwei mächtigen Männer ist nur die Spitze des Eisbergs. Dahinter steckt ein Plan, so Beobachter, mit dem Trump ins Weiße Haus zurückgekehrt ist: Er will die US-Medien stärker kontrollierbar machen.
Trump untergrabe klassische Medienräume, wie etablierte Zeitungen und ersetze sie durch eigene Plattformen wie Truth Social, erklärt Politikwissenschaftlerin Claudia Hofmann von der American University in Washington D.C. im Interview mit ZDFheute. Sie beschreibt Trumps Vorgehen als Doppelstrategie aus "rhetorischer Delegitimierung" und "juristischer Eskalation". Die Klagen sollen einschüchtern und zu teuren Vergleichen führen.
Fälle wie der des Wall Street Journals zeigen, wie groß der politische und ökonomische Druck auf Medien- und Technologiekonzerne inzwischen geworden ist.
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Claudia Hofmann, Politikwissenschaftlerin an der American University
Nicht nur das "Wall Street Journal", sondern auch andere Medienunternehmen sahen sich teils mit umfangreichen Klagen konfrontiert. Letztlich beigelegt durch Vergleichszahlungen. Darunter:
ABC News: Nach einer fehlerhaften Aussage über ein Gerichtsurteil gegen Trump zahlte der Sender 15 Millionen US-Dollar und veröffentlichte eine Entschuldigung.
CBS (Paramount) und Meta (Facebook): Trump warf beiden Verleumdung und bewusste Falschberichterstattung vor. In den vergangenen Monaten einigten sie sich auf hohe Vergleichszahlungen.
Trump hatte die Nachrichtenagentur AP nach einem Streit um die Bezeichnung des Golfs von Mexiko im Februar vom Weißen Haus ausgeschlossen. Europa warf er derweil fehlende Meinungsfreiheit vor.15.02.2025 | 1:30 min
Jurist: Trump will Medien zu Vergleichen zwingen
Trump versuche mit rechtlichen Mitteln und politischer Macht Medien zum Schweigen zu bringen, erklärt auch Bob Corn-Revere, Chefjurist einer US-Stiftung für Meinungsfreiheit gegenüber ZDFheute. Er nutze die Hebel der Macht, um Medien zu Vergleichen zu zwingen.
"Wenn Murdoch hart bleibt und eine Entscheidung durch ein Gericht erzwingt, dürfte der Präsident diesmal keinen Erfolg haben", schätzt Chefjurist Corn-Revere ein.
Der Einsatz roher Macht verwandelt leichtfertige Behauptungen nicht in gültige Klagen.
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Bob Corn-Revere, Chefjurist bei der Foundation for Individual Rights and Expression (FIRE)
Die Vorwürfe in der Klage seien schwach, der Bericht rechtlich abgesichert, so Corn-Revere. Ob Trump wirklich scheitert, ist offen. Murdoch könnte jedoch ein Gegenspieler sein, der gegenüber Trump nicht kleinbeigibt und damit, ob gewollt oder nicht, ein Zeichen für die Pressefreiheit setzt.
US-Präsident Donald Trump ist nun 100 Tage im Amt. In dieser Zeit hat er nicht nur die Vereinigten Staaten ordentlich umgekrempelt. Sein Einfluss ist auf der ganzen Welt spürbar.
von Elmar Theveßen
Analyse
Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington, D.C.