US-Waffen für die Ukraine: Patriots helfen nicht gegen Drohnen
Analyse
Trump kündigt Waffenlieferung an:US-Waffen für Kiew: Keine Hilfe gegen Drohnen
von Christian Mölling und András Rácz
|
Die Ukraine bekommt drei Patriot-Systeme aus den USA. Doch gegen russische Drohnenschwärme sind sie machtlos. Neue US-Waffen kämen frühestens im Herbst zum Einsatz.
Die USA werden nun wohl doch dringend benötigte "Patriot"-Abwehrraketen an die Ukraine liefern (Archiv).
Quelle: ddp
US-Präsident Donald Trump hat versprochen, die Ukraine mit US-Waffen zu beliefern, wenn die europäischen Nato-Staaten bereit sind, dafür zu zahlen. Dies stellt eine wesentliche Änderung der Politik gegenüber den ersten sechs Monaten der Trump-Regierung dar.
Obwohl weiterhin Bedenken hinsichtlich der Vorhersehbarkeit und der allgemeinen Zuverlässigkeit der Trump-Regierung als Verbündete bestehen, wurde bereits die Lieferung der ersten drei Batterien von Patriot-Luftabwehrraketen, die auch ballistische Raketen abfangen können, vereinbart.
Donald Trump hat lange gedroht, die Unterstützung für die Ukraine zu beenden. Diese Woche der U-Turn: Die USA wollen Waffen liefern. Was bedeutet das für die Ukraine und auch Europas Sicherheit?17.07.2025 | 42:37 min
Deutschland finanziert zwei Patriot-Batterien
Zwei Batterien werden von Deutschland finanziert, eine dritte von Norwegen. Mit anderen Worten: Bislang scheint das neue Konzept zu funktionieren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass in Zukunft weitere Patriot-Raketen im gleichen Rahmen geliefert werden, das heißt, dass die Europäer sie für die Ukraine kaufen werden.
Patriots werden bereits von der Ukraine eingesetzt, sodass die Integration der neuen Batterien in das ukrainische Luftabwehrsystem kein größeres Problem darstellen wird.
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Drohnenschwärme derzeit die Hauptbedrohung
Zwar sind Patriots gegen russische ballistische und Hyperschallraketen wirksam - die größte Bedrohung für die Ukraine derzeit stellen jedoch die massiven Schwärme billiger russischer Angriffsdrohnen dar.
Die Patriot-Systeme werden nicht gegen diese Geran-, Gerbera- und andere Drohnen eingesetzt werden. Denn sie sind viel zu kostbar, um mit einer Millionen Dollar teuren Rakete eine Drohne zu bekämpfen. Zudem würde es an der Effizienz der Schwärme nichts ändern.
US-Präsident Trump kündigt die Lieferung mehrerer neuer Flugabwehrsysteme für die Ukraine an. Bezahlt werden sie von den Europäern.14.07.2025 | 1:26 min
Welche Systeme werden aus den USA kommen?
Unterdessen herrscht große Unklarheit darüber, welche weiteren US-Waffen Trump bereit ist zu liefern. In der US-Presse wurden sowohl die Langstrecken-Luft-Boden-Marschflugkörper JASSM als auch möglicherweise sogar die Unterschall-Marschflugkörper Tomahawk erwähnt.
Da diese Systeme bisher von der Ukraine nicht eingesetzt wurden, müsste der Einsatz von Grund auf geplant werden. Sowohl die Bediener als auch das Wartungspersonal müssten in der Verwendung dieser Waffen geschult werden. Selbst wenn die Lieferungen morgen beginnen würden, was nicht der Fall ist, könnte keine der neuen US-Waffen vor Mitte Herbst zum Einsatz kommen.
Herausforderungen für Tomahawk-Marschflugkörper
Insbesondere beim Tomahawk stellt sich auch die Frage nach der möglichen Abschussplattform. Das System wurde ursprünglich für große Kriegsschiffe und U-Boote entwickelt, von denen die Ukraine kein einziges besitzt. Zwar gibt es auch eine luftgestützte Version. Doch für deren Einsatz sind strategische Bomber erforderlich, die ebenfalls nicht zum Arsenal der Ukraine gehören.
Frieden in 50 Tagen oder 100% Strafzölle für Russlands Handelspartner, damit droht US-Präsident Trump und kündigt Waffenlieferungen für die Ukraine an. ZDFheute live analysiert.14.07.2025 | 31:14 min
Wenn Trump sich tatsächlich dazu entschließen sollte, der Ukraine Tomahawks zu liefern, stünden die ukrainischen Militäringenieure vor einer weiteren, scheinbar unlösbaren Aufgabe. Auch eine landgestützte Abschussplattform für diese Waffe existiert. Doch die USA haben diese bislang nicht exportiert und werden sicherlich nicht für die Ukraine damit beginnen.
Insgesamt markiert die Entscheidung von Trump zwar einen wichtigen politischen Kurswechsel, doch niemand sollte sofortige Verbesserungen an der Front erwarten. Die Ukraine muss die anhaltende Sommeroffensive Russlands mit den ihr derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln und Werkzeugen abwehren.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.