Charta von 1950: Merz würdigt Aufbauleistung der Vertriebenen
Jahrestag der Charta von 1950:Merz würdigt Aufbauleistung der Vertriebenen
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75 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen: Anlässlich der Krisen überall auf der Welt so aktuell, wie lange nicht - und Anlass, auf Verdienste zurückzublicken.
Versöhnung statt Vergeltung: Darauf hatten sich die "Heimatvertriebenen" 1945 eingeschworen. Für viele von ihnen war die Gewalt auch nach Ende des Krieges nicht vorbei. 05.08.2025 | 2:16 min
Als ein "Zukunftsdokument für ein friedliches und freies Europa" hat der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Bernd Fabritius, die vor 75 Jahren verabschiedete Charta der deutschen Heimatvertriebenen gewürdigt.
Auch heute sei es angesichts kriegerischer Auseinandersetzungen sehr wichtig, sich für ein strafbewehrtes Vertreibungsverbot einzusetzen und das "Recht auf die Heimat" zu reklamieren, sagte der CSU-Politiker im ZDF-Morgenmagazin.
Man gedenke eines Dokumentes, das "zweifelsfrei zu den Gründungsdokumenten der Bundesrepublik" zähle, so Bernd Fabritius (CSU), Präsident des Bundes der Vertriebenen, zum 75. Jahrestag der Charta der deutschen Heimatvertriebenen.05.08.2025 | 4:50 min
Charta als Dokument ihrer Zeit
Fabritius, der auch Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ist, räumte ein, dass in der Charta die deutsche Schuld am Zweiten Weltkrieg nicht explizit benannt wird. Die Charta sei ein Dokument ihrer Zeit.
Aus heutiger Sicht hätte man natürlich die Schuldfrage vielleicht deutlicher formuliert.
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Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen
1950 wurde die Charta der deutschen Heimatvertriebenen verabschiedet. Darin der Wunsch nach einer Rückkehr in die Heimat, der sich nie erfüllte. Was fehlte, war größere Einsicht in die Ursachen.05.08.2025 | 2:35 min
Merz: Vorbildkraft für heute
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) würdigte die Aufbauleistung der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg als "eine der ganz großen Erfolgsgeschichten der Bundesrepublik". Darüber werde viel zu wenig gesprochen, "obwohl in diesem Mut zum Neubeginn, in diesem Mut zur Verantwortung, den die Vertriebenen und später die Aussiedler und Spätaussiedler an den Tag gelegt haben, so viel Vorbildkraft auch für heute steckt", so Merz.
Am 5. August 1950 hatten sich in Stuttgart-Bad Cannstatt 30 Vertreter der deutschen Heimatvertriebenen getroffen und die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" unterzeichnet. Tags darauf wurde sie auf dem Stuttgarter Schlossplatz und im ganzen Bundesgebiet verkündet. "Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung", lautet ein Schlüsselsatz des Dokuments.
Durch Flucht und Vertreibung haben etwa zwölf Millionen Deutsche in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs und den Jahren danach ihre Heimat im Osten verloren. Geflohen etwa aus Ostpreußen, Pommern, dem Sudetenland und Schlesien, kamen sie in die Bundesrepublik und die DDR. Viele Vertriebene haben sich in sogenannten Landsmannschaften und Vertriebenenverbänden zusammengeschlossen.
In der Charta wird die "Schaffung eines geeinten Europas" als Ziel genannt, zugleich aber auch auf ein "Recht auf die Heimat" als eines der von Gott geschenkten Grundrechte der Menschheit verwiesen.
(Quelle: epd, KNA)
Trotz Kriegstraumata, Ausgrenzung und widrigsten Bedingungen hätten Millionen deutscher Vertriebener in den 1950er und 60er Jahren "mitgearbeitet am deutschen Wirtschaftswunder und an dem wirtschaftlichen Fundament, das unser Land bis heute trägt", sagte der Kanzler.
Merz sprach beim Festakt zum 75. Jahrestag der Verkündung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen in Stuttgart. Es war zugleich der Auftakt zum diesjährigen "Tag der Heimat" des Bundes der Vertriebenen.
Marianne Wachtmann floh im Mai 1945 als Siebenjährige mit ihrer Mutter von Ostpreußen nach Berlin, erlebte dort nochmal Zerstörung und Todesangst, dann das Kriegsende. Daran erinnert sie sich.02.05.2025 | 2:33 min
Der 1955 geborene Bundeskanzler betonte: "Was wir in Frieden Geborenen heute entscheiden - in dieser Zeit großer geopolitischer Umwälzungen - wird das Gesicht unseres Landes und der freiheitlichen Welt insgesamt vermutlich für Jahrzehnte prägen."
Freiheit und Frieden sind auf dieser Welt nie endgültig errungen. Sie werden immer aktive Entscheidungen, Einsatz, Wachsamkeit von uns verlangen.
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Friedrich Merz (CDU), Bundeskanzler
Millionen Deutsche aus dem Osten Europas mussten infolge des Zweiten Weltkriegs ihre Heimat verlassen. Ihr Schicksal steht im Mittelpunkt des "Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung", das in Berlin eröffnet wurde. 21.06.2021 | 2:57 min
Erinnerung und Aktualität
Heute sei "der Krieg zurück in Europa", sagte Merz. Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer seien auf der Flucht. Und mit Blick auf den Gaza-Krieg fügte er hinzu: "Wir stehen täglich unter dem Eindruck der Bilder aus Israel und Gaza; Bilder von Frauen, Kindern, älteren Menschen, die in Ruinenlandschaften hausen und die nicht wissen wohin."
Merz dankte den Vertriebenen für ihre Erinnerungsarbeit: "Es ist unser aller kollektives Gedächtnis in Deutschland und in Europa, das Sie damit bewahren helfen."
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Mit 60 bis 70 Millionen Toten steht er für die Tragödie des 20. Jahrhunderts.