Heikle Themen von Schwarz-Rot :Fünf Baustellen vor dem Koalitionsausschuss
Die schwarz-rote Koalition kommt nicht zur Ruhe. Eine neue Finanzierungslücke erschwert die Vorhaben der Regierung. Diese Baustellen gibt es vor dem Koalitionsausschuss.
Lars Klingbeil und Friedrich Merz müssen im Koalitionsausschuss mehrere heikle Punkte klären.
Quelle: action press"Bullshit"-Vorwürfe hier, eiserne Sparvorgaben da: Das Klima in der schwarz-roten Koalition ist angespannt - und das, obwohl Union und SPD die Sommerpause eigentlich nutzen wollten, um die erhitzten Gemüter abkühlen zu lassen. Im Kanzleramt in Berlin treffen sich die Koalitionsspitzen am heutigen Mittwoch, um sich zusammenzuraufen und einen neuen Anlauf für ihre Vorhaben im Herbst zu nehmen.
Neu dabei: Eine Lücke im hohen Milliardenbereich in der Finanzplanung, die beim Schreiben des Koalitionsvertrags noch nicht einberechnet war. Sie stellt viel Beschlossenes plötzlich wieder infrage - und sie offenbart, dass Union und SPD bei einigen Themen ganz unterschiedliche politische Ziele verfolgen.
Die Bundesregierung ringt um eine Reform des Sozialstaats. Während Bundeskanzler Merz Reformen für überfällig hält, bezeichnete Arbeitsministerin Bas die Debatte als "Bullshit".
01.09.2025 | 2:06 minFinanzierungslücke
Die Bundeshaushalte für 2025 und 2026 hat Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) einigermaßen geräuschlos auf die Beine gestellt. Doch in der Etatplanung für 2027 klafft ein 30 Milliarden Euro großes Loch. Keine Bundesregierung hat eine solche Finanzierungslücke jemals erfolgreich gestopft. Auch Schwarz-Rot wird das durch Kürzungen und das erhoffte Wirtschaftswachstum allein kaum gelingen.
Nötig sind nun teils wohl auch schmerzhafte Entscheidungen zum Beispiel zu Subventionen, zu Förderprogrammen und im Sozial- und Steuersystem. Aktuell drohen Maßnahmen wie eine höhere Pendlerpauschale und Förderung für Agrardiesel zusätzliche Löcher in den Etat zu reißen, die man sich eigentlich nicht leisten kann. Hinter den Kulissen wird laut kritisiert, dass nicht alle in der Koalition gleichermaßen bereit seien, einen Beitrag zum Sparen und Reformieren zu leisten.
Wie soll unser Sozialstaat in Zukunft finanziert werden? Zwei Wirtschaftswissenschaftler mit ihren Positionen: Umverteilung vs. Kürzung von Leistungen.
02.09.2025 | 2:42 minSozialreformen
Das Sozialsystem mit Rente, Kranken- und Pflegeversicherung, Bürgergeld und anderen Leistungen droht wegen der Konjunkturschwäche und der demografischen Entwicklung für die Beitragszahler immer teurer zu werden. Zwischen Union und SPD kochte zuletzt eine Grundsatzdebatte über die Kosten für den Sozialstaat hoch: Man könne sich das nicht mehr leisten, argumentiert die Union, Arbeitsministerin Bärbel Bas konterte knapp mit "Bullshit".
Besonders das Bürgergeld steht im Fokus. Kanzler Friedrich Merz (CDU) setzte Bas im Interview mit Sat.1 unter Druck: Fünf Milliarden Euro müssten sich hier einsparen lassen, rechnete er der SPD-Chefin vor. Konkrete Beschlüsse sind zu diesem Thema beim Koalitionsausschuss am Mittwoch nicht zu erwarten.
Bundessozialministerin Bas bekräftigt ihre Kritik an Forderungen, beim Sozialstaat zu kürzen. Für mehr Wachstum zu arbeiten, sei der richtige Weg.
02.09.2025 | 0:25 minSteuererhöhungen
Ebenfalls angestoßen durch die Finanzierungslücken im Haushalt läuft eine Debatte über mögliche Steuererhöhungen, die Geld in die Staatskasse spülen könnten. Und zwar auf Chefebene: Klingbeil hatte höhere Steuern für Spitzenverdiener und Vermögende nicht ausgeschlossen.
Merz erteilte solchen Ideen dagegen eine prinzipielle Absage. Inzwischen sprach sich allerdings mit dem Vorsitzenden der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Dennis Radtke, auch ein Unionspolitiker für bestimmte Erhöhungen aus: Die Erbschaftsteuer könne verschärft werden. Außerdem könne die Reichensteuer, die mit 45 Prozent noch über dem Spitzensteuersatz von 42 Prozent liegt, etwas angehoben werden.
Bundeskanzler Merz widerspricht SPD-Chef Klingbeil: Steuererhöhungen werde es mit ihm nicht geben. Es gebe einen Koalitionsvertrag und der gelte, sagt er im ZDF-Sommerinterview.
31.08.2025 | 0:59 minInvestitionen
Noch nie hat eine Bundesregierung so hohe Investitionen geplant - doch wie stellt man sicher, dass das Geld auch wirklich abfließt? Das war in den vergangenen Jahren bereits ein Problem. Nun ist ein Investitionsbeschleunigungsgesetz im Gespräch, das im Koalitionsausschuss festgezurrt werden könnte. Außerdem sollen Experten der Bundesregierung helfen, das Geld aus dem 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur sinnvoll einzusetzen.
Richterwahl
Der große Aufreger vor der Sommerpause, der Streit um die Besetzung von Richterposten am Bundesverfassungsgericht, schwelt weiter. Zwar hat die SPD laut Miersch eine neue Kandidatin gefunden. Doch die Union muss noch zustimmen. Und dann stehen noch Gespräche mit Grünen und Linken im Bundestag an. Auch dieses Problem aber wird der Koalitionsausschuss kaum lösen: Merz und Klingbeil überlassen diese Verhandlungen den Fraktionen und halten sich selbst auffällig raus.
Anfang August zog die SPD-Kandidatin Brosius-Gersdorf ihre Kandidatur zurück.
07.08.2025 | 2:49 minMehr zur schwarz-roten Koalition
- mit Video
- Interview
SPD-Generalsekretär im ZDF:Klüssendorf: Steuererhöhungen nicht vom Tisch
- Exklusiv
ZDF-Sommerinterview:Merz schließt Steuererhöhungen aus
von Dominik Rzepka - 0:18 min
Keine Erhöhung:Bas kündigt Nullrunde beim Bürgergeld an