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Wirtschaftsweise Martin Werding:"Auch wenn unpopulär, müssen länger arbeiten"
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Rente mit 69 – schrittweise bis 2070: Wirtschaftsweise Werding fordert neue Regeln für den Ruhestand und schließt sich damit der Wirtschaftsministerin an. SPD-Chefin Bas kontert.
Der Wirtschaftsweise Martin Werding unterstützt Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) in der Forderung nach einer längeren Lebensarbeitszeit. Werding sagte der "Rheinischen Post":
Auch wenn es unpopulär ist – wir müssen länger arbeiten.
Martin Werding, Wirtschaftsweise
In den 1960er Jahren hätten die Menschen im Schnitt zehn Jahre lang Rente bezogen, heute liege die Dauer bei 20 Jahren. Hinzu komme, dass nun die Babyboomer in Ruhestand gingen, die zugleich aber zu wenig Kinder bekommen hätten.
Vorschlag: Rente mit 69 - aber erst in 45 Jahren
Bis 2031 steigt die Regelaltersgrenze in Deutschland auf 67 Jahre. "Danach darf nicht Schluss sein", betonte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
"Deutschland sollte das Rentenalter regelgebunden erhöhen – zwei Drittel der zusätzlichen Lebenszeit gehen in Arbeit und ein Drittel in den Ruhestand", schlug er vor.
Das würde bedeuten, dass alle zehn Jahre die Regelaltersgrenze um sechs Monate steige.
Ab 2050 gäbe es dann die Rente mit 68 Jahren, ab 2070 mit 69 Jahren.
Martin Werding, Wirtschaftsweise
Arbeitsministerin spricht von "Scheindebatte"
Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas bezeichnete die Diskussion über eine längere Lebensarbeitszeit als "Scheindebatte". Viele erreichten aus gesundheitlichen Gründen bereits das jetzige Renteneintrittsalter nicht. "Für diese Menschen wäre das eine Rentenkürzung", sagte die SPD-Vorsitzende dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Sie halte auch nichts davon, die vorgezogene Rente für langjährig Versicherte abzuschaffen.
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Wer 45 Jahre geackert hat, für den muss auch mal Schluss sein.
Bärbel Bas, Bundesarbeitsministerin
Wegfall der Witwenrente?
Der Wirtschaftsweise Werding forderte ferner höhere Abschläge, wenn jemand vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter Rente beziehen will. Die 3,6 Prozent Abschlag pro Jahr seien zu niedrig. "Versicherungsmathematisch korrekt wären Abschläge zwischen fünf und sieben Prozent", sagte Werding.
Auch die Witwenrente stellte Werding infrage. "Unter Anreizaspekten wäre es gut, wenn die Witwenrente wegfällt. Frauen können heute für sich selbst sorgen", sagte der Wissenschaftler. Allerdings bräuchten solche Reformen viel Vorlauf, damit die Menschen sich darauf einstellen können.
Quelle: dpa
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