Start der Sommerferien: Warum sich frühestens 2030 etwas ändert
FAQ
Zoff um Start der Sommerferien:Wie 1964 regelt, wann wir 2030 Ferien machen
von Renata Scharnagl, Luisa Houben
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Baden-Württemberg und Bayern sind immer die letzten Länder, in denen die Sommerferien starten. Was das Jahr 1964 damit zu tun hat, und was die anderen Länder fordern.
Schüler freuen sich über den Start der Schulferien.
Quelle: dpa
Wenn es um die Sommerferien geht, gilt bei den Bundesländern das Rotationsprinzip. Mal können die Sachsen als erste in den Urlaub starten, mal die Rheinland-Pfälzer. Das soll unter anderem dazu dienen, den Reiseverkehr und die Nachfrage nach Ferienunterkünften zu entzerren.
Zwei Länder starten allerdings stets als letzte in die Ferien: Bayern und Baden-Württemberg. Die Ferientermine stehen weit im Voraus fest, trotzdem gibt es immer wieder Kritik an dem System.
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Warum starten Baden-Württemberg und Bayern als letztes in die Sommerferien?
In den beiden Bundesländern gibt es traditionell Pfingstferien. Laut Kultusministerkonferenz (KMK), die die Ferienzeiten plant, sind diese der Grund für den späten Sommerferienstart.
So hätten Lehrkräfte und Schüler*innen in Baden-Württemberg und Bayern einen "ausreichenden Lern- und Prüfungszeitraum" bis zum Ende des Schuljahres.
Ursprünglich galt als weiterer Grund die landwirtschaftliche Prägung der beiden Länder. Schüler*innen sollten bei der Ernteeinfuhr helfen können. Dies gilt mittlerweile aber als überholt.
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Welche Regel gilt für die anderen Länder?
Alle anderen 14 Bundesländer wechseln sich beim Beginn der Sommerferien ab. Dazu sind sie in vier Gruppen eingeteilt, die jeweils zum ungefähr gleichen Zeitpunkt starten:
Brandenburg, Berlin, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein
Laut KMK wurden die Ländergruppen im Hinblick "auf eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Gesamtbevölkerung auf den Gesamtferienzeitraum gebildet." Das soll vermeiden, dass zu viele Menschen auf einmal Urlaub antreten und beenden.
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Wer legt den Ferienstart fest?
Die Bundesländer legen die jeweiligen Ferienzeiten gemeinsam fest. Dabei stützt sich die Kultusministerkonferenz auf das im Herbst 1964 verabschiedete "Hamburger Abkommen".
Es legt zum Beispiel fest, dass in allen Ländern insgesamt 75 Werktage pro Schuljahr Ferien sind und diese "in erster Linie nach pädagogischen Gesichtspunkten festgesetzt" werden.
Wie profitieren die Menschen in Bayern und Baden-Württemberg?
Immer wieder gibt es Kritik daran, dass die beiden Länder im Süden als einzige im Spätsommer in die Ferien starten. Der Vorwurf: Die Menschen dort profitierten von günstigeren Urlauben und staufreien Autoreisen zum Ende der Saison.
Die Kultusministerin von NRW, Dorothee Feller (CDU), argumentiert außerdem: Lehrkräfte und Schüler*innen hätten einen Vorteil, weil ihre Lernphase bis zu den Sommerferien kontinuierlicher und länger sei als in den übrigen Ländern. Politiker aus Rheinland-Pfalz oder Thüringen schlossen sich ihr an.
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Welchen Nachteil haben die anderen 14 Bundesländer?
Feller findet, Schüler*innen in den übrigen Bundesländern hätten durch den zum Teil sehr frühen Beginn der Sommerferien mehr Stress.
Die Zeit bis zum Ende des Schuljahres sei geprägt von Abschlussprüfungen. Falle diese mal länger mal kürzer aus, sei das "für alle Beteiligten eine große Herausforderung", hieß es aus dem nordrhein-westfälischen Schulministerium auf Anfrage von ZDFheute.
Kritik entzündet sich auch mit Blick auf die Urlaubsplanung: Familien in den 14 rotierenden Länder seien auf die Hauptreisezeit im Sommer festgelegt - mit entsprechenden Preisen und Staus. Und sie können nicht auf die weniger frequentierten Pfingstferien ausweichen.
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Familien mit Schulkindern: Was sagen die, die es betrifft?
Die stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrates, Aline Sommer-Noack, sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND): "Aus vielen Ländern wurde in den vergangenen Jahren wiederholt angemerkt, dass ein einheitlicher rollierender Ferienzyklus die Planbarkeit für Familien, insbesondere mit Kindern in verschiedenen Schularten oder Bundesländern, deutlich erleichtern könnte - gerade in den Sommermonaten, in denen Ferienzeiten und Betreuungssituationen oft besonders herausfordernd sind."
Zugleich räumt die Elternvertreterin ein, "dass die Sonderregelung in Bayern und Baden-Württemberg historische und strukturelle Hintergründe hat, die ebenfalls zu respektieren" seien.
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Könnte sich bei der Ferienplanung etwas ändern?
Eine Änderung könnte es frühestens ab dem Schuljahr 2030/31 geben. Dafür einsetzen will sich die Ministerin Feller aus NRW. Ihr Ziel ist es, dass sich alle Bundesländer an dem rotierenden Ferienbeginn beteiligen.
Die Hürde für eine neue Regelung wäre hoch. Ihr müssten alle 16 Bundesländer zustimmen. Und das ist aktuell unwahrscheinlich.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ließ zuletzt verlauten, der Ferienrhythmus sei "fest in der DNA der Bayern" drin. Und auch das bayerische Kultusministerium findet, die bestehende Regelung habe sich bewährt.
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Das Kultusministerium in Stuttgart schließt sich dem an. Die Konsequenz, dass die Schülerinnen und Schüler im Ländle bei hochsommerlichen Temperaturen noch Klassenarbeiten schreiben müssten, nehme man in Kauf. Dem Argument, dass Urlaub im Spätsommer günstiger sei, kontert eine Sprecherin gegenüber ZDFheute:
Im Übrigen gibt es durch die späten Ferientermine nicht nur Vorteile in punkto Reisen, schließlich fallen vier Wochen der Sommerferien immer in die Hauptsaison August.
„
Sprecherin Kultusministerium Baden-Württemberg
Könnte die Bundesbildungsministerin vermitteln?
Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) will sich in den Streit nicht einmischen. Sie sagte dem RND: "Es ist Sache der Kultusministerkonferenz und der Länder, eine zeitgemäße Lösung zu finden."
Offiziell debattiert wird das Thema frühestens im November 2025. Dann steht die Ferienplanung auf der Tagesordnung der KMK, wie diese ZDFheute mitteilte.