Ludwig trifft Weidel: Die Rechtsaußen-Abgeordnete der CDU

Analyse

Saskia Ludwig trifft AfD-Chefin:Die Rechtsaußen-Abgeordnete der CDU

Mathis Feldhoff
von Mathis Feldhoff
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Ein Handschlag, ein Plausch: Ein Zusammentreffen der CDU-Frau Saskia Ludwig mit AfD-Chefin Alice Weidel wühlt die CDU auf. Hat die Unions-Abgeordnete eine zu große Nähe zur AfD?

Politikerin Dr. Saskia Ludwig (CDU) spricht am Rande der 19. Sitzung des 21. Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude. Berlin, 11.07.2025
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig hat sich in Ungarn mit AfD-Chefin Alice Weidel getroffen.
Quelle: action press

Es ist nur ein Foto, ein kurzes Gespräch von zwei Bundestagsabgeordneten, am Rande einer internationalen Tagung in Ungarn. Was gesagt wurde, ist nicht überliefert, allein das freundliche Lächeln von Saskia Ludwig gegenüber AfD-Chefin Alice Weidel wird als Problem gedeutet. In den Medien und in der CDU.
Tatsächlich ist es nicht irgendeine Tagung, an der die CDU-Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig am Wochenende teilgenommen hat. Auf Einladung der neu-rechten Denkfabrik Mathias-Corvinus-Collegiums (MCC) in Esztergom hatte Ludwig an einem Panel teilgenommen und dort unter anderem gesagt:

Freier Meinungsaustausch ist ein zentrales Element einer demokratischen Gesellschaft, deshalb war es für mich selbstverständlich, mich mit verschiedensten Besuchern auszutauschen, ohne Angst vor Repressionen haben zu müssen.

Saskia Ludwig, CDU

So berichtet es das Portal "Nius". Andere Medienanfragen zum Grund ihres Besuches ließ Ludwig unbeantwortet.
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Ludwig schon lange für das Einreißen der Brandmauer

In der CDU-Fraktion sorgt vor allem das Foto von Ludwig und Weidel für Aufregung. Die Fraktionsspitze beeilte sich zu erklären, Ludwig habe "nicht im Auftrag der Fraktion und ohne Wissen der Fraktionsführung teilgenommen", so eine Sprecherin. Und ergänzt:

Der Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU gilt und schließt jede Zusammenarbeit mit der AfD aus. An diesen ist jedes CDU-Mitglied gebunden.

Sprecherin der CDU-Fraktion

Es ist die Geschichte von Saskia Ludwig, die in der Union eine Art unruhiges Zucken auslöst. Das zufällige Aufeinandertreffen in Ungarn in die Nähe von Zusammenarbeit zu rücken, belegt vor allem eine offenbar vorhandene Nervosität.
Schon lange gilt die Abgeordnete aus Brandenburg als tickende Zeitbombe, wenn es um das Verhältnis zur AfD geht. Die CDU-Frau hatte auch schon früher für ein Einreißen der sogenannten Brandmauer geworben. Vor der vergangenen Bundestagswahl hatte sie im Lokalsender TV.Berlin gesagt:

Wenn über 50 Prozent Mitte-Rechts wählen, dann muss es auch eine Mitte-Rechts-Regierung geben für die Bürger.

Saskia Ludwig

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Lautes Schweigen der Brandenburger CDU

Während die Vertreter der Brandenburger CDU, deren Mitglied Ludwig ist, durch lautes Schweigen auffallen, werden andere aus der CDU deutlicher. Auf das Verhältnis der CDU zur AfD und einer möglichen Koalition angesprochen, sagt der baden-württembergische CDU-Vorsitzende Manuel Hagel auf einer Veranstaltung in Mannheim:

Wir brauchen keine Brandmauer, wir sind die Brandmauer.

Manuel Hagel, CDU

Den Namen Saskia Ludwig erwähnt er dabei nicht. Hagel will im Frühjahr des nächsten Jahres den bisherigen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann von den Grünen ablösen.
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Weidel: "Keine großartige Kommunikation" mit Ludwig

Dabei ist sich natürlich auch Hagel bewusst, dass insbesondere in den ostdeutschen Landesverbänden die Debatten-Lage längst eine andere ist. Und dass Ludwig, die zwar als äußerst rechts in der Union gilt, in der AfD-Frage dort vielleicht nicht mehr nur die Minderheit vertritt.
Übrigens hat auch die AfD-Vorsitzende inzwischen dementiert, dass es außer dem zufälligen Treffen vorher oder hinterher Gespräche mit Ludwig gab. Weidel habe von Ludwigs Auftritt "vorher nichts gewusst". Man habe auch "nicht großartig miteinander kommuniziert", so Weidels Sprecher.
Alice Weidel und Tino Chrupalla (AfD), bei einem Statement der AfD am 21.05.25 in Berlin.
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Jetzt das Problem von Spahn

In der Brandenburger CDU ist man offenbar ganz froh, dass Ludwig als Bundestagsabgeordnete jetzt das Problem von Jens Spahn und seiner Fraktionsführung ist. Bewusst hat man die umstrittene Abgeordnete, die von 2010 bis 2012 schon Landesvorsitzende ihrer Partei war und die nach einem Artikel in der Jungen Freiheit zurückgetreten war, auf den sicheren Listenplatz 3 für die Bundestagswahl gewählt.
Außerdem wechselte sie von Wahlkreis 61, der die rot-grünen Hochburgen Potsdam und Kleinmachnow umfasst, in den Nachbarwahlkreis Brandenburg an der Havel, den sie allerdings gegen den AfD-Kandidaten Arne Raue verlor. Sogar die SPD-Bewerberin Sonja Eichwede lag noch vor ihr.
Ludwig gilt als eine der schärfsten Kritikerinnen von Frauke Brosius-Gersdorf. Deren Wahl als Karlsruher Richterin hatte sie unter anderem mit unbewiesenen Plagiats-Vorwürfen torpediert. Auch hier zeigte sich: Ludwig, die sich selbst als Minderheit in der CDU bezeichnet, ist bereit, die Fraktionsführung öfter herauszufordern.
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