Natürliche Schädlingsbekämpfung mit Igeln und Marienkäfern

Schädlinge natürlich bekämpfen:So locken Sie Nützlinge in Ihren Garten

von Christian Ehrlich
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Pflanzenschädlinge wie Blattläuse oder Schnecken ärgern jeden Gartenbesitzer. Natürliche Fressfeinde schützen Nutz- und Zierpflanzen vor dem Kahlfraß - ganz ohne Chemie.

Nützlinge gegen Schadinsekten

Biologischer Pflanzenschutz statt Chemie gegen Spinnmilben und Läuse - wie das in der Landwirtschaft funktioniert.

06.09.2024 | 3:01 min

Mit Gift gegen Pflanzenschädlinge vorzugehen ist nicht nur teuer, es kann auch gefährlich sein. So sterben Igel oder Singvögel häufig an diesen Giften. Aber auch für Haustiere und Kleinkinder sind die Mittel riskant. Die Natur hat allerdings zu jedem ungeliebten Insekt einen "Gegenspieler", der es in Schach halten kann - im Idealfall sogar dauerhaft. Gartenbesitzer müssen allerdings dafür sorgen, dass sie auch gute Lebensbedingungen vorfinden. Diese fünf natürlichen Fressfeinde haben sich bewährt.

1. Marienkäfer

Marienkäfer bringen wirklich Glück - für den Gärtner! Ein heimischer Siebenpunkt-Marienkäfer frisst 100 bis 150 Blattläuse pro Tag, seine Larven in den drei Wochen bis zur Verpuppung zusätzlich 400 bis 600 Stück. Die Nachkommen eines einzigen Marienkäfer-Weibchens können so im Laufe eines Sommers 100.000 Läuse vertilgen. Doch wie kommen diese Nützlinge auf Dauer in den Garten? Am besten mit Wildblumenwiesen oder Totholzhaufen zum Überwintern. Sie können Marienkäfer übrigens auch kaufen, dann sollten Sie unbedingt darauf achten, dass es Siebenpunkt-Marienkäfer sind und keine sogenannten Neozoen, das sind nicht-heimische Tierarten. Übrigens gibt es auch Marienkäfer, die Mehltau fressen: die sechzehnfleckigen Marienkäfer.

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2. Florfliegen

Florfliegen kommen im Herbst ins Haus, um einen Überwinterungsplatz zu suchen. Im Garten verspeisen sie Blattläuse, Spinnmilben oder Raupen an Nutz- und Zierpflanzen. Auch hier ist es der Nachwuchs, der besonders großen Hunger hat: 500 Blattläuse frisst allein eine Larve. Florfliegen haben allerdings im Winter ein Problem, wenn die Gärten zu aufgeräumt sind und wenig Rückzugsmöglichkeiten bieten. Denn die zweite Generation Florfliegen reift erst im September von der Larve zum fliegenden Insekt - und diese braucht dann Überwinterungsplätze. Weil Florfliegen auf die Farbe Rot stehen, können Gartenbesitzer helfen: einfach rot gestrichene und mit Stroh gefüllte Überwinterungshäuschen aufstellen. Achten Sie darauf, dass diese Quartiere Lamellen auf der Vorderseite haben.

3. Igel

Bei Igeln stehen viele Schädlinge auf dem Speiseplan: Insekten, Schnecken und Würmer. Das Futter suchen sie überwiegend nachts, sodass sie es auch dort finden, wo der Mensch selten sucht. Den stacheligen Tieren hilft man mit einem Igelhaus und Reisighaufen für den Winterschlaf.

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4. Ohrwürmer

Die sogenannten "Ohrenkneifer", die eigentlich Ohrwürmer heißen, sind zwar Allesfresser, bevorzugen aber offenbar Blattläuse, kleine Schmetterlingsraupen und Insektenlarven. Für sie kann man ein "Ohrwurm-Hotel" bauen: Nehmen Sie einen Blumentopf, füllen ihn mit Holzwolle oder Stroh und hängen ihn dann umgedreht an Sträuchern oder Bäumen auf. Vorteil: Durch gezieltes Aufhängen locken Sie die Ohrwürmer genau zu den Pflanzen, die Sie schützen wollen, beispielsweise Obstbäume. Damit Vögel die Nützlinge nicht aus ihrem Hotel herauspicken, wird es mit etwas Hasendraht geschützt.

5. Laufkäfer

Laufkäfer bevorzugen vor allem Raupen, manche Arten auch Schnecken oder bodenbewohnende Insektenlarven. Doch die Käfer werden immer seltener, weil einige Gartenbesitzer ihre Holzabfälle nicht mehr im Garten lagern, sondern entsorgen. Denn die Larven der Laufkäfer leben in Holz, das vermodert, sogenanntem Totholz. Legen Sie einen "Käfer-Keller" für die Nützlinge an. Dazu an einer kühlen und feuchten Stelle im Garten dickere Stämme ab zehn Zentimetern Dicke etwas im Boden eingraben, mit gehäckseltem Schnittgut überstreuen und dann eine weitere Schicht Äste drauflegen. Die Stämme faulen von unten weg, sodass Sie jedes Jahr nach dem Rückschnitt einfach Holz nachlegen können.

Vor allem im Biolandbau verwenden Landwirte Nützlinge im großen Stil. Aber auch immer mehr private Gartenliebhaber setzen auf diese natürliche Schädlingsbekämpfung.

Dazu zählen beispielsweise Marienkäfer und mehrere Sorten von Schlupfwespen. Diese sind eine Hilfe gegen viele verschiedene Pflanzenschädlinge wie die Raupen des Kohlweißlings oder des Apfelwicklers. Schlupfwespen legen ihre Eier in Raupen und andere Insektenlarven, in denen sie dann reifen, bis der Wirt stirbt.

Angeboten werden aber auch Florfliegen-Larven gegen Blattläuse und Spinnmilben oder Raubmilben, ebenfalls gegen Spinnmilben oder Trauermücken.


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