Vor EM-Halbfinale gegen Spanien: Was für Deutschland spricht

Vor dem EM-Halbfinale:Was gegen Spanien den Ausschlag geben könnte

von Frank Hellmann
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Bundestrainer Christian Wück hat immer betont, er brauche alle Spielerinnen für seine Titelmission. Vor dem EM-Halbfinale gegen Spanien bewahrheitet sich diese These.

Bundestrainer Christian Wück während des Viertelfinales gegen Frankreich
Bundestrainer Christian Wück weiß, dass er gegen Spanien alles aufbieten muss, um zu gewinnen
Quelle: ddp

Das schöne Hotel am Fuße des Uetlibergs direkt am Waldrand hat die Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht allein für sich. Selten war der Rückzugsbereich für die Spielerinnen aber so wichtig wie vor dem EM-Halbfinale gegen Spanien in Zürich (Mittwoch, 21 Uhr/ARD). "Gleich drei Tage Eistonne" hatte Bundestrainer Christian Wück nach der epochalen Willensleitung im Viertelfinale gegen Frankreich (6:5 im Elfmeterschießen, 1:1) angekündigt. Was natürlich übertrieben war.
Ann-Katrin Berger jubelt
Trotz langer Unterzahl und eines verschossenen Elfmeters: Deutschland schlägt Frankreich in einem epischen Spiel im Elfmeterschießen. Im Halbfinale wartet Spanien.20.07.2025 | 10:06 min

Wille soll gegen Spanien Berge versetzen

Aber selbst die am Sonntag wieder ins Hotel Five gelassenen Freunde, Familien und Angehörigen spürten, dass vor allem Erholung angesagt war. Emotionen verarbeiten, Wunden lecken, Kräfte tanken. Die deutschen Fußballerinnen werden den Weltmeisterinnen von der iberischen Halbinsel im Stadion Letzigrund nur dann ansatzweise Paroli bieten, wenn die wehrhafte Haltung dieselbe ist wie im St. Jakob-Park. Der Wille kann in der Schweiz Berge versetzen.

Unter den besten Vier Europas zu sein, ist die Bestätigung des Weges.

Nia Künzer, DFB-Sportdirektorin

Die Weltmeisterin von 2003 hatte das Amt angetreten, um das Aushängeschild zurück in die Erfolgsspur zu führen. Olympia-Bronze in Paris war ein erster Achtungserfolg, aber der anspruchsvollen Künzer hat die Spielweise unter Horst Hrubesch nur bedingt gefallen. Die Herangehensweise unter Christian Wück passt besser - und der Spirit ist derselbe geblieben.
Die deutsche Torhüterin Ann-Katrin Berger schießt.
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Deutsche Tugenden sind viel wert

Die DFB-Frauen stecken Widerstände und Rückschläge weg wie ein Boxer, der auch nach Kopftreffern nicht umfällt. Man sei inzwischen geübt darin, erklärte die 45-Jährige, auf "Ausfälle, Verletzungen, Rote Karten" zu reagieren - und jede Lücke zu kompensieren. Notfalls auch eine 105-minütige Unterzahl. Die Wiederbelebung der deutschen Tugenden fällt in eine Phase, in der der frühere Sportdirektor Matthias Sammer gerade eine Generalabrechnung vorgenommen hat.
Klar, seine Schelte war auf den Männerfußball gemünzt, aber wenn der Frauenfußball beim wichtigsten Turnier des Sommers das Gegenteil beweist, gefällt das auch den DFB-Funktionären. Auch gegen Spanien müsse man wieder eine "gewisse Defensivlust entwickeln", forderte die Sportchefin, die gegen die Weltfußballerinnen Alexia Putellas und Aitana Bonmati empfahl, "keinen Zentimeter nachzulassen".

Sarai Linder fällt verletzt aus

Die in vier Spielen siegreiche "La Furia Roja" wird auf mehr Widerstand treffen als bisher. Die Niederlage beim Spiel um Bronze 2024 (0:1) oder das zweite EM-Gruppenspiel 2022 (0:2) dürfte den Spanierinnen genug Warnung sein. Zumal die deutsche Aufstellung schwer vorherzusehen ist.
Ob nun Zufall oder nicht: Bundestrainer Christian Wück wird in seiner Prognose bestätigt, alle Spielerinnen bei der Titelmission zu brauchen. Zwar kehrt Carlotta Wamser nach der Rotsperre zurück, aber Sarai Linder fällt mit einer Sprunggelenksverletzung aus, wie der DFB am Sonntag mitteilte. Doch der deutsche Kader scheint breiter als gedacht. Alle 20 Feldspielerinnen sind bereits zum Einsatz gekommen.
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Franziska Kett und Sophia Kleinherne sind bereit

Verblüffend, wie abgeklärt sich EM-Debütantin Franziska Kett als Linksverteidigerin schlug, ehe die 20-Jährige von Kratzspuren gezeichnet und von Krämpfen geschüttelt runter musste. Überzeugend, wie Sophia Kleinherne als vierte bei der EM eingesetzte Rechtsverteidigerin agierte. Mit ihrer aufrechten Haltung hat sich die Abwehr-Allrounderin mehr Vertrauen verdient.

Wir waren überzeugt, dass der Kader genau richtig ist. Wir wussten, dass wir jede Spielerin ins Spiel bringen können.

Christian Wück, Fußball-Bundestrainer der Frauen

Doch in der Abwehr sind seine Bastelarbeiten noch nicht beendet. Die Gelb-Sperre für Sjoeke Nüsken tut verdammt weh, weil die Strategin mit ihrer Lauf- und Zweikampfstärke unverzichtbar geworden ist. Ihrem Profil könnte am ehesten Sydney Lohmann entsprechen, der Wück aber selten vertraut hat.

Hoffmann spielt sich fest

Oder bekommt die bald für Real Madrid auflaufende Sara Däbritz im zentralen Mittelfeld eine Chance? Ihren Platz sicher hat Mittelstürmerin Giovanna Hoffmann, die viele Bälle festmachte, mit großem Einsatzwillen bestach. Die 26-jährige Spätstarterin sei ein weiteres Beispiel, merkte Künzer an, "dass wir bei der Kaderbenennung ein gutes Händchen hatten".

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Sarai Linder (l.) verletzt am Boden
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