Trotz Boom wenig Finanzkraft:Soll Frauenfußball sein eigenes Ding machen?
von Malte Möller
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Der Frauenfußball erlebt einen Hype - und zugleich große Herausforderungen. Viele sehen die Lösung darin, sich vom Männersport abzugrenzen. ZDF frontal über mögliche neue Wege.
Die Frauen-EM 2025 feiert ihren Auftakt - hat aber schon vor Beginn die ersten Erfolge verzeichnet. Mehr als 600.000 Tickets waren in den Tagen vor dem Eröffnungsspiel verkauft worden. Ein neuer Rekord.
Boom im Frauenfußball mit schwacher Wirkung
Das ist ein weiteres Zeichen für den Boom, den der Frauenfußball seit Jahren erlebt. Doch trotz des Erfolgs sieht es auf dem Papier für den Frauenfußball häufig nicht gut aus.
Viele der Frauen-Teams können nicht kostendeckend arbeiten, sondern werden von den Männerabteilungen querfinanziert. Auch die Trainingsbedingungen sind oftmals deutlich schlechter als bei den Männern.
Es müssen also Lösungen her. Die sehen viele vor allem darin, den Frauenfußball als eigene Marke zu etablieren.
Sportökonomin Jessica Stommel: "Fußball neu denken."
Quelle: ZDF
Jessica Stommel ist Sportökonomin bei "Sportfive" und dort für die Vermarktung von Frauenfußball zuständig. Im Gespräch mit ZDF frontal sagt sie:
Der Frauenfußball hat die Chance und das Potenzial. Und das ist auch die unfassbar große Stärke, den Fußball neu zu denken, neu zu schreiben.
Jessica Stommel, Sportökonomin
Wie sich Frauen- von Männerfußball abgrenzen kann
Auch die Sportjournalistin Lena Cassel sieht eine große Chance für den Frauenfußball, wenn er sich vom Männerfußball abgrenzt: "Du findest eine viel diversere Fanlandschaft. (…) Ein Gegenentwurf für ganz, ganz viele Fans, die sagen, Männerfußball in der Form spricht mich überhaupt nicht mehr an, ich gehe eher zu den Frauen, weil da ist noch etwas von diesem guten alten Fußball übrig, der eben nicht durchkommerzialisiert ist."
Aber man verspricht sich nicht nur ein authentischeres Fußballerlebnis von einer Abgrenzung vom Männerfußball - sondern man hofft auch auf höhere Einnahmen durch neue Fans. "Frauen machen die Hälfte der Gesamtbevölkerung aus. Und de facto ist es aber auch so, dass diese Zielgruppe bisher mit dem Sportsponsoring nicht angesprochen wurde", sagt Jessica Stommel:
Das bietet ja eben auch das Potenzial, genau für Unternehmen diese kaufkräftige Zielgruppe mit anzusprechen.
Jessica Stommel, Sportökonomin
Mehr Fans, mehr Einnahmen
Für das große wirtschaftliche Potenzial einer eigenen "Marke" Frauenfußball spricht auch eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Die kommt darin zu dem Schluss, dass sich "erfolgreiche Ligen und Organisationen im Frauenfußball [...] bewusst als eigenständige Marke" positionieren, "um sich klar vom Männerfußball abzuheben".
Nach dem tragischen Tod des portugiesischen Nationalspielers Diogo Jota wird es bei vier Spielen der Frauen-EM in der Schweiz eine Gedenkminute geben. Damit wird Jota auch vor dem Auftaktspiel der DFB-Frauen am Freitag (21.00 Uhr/ARD) in St. Gallen gegen Polen gedacht.
Das gilt auch für die Spiele Belgien - Italien, Spanien - Portugal (beide Donnerstag) und Dänemark - Schweden (Freitag). Jota ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der Stürmer des FC Liverpool wurde nur 28 Jahre alt und hinterlässt seine Ehefrau Rute Cardoso, die er erst vor anderthalb Wochen geheiratet hatte, und drei Kinder. Bei dem Unfall starb auch sein Bruder André Silva (25).
Das gilt auch für die Spiele Belgien - Italien, Spanien - Portugal (beide Donnerstag) und Dänemark - Schweden (Freitag). Jota ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der Stürmer des FC Liverpool wurde nur 28 Jahre alt und hinterlässt seine Ehefrau Rute Cardoso, die er erst vor anderthalb Wochen geheiratet hatte, und drei Kinder. Bei dem Unfall starb auch sein Bruder André Silva (25).
Dies sei "der Schlüssel, um neue Fangruppen zu erreichen, bestehende Fans zu binden und gesellschaftlich an Relevanz zu gewinnen". Mehr Fans heißt auch mehr Einnahmen.
Sportjournalistin Lena Cassel sieht große Chancen für den Frauenfußball, wenn er sich vom Männerfußball abgrenzt.
Quelle: ZDF | Cornelia Lehmann
Damit könnte sich der Frauenfußball weiter professionalisieren. Sportökonomin Jessica Stommel sagt: "Man muss im Hinterkopf behalten, dass lange nicht alle Spielerinnen professionelle Verträge haben. In der aktuellen Saison verdienen 62 Prozent aller Bundesligisten, die Spielerinnen, weniger als 3.000 Euro brutto monatlich. Die müssen die Woche nebenbei arbeiten."
Das ist eine unfassbar hohe Belastung, und wir müssen einfach den Spielerinnen bessere Bedingungen bieten.
Jessica Stommel, Sportökonomin
Für bessere Bedingungen kämpft der Frauenfußball seit Langem. Zwischenzeitlich stand sogar eine Abspaltung vom DFB zur Debatte. Die ist mittlerweile vom Tisch. Zusammen mit dem DFB wollen die Vereine eine Strategie entwickeln, wie der Frauenfußball besser vermarktet werden kann.
Gegenüber ZDF frontal spricht der DFB von einem breit aufgestellten Wachstumsplan: "Von den sportbezogenen Rahmenbedingungen für Spielerinnen über eine strukturierte Nachwuchsförderung und Stadioninfrastruktur bis zu Maßnahmen rund um das Medienprodukt und gezielte Marketingaktivitäten."
Die Rekordverkäufe der Tickets für die Frauen-EM 2025 sprechen dafür, dass der Hype um den Frauenfußball weitergeht. Ob dieser die gute Stimmung der Fans auch für sich nutzen kann, wird sich zeigen.
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