Frauenfußball-EM - Die Aufgabe nun: Welle am Leben halten

Verband und Vereine gefordert:Die Aufgabe nun: Frauenfußball-Welle mitnehmen

von Frank Hellmann
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Nach dem EM-Ausscheiden der DFB-Frauen nimmt der Verband sich selbst und die Vereine in die Pflicht. So soll ein positiver Effekt entstehen.

Nia Künzer.
Sportdirektorin Nia Künzer nach dem EM-Aus der DFB-Elf. Wo geht es hin mit dem deutschen Frauenfußball?
Quelle: imago

Am Tag danach ging ja alles recht schnell: Schwarze Kleinbusse standen parat, um die deutschen Nationalspielerinnen nach dem EM-Halbfinal-Aus gegen Spanien (0:1 nach Verlängerung) auf den Heimweg zu bringen. Vor der Rückreise aus Zürich gab auch die verletzte Giulia Gwinn unter dem regengeschützten Vordach des Teamhotels am Uetliberg in Zürich noch ein Statement ab.

Wir haben Rekorde gebrochen. Das ist nicht selbstverständlich für den Frauenfußball.

Giulia Gwinn, Fußballspielerin

Die Kapitänin glaubt, "dass wir einen kleinen Anstoß geben konnten, die Zahlen ein bisschen nach oben zu treiben. Ich glaube, dass wir da wieder nachhaltig was bewegen konnten."
Aitana Bonmatí(Spanien)  jubelt über ihr erstes Tor gegen Deutschland.
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Es geht einerseits um Zuschauer und TV-Quoten, aber auch um Parameter wie Beliebtheit und Anerkennung. "Mit diesem Turnier hat etwas Wunderbares begonnen. Der Zusammenhalt trägt für die kommenden Spiele und darüber hinaus", erklärte Präsident Bernd Neuendorf.
Er hofft, "dass die Spielerinnen vielleicht zu Identifikationsfiguren für eine ganze Generation werden, damit die Mädchen und jungen Frauen in die Klubs kommen. Wir haben so viele Vereine, die darüber klagen, dass sie zu wenig Zuwachs haben". Würden die Klubs mehr Angebote schaffen, "hilft das dem Fußball insgesamt".

Final Four im Oktober gegen Frankreich

Für ein Vermächtnis braucht es jetzt die Bundesliga-Vereine, denn es dauert bis zum nächsten Auftritt der DFB-Frauen: Erst zum Finalturnier der Nations League gegen Frankreich mit Hin- und Rückspiel (24. und 28. Oktober) sind Gwinn und Co. wieder für Deutschland im Einsatz. Das nächste Turnier ist dann erst die WM 2027 in Brasilien.
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"Es gibt hochtalentierte Spielerinnen, die Deutschland auf allerhöchstem Niveau vertreten können", sagte Sportdirektorin Nia Künzer, die Carlotta Wamser und Franziska Kett als Paradebeispiele nannte. "Manchmal braucht es nur den Mut, solche Spielerinnen mal zu bringen", merkte Neuendorf mit einem Seitenhieb an Eintracht Frankfurt und Bayern München an, die beiden nur selten vertraut haben.

Highlightspiele in München und Leipzig

Bundestrainer Christian Wück hatte direkt nach dem Turnier-Aus angemahnt, in der Talentförderung mehr zu tun. Das klappe bei den Junioren besser als den Juniorinnen, wo es ja auch viel mehr Nachwuchsleistungszentren gebe, mahnte der frühere Nachwuchscoach:

Wir müssen uns verbessern, vor allem im weiblichen Jugendbereich, dass wir gut ausgebildete Talente in die Bundesliga kriegen.

Christian Wück, Bundestrainer

Beschlüsse zur weiteren Professionalisierung der höchsten Frauen-Spielklasse werden erst auf dem nächsten DFB-Bundestag gefällt. Immerhin sind die ersten Highlight-Spiele festgezurrt. Der FC Bayern bestreitet das Eröffnungsspiel gegen Bayer Leverkusen am 6. September (17:45 Uhr) in der Allianz Arena.
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Zudem wird RB Leipzig gegen die Doublegewinnerinnen aus München am 14. September (14 Uhr) in die Red Bull Arena gehen. Mit Mittelstürmerin Giovanna Hoffmann hat Leipzig ein bekanntes Gesicht bei der EM hervorgebracht.

Das Ausland lockt die jungen Spielerinnen

Doch die Verlockungen aus dem Ausland werden immer größer. So zieht es Jule Brand zu Olympique Lyon, Sydney Lohmann zu Manchester City, Kathrin Hendrich geht zu Chicago Red Stars, Linda Dallmann ist bei Benfica Lissabon im Gespräch. Sara Däbritz hat sich genau wie Ex-Nationaltorhüterin Merle Frohms an Real Madrid gebunden.
Für die nur bis 2026 an Eintracht Frankfurt gebundene Elisa Senß interessieren sich mehrere Topvereine, Klara Bühl hat bei Bayern München zwar noch einmal bis 2027 verlängert, könnte aber spätestens dann dem Werben aus dem Ausland nachgeben.
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Manager wie Jörg Neblung und Dietmar Ness haben sich am Rande der EM oft mit Klubvertretern getroffen. Auf dem Markt ist große Dynamik, bei der erste deutsche Vereine wie Eintracht Frankfurt das Wettbieten nicht mehr mitmachen.
Außerhalb Deutschlands gehe es "um doppelt so hohe Verdienste", sagt Neblung. "Lyon kann auch mal das Dreifache bieten wie zum Beispiel der VfL Wolfsburg." Wenn die Bundesliga nicht aufpasst, gehen ihr die gerade gefeierten Gesichter spätestens nächsten Sommer in großer Zahl verloren.

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