Förderung von Hightech-Start-ups:Wenn der Staat ein Stück Risiko übernimmt
Milliarden für die Zukunft: Staatliche Förderung ist für Hightech-Start-ups in Deutschland überlebenswichtig. Aber sind die Steuergelder dort gut angelegt?
Mit ihren Ideen prägen Start-ups Märkte und setzen neue Maßstäbe: Für den Deutschen Gründerpreis sind auch zwei herausragende Deeptech-Unternehmen nominiert.
09.09.2025 | 4:12 minEine leere Halle am Stadtrand von Aachen. Noch ist hier nichts als Beton, herunterhängende Kabel und ein paar Europaletten zu sehen. Doch Daniel Schall sieht mehr. "In einem Satz zusammengefasst, müssen wir die Technologie aus dem Labor in die Produktion überführen", sagt der Gründer von Black Semiconductor über die Aufgabe, die ihn die nächsten Jahre hier beschäftigen wird.
Der Deutsche Gründerpreis gilt als die bedeutendste Auszeichnung für herausragende Unternehmerpersönlichkeiten in Deutschland und zählt zu den renommiertesten Wirtschaftspreisen des Landes. Seit 1997 wird der Preis an erfolgreiche Gründerinnen und Gründer sowie ihre Unternehmen verliehen, um ihre Leistungen sichtbar zu machen und sie durch vielfältige Unterstützung weiter zu fördern. Ausgelobt wird der Deutsche Gründerpreis von den Partnern Sparkassen, ZDF, Porsche und Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Verfolgen Sie die Preisverleihung heute um 20 Uhr im Livestream. Die Firma Black Semiconductor gehört zu den Finalisten in der Kategorie Aufsteiger.
Start-up mit neuer Technik für Halbleiter
Die Firma ist ein Hightech-Start-up, das in Deutschland ansässig ist. In der Halle in Aachen soll in den kommenden Jahren eine hochmoderne Fabrik entstehen, in der Graphen-basierte Mikrochips gefertigt werden. Chips, die nicht nur elektrisch, sondern auch optisch mit Licht arbeiten - und damit eine neue Ära der Halbleitertechnik einläuten könnten. Daniel Schall hat diese Technologie in jahrelanger Forschung selbst entdeckt.
Lea-Sophie Cramer trifft auf Dominik Popp, der als Fußballprofi und Startup-Gründer mehrfach scheitert, bis er herausfindet, worauf es als Unternehmer wirklich ankommt.
11.08.2025 | 42:15 minOhne staatliche Hilfe wäre ein solches Projekt kaum denkbar. 228 Millionen Euro an Subventionen stellt der deutsche Staat für den Aufbau zur Verfügung - eine der größten Einzel-Förderungen in Europa. Für die Brüder Daniel und Sebastian Schall ist diese Unterstützung der entscheidende Schritt, um die jahrelange Grundlagenforschung in marktreife Produktion zu überführen.
Viele Start-ups arbeiten an nichts Geringerem als der Welt von morgen. Drei Beispiele von humanoiden Robotern über klimafreundliche Schokolade bis hin zur Verbesserung der Halbleitertechnologie.
08.09.2025 | 4:21 minErfolg für Hightech-Start-ups schwierig
"Es ist für die Deep-Tech-Start-ups besonders schwierig, erfolgreich zu sein", erklärt Tina Klüwer, Expertin für Hochtechnologie. Bis vor kurzem leitete sie die Abteilung "Forschung für technologische Souveränität und Innovation" im Bundesministerium für Bildung und Forschung, zuvor hat sie selbst ein KI-Unternehmen gegründet.
Sie weiß genau, weshalb im Bereich Deep Tech der Weg zu schwarzen Zahlen besonders lang ist: "Diese Start-ups brauchen mehr Zeit, sie müssen Bauteile neu fertigen lassen, die es noch gar nicht gibt. Das dauert, das kostet Ressourcen, das kostet Geld."
Start-up-Gründer müssen vielen Erwartungen gerecht werden. Die große Arbeitsbelastung und der Druck, die Idee erfolgreich umzusetzen, können Psyche und private Beziehungen belasten.
24.09.2024 | 28:30 minStaatliche Förderung übernimmt ein Teil des Risikos
Genau hier greift staatliche Förderung. Sie übernimmt ein Stück des Risikos, das private Investoren oft scheuen. Während sich Software-Start-ups mit vergleichsweise geringen Mitteln entwickeln lassen, verschlingen Fabriken im Nanobereich Milliarden.
Für Tina Klüwer ist deshalb klar, dass der Staat eine Verantwortung habe, in solche Technologien auch mit zu investieren.
Das liegt daran, dass diese Technologien entscheidend sind für unsere Zukunft.
Dr. Tina Klüwer, Expertin für Hochtechnologie
Die strategische Frage laute dann: "Haben wir Zugang zu diesen Technologien oder müssen wir sie von außen einkaufen?"
Sehen Sie die Doku "Junge Start-ups - Deutsche Hightech für die Weltspitze" am 9. September um 22:45 Uhr im ZDF oder ab 21:30 Uhr im ZDF-Streaming-Portal.
Florian Neuhann, Leiter des ZDF-Wirtschaftsteams, klärt auf, wie es um Deutschlands Zukunft als KI-Nation steht. Was fehlt uns auf dem Weg dahin?
09.09.2025 | 5:30 minDeutschland will Anschluss bei Hightech nicht verlieren
Die Frage nach technologischer Souveränität wird in Europa immer drängender. Die Abhängigkeit von Chips aus Asien oder den USA gilt als strategische Schwäche - nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sicherheitspolitisch. Investitionen wie die in Black Semiconductor sind deshalb mehr als eine Wette auf ein Start-up: Sie sind ein Signal, dass Deutschland im globalen Rennen um Schlüsseltechnologien nicht den Anschluss verlieren will.
Natürlich bleibt ein Risiko. Sollte der technologische Durchbruch ausbleiben, wären Hunderte Millionen Euro Steuergeld verloren. Doch Befürworter sehen in solchen Investitionen die einzige Chance, neue Industrien überhaupt in Europa zu halten - denn die Konkurrenz um solche Zukunftsbranchen ist hart. Den Gründern von Black Semiconductor boten amerikanische und chinesische Investoren etwa an, deutlich mehr Geld zuzuschießen, sollten sie sich mit ihrem Unternehmen dort niederlassen.
Neue Arbeitsplätze in Deutschland durch moderne Technologien
Die staatliche Förderung bringt schon jetzt neue Arbeitsplätze in die Region Aachen. Die geplante Chipfabrik wäre darüber hinaus ein Wirtschaftsmotor für die nächsten Jahrzehnte.
Klar ist: Die innovativen Graphen-Chips könnten ganze Industrien verändern, von Künstlicher Intelligenz bis zu Robotik und Mobilität. "Diese Technologien werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren entscheiden, wie wir leben, wie wir arbeiten, vielleicht auch wie wir heilen und wie wir uns ernähren", sagt Tina Klüwer über Deep-Tech-Start-ups.
Die Investitionen von heute - sie könnten den Wohlstand von morgen sichern. Aber sie erfordern auch Geduld: Erst 2031 wird die geplante Chip-Fabrik in Aachen in Betrieb gehen.
Was motiviert junge Menschen dazu, ein Unternehmen zu gründen?
02.01.2025 | 3:57 minMehr zu deutschen Unternehmen
- Exklusiv
Unternehmen bewerten Schwarz-Rot:Die Investitionswende bleibt (noch) aus
von Florian Neuhann - mit Video
Aktienkurs erholt sich:Schafft die Bayer AG den Turnaround?
von Ralph Goldmann - mit Video
Gegen Berentzen:Paulaner gewinnt den Spezi-Streit
- mit Video
Junge Gründer mutiger:Mehr Start-up-Gründungen trotz Krise