Sächsische Schweiz will Vorbild für nachhaltigen Tourismus sein
Interview
Sächsische Schweiz als Vorbild:Wie "sanfter Tourismus" funktionieren kann
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In der Sächsischen Schweiz bringen hohe Besucherzahlen Natur, Gastgeber und Infrastruktur an Grenzen. Die Lösung für die Nachhaltigkeitsbeauftragte Adlkofer: sanfter Tourismus.
Wir lieben das Reisen. Doch oft geht das zu Lasten unserer Umwelt. Wie können wir die Natur genießen, ohne sie zu zerstören? Was macht sanfter Tourismus anders?02.08.2025 | 29:47 min
Faszinierende Felsformationen, verwunschene Schluchten, Wanderwege, die schon berühmte Maler beschritten - all das lockt Urlaubende in die Sächsische Schweiz. Mehr als drei Millionen Menschen kommen jährlich zu Besuch. Um dem Ansturm gerecht zu werden und trotzdem die Umwelt zu schützen, schaut die Nachhaltigkeitsbeauftragte des Tourismusverbandes der Sächsischen Schweiz, Luisa Adlkofer, wie man den Urlaub besser gestalten kann.
ZDFheute: Was sind die Herausforderungen in der Tourismusindustrie?
Luisa Adlkofer: Die Tourismusbranche steht vor mehreren Herausforderungen: dem Klimawandel, an manchen Orten Overtourism, Ressourcenknappheit, steigende Mobilitätsbedürfnisse und gleichzeitig der Wunsch nach Erholung in unberührter Natur.
Quelle: ZDF
… ist Nachhaltigkeitsmanagerin für den Tourismusverband der Sächsischen Schweiz. Nach einem Auslandsjahr in Argentinien führte sie die Frage sozialer Ungleichheit zum Ökonomie-Studium mit dem Schwerpunkt gerechte und nachhaltige Wirtschaft. Seit 2022 vernetzt sie touristische Betriebe und unterstützt sie bei der Umsetzung nachhaltiger Konzepte für die Region.
ZDFheute: Wo setzen Sie in der Sächsischen Schweiz an?
Adlkofer: Unser Ziel ist es, den Tourismus langfristig verträglicher und zukunftsfähiger zu gestalten - für die Natur und für die Menschen, die hier leben.
Es geht dabei nicht um Begrenzung, sondern um kluge Lenkung.
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Ein zentraler Punkt ist die Entzerrung der Besucherströme, die Förderung umweltfreundlicher Mobilität und der Erhalt unserer wertvollen Kulturlandschaft. So fängt sanfter Tourismus an. Denn nur wenn wir die natürlichen Grundlagen und die Lebensqualität in der Region bewahren, können wir auch in Zukunft Gäste willkommen heißen.
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ZDFheute: Wie sieht nachhaltiger Urlaub konkret aus?
Adlkofer: Nachhaltiger Urlaub beginnt schon bei der Anreise - diese macht 50 bis 75 Prozent der Gesamtemission aus. Daher freuen wir uns, dass die Anzahl der Besucher, die mit der Bahn zu uns gelangen, stetig wächst. Was die Unterkunft betrifft: Betriebe, die in unserer Nachhaltigkeitsinitiative sind, nutzen erneuerbare Energien, vergeben Aufträge an lokale Firmen, haben regionale Produkte in ihrem gastronomischen Angebot und gehen fair und auf Augenhöhe mit ihren Mitarbeiter*innen um.
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ZDFheute: Was funktioniert schon gut, was können sich andere Regionen bei Ihnen abschauen?
Adlkofer: Ein zentrales Projekt ist die "Gästekarte mobil", das als Pilotprojekt begann und was wir gemeinsam mit dem Verkehrsverbund, dem Regionalverkehr sowie den beteiligten Kommunen eingeführt haben. Touristinnen und Touristen erhalten diese Karte automatisch, wenn sie in einer teilnehmenden Kommune die Gästetaxe entrichten. Sie dient nicht nur als Vergünstigung für zahlreiche Freizeitangebote, sondern auch als Fahrschein für das gesamte ÖPNV-Angebot der Sächsischen Schweiz.
Quelle: ZDF
Mehr Dokumentationen von plan b und Hintergründe dazu finden Sie jederzeit auf der ZDF-Streaming-Plattform oder samstags um 17:35 Uhr im TV.
Ein weiteres wichtiges Projekt betrifft die Stärkung der Wintersaison, um das touristische Aufkommen zu entzerren und Personal ganzjährig zu beschäftigen. Dafür setzen wir auf gezieltes Marketing und eine enge Abstimmung mit den Anbietern in der Region.
ZDFheute: Viele Gäste bedeuten auch eine Belastung der Natur, wie gehen Sie damit um?
Adlkofer: Wir arbeiten eng mit der Nationalparkverwaltung zusammen und nutzen unsere reichweitenstarken Kanäle, um die Gäste für ein rücksichtsvolles Verhalten im Wald zu sensibilisieren. Dabei vermarkten wir Bildungsangebote des Nationalparks. Mit zertifizierten Nationalparkführern können die Gäste einerseits die Natur erleben, lernen aber gleichzeitig auch darüber, wie sie sie schützen können. Außerdem bewerben wir aktiv Wanderrouten auch außerhalb des Nationalparkes, um die Besucherströme in weniger sensible Teilgebiete der Sächsischen Schweiz zu lenken.
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ZDFheute: Was wünschen Sie sich für die Tourismusregion Sächsische Schweiz?
Adlkofer: Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, Natur, Lebensqualität und Gastfreundschaft in Einklang zu bringen.
Denn wenn wir gemeinsam Verantwortung übernehmen, können wir diese besondere Region auch für kommende Generationen bewahren.
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Und manchmal kommen Gäste ja auch als neue Einwohner wieder.
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