Deutsche-Bahn-Chef Lutz im ZDF: "Wollen die schwarze Null haben"
Interview
Richard Lutz im ZDF:Bahnchef: "Wollen die schwarze Null haben"
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Die Bahn steckt im Dauer-Krisenmodus. Bahnchef Lutz führt das auf die marode Infrastruktur zurück, die er übernommen hat. Ziel seiner Sanierung: Die schwarze Null zum Jahresende.
Was man über Jahrzehnte versäumt habe, das könne man nicht in wenigen Jahren aufholen, sagt Bahnchef Lutz. Er hoffe, am Jahresende eine "schwarze Null" vorweisen zu können. 31.07.2025 | 6:32 min
Zu spät, zu langsam, zu teuer, zu chaotisch: Zur Deutschen Bahn kann so ziemlich jeder was Extremes erzählen. Dann nickt Bahnchef Richard Lutz verständnisvoll - was kann er schon machen?
Die Halbjahresbilanzen für Güter und Personenverkehr lassen bei der Deutschen Bahn aufhorchen: Millionenverluste verdrängen Schlagzeilen über Verspätungen und Preissteigerungen.31.07.2025 | 2:34 min
Seit acht Jahren ist er Vorstandsvorsitzender, seitdem hat sich die Lage der Deutschen Bahn kontinuierlich verschlechtert: Sie bleibt in der Verlustzone, die Pünktlichkeit ist gesunken. Ist das wirklich alles mit der veralteten und überlasteten Infrastruktur zu erklären?
Sehen Sie das gesamte Interview aus dem ZDF heute journal im Video oben und lesen Sie hier die Zusammenfassung. Das sagt Richard Lutz...
... zur schier unendlichen Dauerkrise der Bahn
Auf die Frage, ob er persönlich für diese Entwicklung verantwortlich sei, verweist Richard Lutz gern und regelmäßig auf tiefe strukturelle Probleme. Jahrzehntelange "Unterfinanzierung" habe zu einem Zustand geführt, der sich nicht kurzfristig beheben lasse. Er betont:
Wir haben eine Krise in der Infrastruktur, weil sie einfach zu alt und zu störanfällig ist und an vielen Stellen auch jenseits der Belastungsgrenze. Das müssen wir angehen.
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Richard Lutz, Bahnchef
Auch deshalb gebe es ja das Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität. "An den Themen sind wir dran, aber was man über Jahre und Jahrzehnte eben nicht ausreichend finanziert hat, lässt sich nicht über Jahre und Jahresfrist dann schnell wieder auf den Stand bringen, den wir eigentlich alle wollen."
Bei der Pünktlichkeit der Züge hat sich die Bahn im ersten Halbjahr 2025 kaum verbessert. Finanziell gibt es Fortschritte - mit nur noch 760 Millionen Euro minus.31.07.2025 | 1:30 min
... zur Management- und Personalpolitik
Kritiker werfen dem Bahn-Management vor, notwendige Reformen im Konzern selbst zu spät angegangen zu sein. Insbesondere der Abbau von Personal in sensiblen Bereichen wie den Stellwerken, so Kritiker, habe zu Engpässen und Verspätungen geführt.
Lutz wehrt sich und verweist auf den wachsenden Arbeitskräftemangel in der gesamten Wirtschaft. Seit Jahren schon werde bei der Bahn gezielt in betriebsrelevante Berufe investiert - etwa bei Lokführern, Zugbegleitern und Fahrdienstleitern. Fehlendes Personal sei teuer, dennoch werde auch in der Sanierungsphase weiter rekrutiert. Gleichzeitig werde auch versucht, den Personalbedarf zu reduzieren.
Die Halbjahreszahlen, die die Deutsche Bahn vorgelegt hat, sind besser als im Vorjahreszeitraum - allerdings sind sie immer noch immer nicht gut. Welche Konsequenzen hat das?31.07.2025 | 2:33 min
... zum umfassenden Sanierungsprogramm "S3"
Um die Bahn wieder auf Kurs zu bringen, hat Lutz das Sanierungsprogramm "S3" ins Leben gerufen. Es verfolgt drei zentrale Ziele:
Sanierung der Infrastruktur: Besonders belastete Streckenabschnitte sollen generalsaniert werden. Ziel ist es, durch gebündelte Bauarbeiten und moderne Technik die Zuverlässigkeit zu erhöhen.
Stabilisierung des laufenden Betriebs: Dazu gehören ein besseres Baustellenmanagement, die Optimierung von Betriebsabläufen und der gezielte Personalaufbau in kritischen Bereichen wie Stellwerken, Instandhaltung und Fahrdienst.
Stärkung der Wirtschaftlichkeit: Durch konzernweite Ausgabensteuerung, Abbau von Doppelstrukturen und effizientere Prozesse soll die Bahn finanziell stabiler werden.
Das Programm ist auf einen Zeitraum bis 2027 angelegt und wird vom Bund mit einem Sondervermögen unterstützt.
Die Deutsche Bahn reduziert ihre Verluste deutlich, bleibt aber weiter im Minus. An der Börse erklärt ZDF-Börsenexpertin Valerie Haller, wie die Sanierung des Konzerns läuft.29.07.2025 | 0:58 min
... zu der aktuellen Bahn-Finanzierung
Die Bahn hat im ersten Halbjahr 760 Millionen Euro Verlust gemacht - deutlich weniger als 2024. Kritiker behaupten, die geringeren Verluste seien vor allem durch vorgezogene Infrastrukturzahlungen des Bundes möglich gewesen.
Der Bahnchef betont aber die eigenen Sparanstrengungen: 100 Millionen Euro seien durch konzernweite Ausgabenkontrolle eingespart worden, weitere Einsparungen durch Personalabbau und Steigerung der Effizienz. Ziel sei es, bis Ende des Jahres eine "schwarze Null" zu erreichen - das wäre ein bedeutender Fortschritt im Vergleich zu über zwei Milliarden Euro Verlust im Jahr 2023.
Die Bahninfrastruktur sei "über Jahre und Jahrzehnte unterdimensioniert und unterfinanziert" gewesen, so Bahnchef Richard Lutz. Dessen Ausbau müsse jetzt effizienter gestaltet werden. Um das zu realisieren, wolle er Baustellen bündeln. 18.07.2022 | 5:14 min
... zu den Fahrpreisen und der Kundenzufriedenheit
Auf die Frage, ob die Fahrpreise zum Fahrplanwechsel im Dezember erneut erhöht würden, gebe es - so Lutz - noch keine klare Antwort. Eine Entscheidung werde im September getroffen.
Der Bahnchef verweist darauf, dass man in den letzten Jahren stets "faire Kompromisse" gefunden habe - unter Berücksichtigung von Inflation, Zahlungsbereitschaft der Kunden und dem Ziel, mehr Menschen für die klimafreundliche Schiene zu gewinnen.
Das Interview führte ZDF heute journal-Moderatorin Dunja Hayali. Zusammengefasst hat es ZDFheute-Redakteurin Elisabeth Jändl.
Personalmangel, Streik, ICE-Probleme - von großen Baustellen und chronischen Verspätungen bis hin zu Ihren Rechten als Fahrgast: Bei ZDFheute erfahren Sie alles zur Deutschen Bahn.