Sein unterlegener Kontrahent Rafal Trzaskowski gilt als liberal und pro-europäisch. Und mit Nawrocki hat gewissermaßen sein Gegenentwurf gewonnen. Er ist EU-kritisch, nationalkonservativ und lehnt eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ab. Zudem wirft seine Vergangenheit als Türsteher und als Teilnehmer von Schlägereien Fragen auf:
Wir wollen ein souveränes, ambitioniertes Polen und nicht ein Polen, das auf Brüssel, Berlin und Paris hört. (...) Als Präsident - ich sage es direkt - Polen zuerst, die Polen zuerst!
„
Karol Nawrocki, designierter Präsident Polens
02.06.2025 | 1:26 min
Die Reaktionen in Deutschland fallen entsprechend zurückhaltend bis bestürzt aus:
Der Polen-Beauftragte der Bundesregierung, Knut Abraham (CDU), sprach von einem "wirklich schwierigen Ergebnis".
Der Direktor des Deutschen Polen-Instituts Oliver Loew sagte, dass das Wahlergebnis für Europa "neue Kopfschmerzen" bedeuten könne.
Die FDP-Europaabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann sieht einen herben Rückschlag für Europa.
Aus der Opposition im Bundestag gibt es zudem Stimmen, die Friedrich Merz und der Bundesregierung eine Mitschuld geben: Die Migrationspolitik mit Zurückweisungen von Asylbewerbern an der Grenze sei aktive Wahlkampfhilfe gewesen, so Linken-Chefin Ines Schwerdtner. Auch Grünen-Chefin Franziska Brantner sagte: "Antieuropäisches Handeln" könnte auch anderswo "antieuropäische Kräfte stärken und vielleicht am Ende auch einen Unterschied machen".
Ganz anders sehen die nationalkonservativen Kräfte in Europa das Ergebnis:
Ungarns Regierungschef Viktor Orban sprach im Onlinedienst X von einem "fantastischen Sieg".
Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen nannte den Sieg Nawrockis eine "gute Nachricht".
Die rechtsgerichtete Regierungschefin von Italien, Giorgia Meloni, gratulierte Nawrocki und lobte die "gemeinsamen Werte" mit Polen.
Was sagt uns das Ergebnis? Mein Kollege und Polen-Kenner Lukasz Galkowski resümiert:
"Die Hälfte der Polen wünscht sich ein offenes, EU-freundliches Land, die andere Hälfte sieht eher im Nationalen die Lösung der Probleme. Die beiden Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber, Emotionen dominieren oft die Inhalte, Chancen auf Kooperation gibt es keine."
Natalie Steger, ZDF-Korrespondentin in Warschau, sagt zur Zukunft Polens, dass der liberal-konservative Regierungschef Donald Tusk "seinen pro-europäischen Reformkurs nicht einfach durchziehen kann". Damit könnten die Chancen steigen, dass bei der Parlamentswahl 2027 wieder die PiS-Partei die Regierungsmacht übernimmt. "Für Brüssel wären das natürlich keine guten Nachrichten."
02.06.2025 | 1:56 min
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Die zweite Verhandlungsrunde zwischen Russen und Ukrainern über eine mögliche Waffenruhe ist nach nur einer Stunde beendet. Das teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Es seien Dokumente ausgetauscht worden, es werde ein neuer Austausch von Kriegsgefangenen vorbereitet.
Tausende Kilometer von der Front entfernt trafen ukrainische Drohnen Russlands Bomberflotte ins Herz. Hinter der "Operation Spinnennetz" steckt eine monatelange Geheimoperation.
Unter Präsident Donald Trump steht das Verhältnis zu den USA auf dem Spiel, die EU muss sich neu aufstellen. Wie will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen Handelskonflikt abwenden - und zugleich Europas wirtschaftliche Stärke sichern? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert "Was nun, Frau von der Leyen?" - heute um 19:20 Uhr im ZDF.
Zu Topthemen, die über den Tag hinaus wichtig sind, befragen Chefredakteurin Bettina Schausten und Nachrichtenchefin Anne Gellinek Politikerinnen und Politiker.
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Für Kaffee müssen Menschen in Deutschland tiefer in die Tasche greifen. Die Verbraucherpreise für Bohnenkaffee haben sich im April um 12,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat erhöht, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Grund für den Preisanstieg dürften die deutlich gestiegenen Importpreise für Rohkaffee sein, die wegen Ernteausfällen durch Extrem-Wetter stark angezogen haben, schreiben die Statistiker.
Gesagt
Quelle: ZDF
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) kritisiert häufiges Fehlen von Ministerinnen und Ministern im Plenum - und fordert Besserung, "um eine dauerhafte und wirksame Vertretung der Bundesregierung in den Sitzungen des Bundestages sicherzustellen".
Sportlich in den Abend
Spielt ihr Kind Fußball im Verein? Wenn ja, haben Sie bestimmt schon die neuen Spielformen miterlebt. Im Kinder- und Jugendfußball geht der DFB seit einem Jahr neue Wege. Kleinere Teams, kleinere Felder sollen die Spielfreude bei den Jüngsten entfachen. DFB-Sportdirektor Hannes Wolf wirbt für die Reform und kämpft gegen Vorbehalte.
Bei den French Open hat Alexander Zverev das Viertelfinale erreicht. In Paris hat Deutschlands bester Tennisspieler nicht nur mit seinen Gegnern auf dem Platz zu kämpfen: Zverev ist Diabetiker, hat auch eine Stiftung gegründet, um die Krankheit in die Öffentlichkeit zu rücken.
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Streaming-Tipps für den Feierabend
"Wir wollen ein Baby!" schildert in vier Folgen, mit welchen Herausforderungen diejenigen fertig werden müssen, bei denen der Kinderwunsch nicht auf natürlichem Wege erfüllt werden kann. Vier Folgen erzählen von "Kinderwunsch zwischen Frust und Hoffnung", "Nach der Geburt: Angst ums Baby", "Trans und trotzdem Papa" sowie "Letzte Chance für ein zweites Kind". (je 30 Minuten)
30.05.2025 | 30:15 min
Widerwillig nimmt Anne ihre achtjährige Enkelin Tilda bei sich auf - fest entschlossen, sie bei nächster Gelegenheit wieder loszuwerden. Doch Tilda erstreitet sich hartnäckig ihren Platz in Annes Herz. ("Familie is nich", 90 Minuten)
02.06.2025 | 88:41 min
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