Ukraine: Selenskyj entlässt Chef der Luftwaffe

Nach Absturz von F-16:Selenskyj entlässt Chef der Luftwaffe

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Nach dem Absturz eines F-16-Kampfjets hat der ukrainische Präsident Selenskyj den Chef der Luftwaffe entlassen. Nach einem Luftangriff auf Charkiw gibt es viele Tote und Verletzte.

Die ukrainische Luftwaffe bekommt nach dem Verlust eines Kampfjets vom Typ F-16 eine neue Führung. Präsident Wolodymyr Selenskyj entließ den bisherigen Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk. Zwar wurde offiziell kein Grund genannt, allerdings lag der Zusammenhang mit dem Verlust der wertvollen westlichen Maschine nahe. Der laut Medien in den USA an dem Flugzeugtyp ausgebildete ukrainische Pilot starb. Kommissarisch wurde Anatolij Krywonoschko zum Kommandeur bestimmt, wie der Generalstab mitteilte.

"Ich würde wahrscheinlich sagen, dass dies eine Rotation ist, aber es ist bedauerlich", sagte der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow in einem Interview mit dem Sender CNN auf die Frage, ob die Entlassung mit dem Verlust des Kampfjets zu tun habe. Es handle sich dabei um zwei "unterschiedliche Angelegenheiten". Umjerow betonte, dass die Untersuchung zur Ursache noch laufe.

Erst am Donnerstag hatte der Generalstab bestätigt, dass eine der wenigen Maschinen vom Typ F-16 im Einsatz gegen einen massiven russischen Luftangriff am Montag verloren gegangen sei. Die Rede war von einem Absturz. Allerdings schlossen ukrainische Abgeordnete und Aktivisten einen versehentlichen Abschuss durch die eigene Flugabwehr nicht aus.

Anne Brühl | ZDF-Reporterin in Odessa/Ukraine

Die F-16-Jets seien sehr kostengünstig und "effektiv in der Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern", berichtet Anne Brühl, ZDF-Korrespondentin in Odessa.

05.08.2024 | 2:45 min

Oleschtschuk: Verlust der Maschine wird aufgeklärt

"Ich habe mich entschlossen, den Kommandeur der Luftwaffe der Ukraine zu entlassen", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Er danke allen Angehörigen der Luftwaffe, die wirklich Resultate für die Ukraine erzielten.

Das gilt auch für die Kommandoebene. Wir müssen stärker werden. Und unsere Leute bewahren.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine

Kurz vor seiner Entlassung kritisierte Oleschtschuk noch eine Abgeordnete, die die offizielle Version des Absturzes in Zweifel zog. Sie leiste russischer Propaganda Vorschub, schrieb er und drohte, sie vor Gericht zu bringen. Der Verlust der Maschine werde aufgeklärt, auch in Zusammenarbeit mit dem Herstellerland USA. Die Verteidigungspolitikerin Marjana Besuhla hatte im sozialen Netzwerk X geschrieben, die Maschine sei wegen fehlender Koordination von einem ukrainischen Patriot-Flugabwehrsystem getroffen worden.

Charkiw: Tote und viele Verletzte nach russischem Luftschlag

In Charkiw kamen durch einen russischen Luftangriff sieben Menschen ums Leben, unter ihnen ein 14-jähriges Mädchen. Nach Angaben von Militärgouverneur Oleh Synjehubow wurden mindestens 97 Verletzte gezählt, darunter 22 Minderjährige. Gelenkte Fliegerbomben trafen nach offiziellen Angaben unter anderem ein zwölfstöckiges Wohnhaus, das teils zerstört wurde.

"Ein Schlag, den es nicht gegeben hätte, wenn unsere Verteidigungskräfte die Möglichkeit hätten, russische Militärflugzeuge dort zu zerstören, wo sie stationiert sind", sagte Selenskyj in einer Nachricht bei Telegram. Er forderte angesichts der Zerstörungen einmal mehr die Freigabe weitreichender westlicher Waffen gegen Ziele in Russland.

In der grenznahen russischen Großstadt Belgorod wurden nach offiziellen Angaben mindestens fünf Menschen durch Beschuss von der ukrainischen Seite getötet. Außerdem gebe es mindestens 46 Verletzte, unter ihnen 7 Kinder, teilte Gebietsgouverneur Wjatscheslaw Gladkow mit. Weil die russische Armee das Grenzgebiet Belgorod als Ausgangspunkt ihrer Angriffe auf Charkiw nutzt, wird die Region häufig von ukrainischer Seite beschossen.

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Quelle: dpa, AFP

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