Angriff vor Synagoge in Manchester - Zwei Tote und Verletzte

Polizei spricht von Terror:Tote bei Angriff vor Synagoge in Manchester

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Bei einem Angriff an einer Synagoge in Manchester sind zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Auch der mutmaßliche Angreifer ist tot. Ein Experte ordnet ein.

In der Nähe von Manchester kam es am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zu einem Anschlag auf eine Synagoge. Mindestens drei Menschen wurden getötet.

Ein Mann hat vor einer Synagoge bei Manchester auf Menschen eingestochen und zwei von ihnen getötet. Die Polizei konnte den Angreifer erschießen.

02.10.2025 | 1:30 min

Bei einem Terroranschlag vor einer Synagoge in Manchester in Großbritannien sind am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zwei Menschen getötet und drei weitere schwer verletzt worden. Die beiden Todesopfer gehörten zur jüdischen Gemeinde. Das bestätigte der Polizeipräsident in der Stadt im Nordwesten Englands, Stephen Watson, bei einer Pressekonferenz am Nachmittag.

Die Polizei nannte am Abend Einzelheiten zum mutmaßlichen Täter. Der Mann sei ein 35-jähriger britischer Staatsbürger syrischer Abstammung, teilte die Greater Manchester Police am Donnerstagabend mit. Er sei von Beamten erschossen worden. Weiter hieß es, drei Personen seien wegen des Verdachts der Begehung, Vorbereitung und Anstiftung zu Terroranschlägen festgenommen worden. Bei ihnen handele es sich um zwei Männer in den Dreißigern und eine Frau zwischen 60 und 70 Jahren.

Bewaffnete Sicherheitskräfte hinter Absperrband neben Rettungswagen.

Bei dem Angriff vor einer Synagoge in Manchester sind mindestens zwei Menschen getötet worden. ZDFheute live mit den Hintegründen.

02.10.2025 | 14:08 min

Synagoge wegen Jom Kippur voll besetzt

Wegen des Feiertages Jom Kippur, der traditionell mit Beten und Fasten begangen wird, war die Synagoge bis auf den letzten Platz besetzt. Die Polizei von Manchester aktivierte den nationalen Einsatzplan zur Terrorismusbekämpfung.

Die Beamten wurden gegen 9.30 Uhr Ortszeit (10.30 Uhr MESZ) zum Tatort vor der Synagoge Heaton Park im Stadtteil Crumpsall gerufen. Ein Augenzeuge habe gesehen, wie "ein Auto auf Menschen zufuhr und einem Sicherheitsmann ein Messerstich versetzt wurde", teilte die Polizei weiter mit.

ZDF-Korrespondentin Hilke Petersen auf einer Terrasse in London.

Noch ist das Tatmotiv unklar. Was bislang über den Angriff auf die Synagoge in Manchester bekannt ist, fasst ZDF-Korrespondentin Hilke Petersen zusammen.

02.10.2025 | 6:32 min

Starmer: Zusätzlicher Polizeischutz für Synagogen

Der britische Premierminister Keir Starmer zeigte sich entsetzt über den Angriff:

Die Tatsache, dass sich dies am Jom Kippur ereignete, dem heiligsten Tag im jüdischen Kalender, macht es umso furchtbarer.

Keir Starmer, Premierminister Großbritanniens

Zudem sagte Starmer zusätzlichen Polizeischutz für Synagogen im ganzen Land zu. "Wir werden alles tun, um unsere jüdische Gemeinschaft zu schützen", sagte Starmer am Flughafen in Kopenhagen.

Der Labour-Politiker brach seine Teilnahme am Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPC) in der dänischen Hauptstadt vorzeitig ab, um eine Sitzung des nationalen Krisenstabs in London zu leiten.

König Charles "zutiefst schockiert"

Auch König Charles III. zeigte sich erschüttert: Er und Königin Camilla seien "zutiefst schockiert und betrübt von der Nachricht über den furchtbaren Angriff in Manchester, vor allem an so einem bedeutenden Tag für die jüdische Gemeinschaft", zitierte die britische Nachrichtenagentur PA eine Mitteilung des Palasts.

Der Bürgermeister der Metropolregion Manchester, Andy Burnham, sagte der BBC, es handle sich um einen ernsten Vorfall. Die unmittelbare Gefahr scheine aber gebannt zu sein, nachdem die Polizei sehr schnell reagiert habe.

Hans-Jakob Schindler im Interview über Video-Call aus seinem Wohnzimmer.

Die Gefahr von offen ausgelebtem und ausgetragenem Antisemitismus nimmt zu, sagt Extremismusexperte Hans-Jakob Schindler. Immer häufiger schlage er in Gewalt um.

02.10.2025 | 5:23 min

Wie steht es um den Schutz von Synagogen?

Doch wie steht es um den Schutz der Synagogen in Großbritannien? Der Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project erklärt, dass einige Schutzmaßnahmen in Manchester zwar gewirkt hätten - so konnte der Attentäter nicht in die Synagoge eindringen und die Polizei war wohl "extrem schnell vor Ort".

Was jedoch nicht funktioniert habe und nun untersucht werden müsse, sei die fehlende Absperrung rund um die Synagoge, insbesondere für den Verkehr, erklärte Schindler.

Laut dem Institute for Jewish Policy Research lebten 2021 mehr als 28.000 Jüdinnen und Juden in Manchester, einer der größten jüdischen Gemeinden in Großbritannien. Angesichts der großen jüdischen Gemeinde in Manchester wäre es naheliegend gewesen, davon auszugehen, dass an Jom Kippur deutlich mehr Gläubige zur Synagoge kommen als an gewöhnlichen Tagen, so Schindler.

ISRAEL-PALESTINIAN-CONFLICT

Der Gazakrieg hat auf beiden Seiten traumatische Spuren hinterlassen. In Israel sowohl bei den Angehörigen der Geiseln als auch bei denen, die in den Kampf ziehen.

01.10.2025 | 2:26 min

Schindler: Zahl antisemitischer Vorfälle steigt

"Man hätte über Straßenabsperrungen vor dem Eingang nachdenken können". Da dies nicht geschehen sei, habe der Täter mit dem Auto direkt an die Synagoge heranfahren und Menschen verletzen können.

Schindler ordnet die Tat in einen größeren Zusammenhang ein: Seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 steige weltweit die Zahl antisemitischer Vorfälle deutlich an.

Der offen ausgetragene Antisemitismus - online wie offline - schlägt immer öfter in Gewalt um.

Hans-Jakob Schindler, Terrorismusexperte

Deshalb sei es richtig, dass in Deutschland am 7. Oktober, dem Jahrestag des Hamas-Angriffs, die Sicherheitsvorkehrungen nochmals verstärkt werden, so Schindler.

Handelte der Täter allein?

Für Großbritannien stellt sich nun die Frage, ob der Täter allein handelte oder ein Unterstützerumfeld hatte.

Die Polizei hat Entwarnung gegeben (...), aber der Anschlag scheint aufwendiger gewesen zu sein, als es zunächst den Anschein hatte.

Hans-Jakob Schindler, Terrorismusexperte

Sollte er tatsächlich Sprengmittel besessen haben, deutet das auf ein höheres Maß an Vorbereitung hin. "Damit steigt auch die Gefahr, dass er ein Unterstützernetzwerk hatte," erklärt der Experte.

Der Anschlag fand wenige Tage vor dem zweiten Jahrestag des Angriffs der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel statt, bei dem nach israelischen Angaben 1.219 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Israel geht seit dem Hamas-Angriff massiv militärisch im Gazastreifen vor.

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Zum zweiten Jahrestag des mörderischen Hamas-Angriffs auf Israel blickt die auslandsjournal-Doku auf die zerstörerischen Folgen des Konfliktes für Israelis und Palästinenser.

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Quelle: AFP, dpa, Reuters, ZDF, AP

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