Mobilisierung in Israel:Viele Reservisten kritisieren Einberufung

Berichte zu Reservisten-Melderate:Hat Israel ein Mobilisierungs-Problem?

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Israels Armee will zusätzliche Reservisten für die geplante Einnahme der Stadt Gaza gewinnen. Aber offenbar wollen viele nicht noch einmal in den Krieg und Zweifel werden größer.

Israelische Reservesoldaten gehen an Militärzelten einer Rekrutierungsbasis im Süden Israels vorbei

Israels Militär mobilisiert weitere Rekruten - aber nicht alle wollen den Dienst annehmen.

Quelle: epa

Nach der Einberufung von 60.000 Reservisten für die geplante Offensive gegen die Stadt Gaza im Norden hat die israelische Armee mit der ersten Mobilisierungswelle begonnen. Inzwischen seien jedoch weniger Reservisten dazu geneigt, sich erneut zum Dienst zu melden, berichtete die "Times of Israel".

Die Reservisten sollen in den kommenden Tagen ausgebildet und vorbereitet werden. Einige sollen im Westjordanland und im Norden reguläre Truppen ersetzen. Letztlich plane die Armee, vier Divisionen in die Stadt zu verlegen, berichtete die Zeitung weiter.

Smoke rises to the sky following an Israeli military strike in the northern Gaza Strip, as seen from southern Israel, Saturday

Israel greift weiterhin Ziele im Gazastreifen an und weitet seine militärische Offensive aus. Bewohner der Kampfzonen wurden zur Evakuierung aufgefordert.

31.08.2025 | 0:18 min

Viele Reservisten sind erschöpft

Nach fast zwei Jahren des Kampfes an mehreren Fronten sind viele Reservisten erschöpft und stellen Medienberichten zufolge den Sinn des Krieges infrage. "Ich weiß, dass Sie einen hohen Preis gezahlt haben - bei der Arbeit, im Studium und zu Hause", sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einer Videobotschaft an die regulären Soldaten, Reservisten und ihre Familien.

Jetzt stehen wir vor der entscheidenden Phase. Ich glaube an Euch. Ich vertraue auf Euch und das gesamte Volk Israel steht hinter Euch.

Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident Israels

Umfragen zeigen jedoch, dass eine Mehrheit der Bevölkerung ein Abkommen mit der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas will, damit der Krieg beendet wird und die letzten Geiseln in Gaza freikommen.

Im Gazastreifen befinden sich nach israelischen Angaben noch 48 Geiseln, von denen 20 am Leben sein sollen. Viele Angehörige der Geiseln werfen Netanjahu vor, den Krieg aus politischen Gründen unnötig zu verlängern. Seine rechtsextremen Koalitionspartner, von denen sein politisches Überleben abhängt, lehnen ein Abkommen für eine Waffenruhe kategorisch ab.

Treffen von Angehörigen der Hamas-Geiseln bei Außenminister Wadephul im Juli 2025 in Berlin.

Noch immer befinden sich auch sieben deutsche Staatsbürger in den Händen der Hamas. Mit grausamen Videos versuchen die Terrororganisationen, den Druck auf Israel zu erhöhen.

02.09.2025 | 9:24 min

Berichte zu Zweifeln unter Reservisten

Eine Gruppe von knapp 400 Reservisten kündigte laut Medienberichten an, einer Einberufung nicht Folge zu leisten. "Wir weigern uns, an Netanjahus illegalem Krieg teilzunehmen, und sehen es als patriotische Pflicht an, dies zu verweigern und von unseren Führern Rechenschaft zu verlangen", wurde einer von ihnen zitiert.

Auch der britischen Zeitung "Guardian" erzählten Reservisten, sie stünden aus persönlichen und ideologischen Gründen vor "einer schweren Entscheidung". Nur wenige wollten die Einberufung jedoch ablehnen, hieß es.

Ein israelisches gepanzertes Fahrzeug bewegt sich in einem Gebiet im Gazastreifen, vom Süden Israels aus gesehen.

Die israelische Armee hat bestätigt, dass die Leichen zweier Geiseln nach Israel gebracht wurden. Zugleich wurde Gaza-Stadt zum Kampfgebiet erklärt.

30.08.2025 | 0:23 min

Kampfeinsätze sollen ausgeweitet werden

Israels Armeechef hatte die Reservisten-Mobilisierung und die Ausweitung der Kampfeinsätze angekündigt . "Wir haben die Bodenoperation in Gaza bereits begonnen", sagte Generalstabschef Ejal Zamir vor einberufenen Reservisten.

Wir dringen bereits in Gebiete vor, die wir noch nie zuvor betreten haben.

Ejal Zamir, Generalstabschef

Das israelische Sicherheitskabinett hatte im August die Einnahme der Stadt Gaza im Norden des von Israel abgeriegelten Küstenstreifens gebilligt. Ein Militärsprecher wandte sich nun auf der Online-Plattform X auf Arabisch an die Bevölkerung der Stadt und erklärte, die Evakuierung sei unvermeidlich. In der Stadt Gaza sollen sich Hunderttausende Menschen aufhalten. Im Süden des Gazastreifens würden Zelte für sie vorbereitet, schrieb der Sprecher. Doch auch dort sind die Lebensbedingungen laut Hilfsorganisationen katastrophal.

Protestierende Menschen im israelischen Tel Aviv, mit Bannern welche die Freilassung der Geiseln und ein Ende des Krieges fordern.

In Tel Aviv haben erneut tausende Menschen gegen den Gaza-Krieg demonstriert. Sie forderten ein Ende der Kämpfe sowie die Freilassung der Geiseln.

31.08.2025 | 0:21 min

Generalstabschef: Hamas wird sich nicht verstecken können

Die Armee werde die Angriffe intensivieren, "und genau deshalb haben wir Euch einberufen", sagte Generalstabschef Zamir vor Reservisten. Die Hamas werde sich nirgendwo verstecken können.

Wir werden den Krieg nicht beenden, bevor wir diesen Feind besiegt haben.

Ejal Zamir, Generalstabschef

Trotz dieser Äußerungen hatte jedoch auch er laut dem israelischen Nachrichtenportal "ynet" zuvor erneut vor einer Einnahme der Stadt Gaza gewarnt und sich für einen Deal zur Freilassung weiterer Geiseln ausgesprochen.

DemonstrantInnen mit Plakaten, in der Mitte sitzt eine Frau auf den Schultern eines Mannes.

Gaza hungert, in Israel bangen Angehörige. Netanjahus Pläne spalten Familien – und das Land.

13.08.2025 | 6:51 min

Nahost-Konflikt
:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu will den Einsatz nun ausweiten. Mehr im Blog.
Ein israelisches gepanzertes Fahrzeug bewegt sich in einem Gebiet im Gazastreifen, vom Süden Israels aus gesehen.
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Quelle: dpa

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