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Russland übt Vergeltung:"Operation Spinnennetz": Wie Moskau reagiert
von Christian Mölling, András Rácz
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Die "Operation Spinnennetz" galt als schwerer Schlag für Russland. Moskau kündigte eine Reaktion an - und begann die wohl größte Angriffsserie an Luftschlägen seit Kriegsbeginn.
Russland überzieht die Ukraine mit Drohnenangriffen. Auch die ostukrainische Stadt Charkiw wurde getroffen.
Quelle: AFP
Russlands groß angelegter Luft- und Raketenangriff traf am 5. und 6. Juni die gesamte Ukraine, vor allem aber Kiew. Russische Beamte hatten zuvor erklärt, dass dieser Angriff eine Vergeltung für die ukrainische "Operation Spinnennetz" sei.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag setzte Russland mehr als 450 verschiedene Luftangriffsmittel ein, darunter etwa 400 Drohnen sowie Marschflugkörper und ballistische Raketen.
Ukrainischer Präventivschlag reduziert Russlands Wucht
Der Ukraine war bereits am Donnerstag ein Präventivschlag gelungen, bei dem mindestens eine russische Abschussrampe für ballistische Raketen ausgeschaltet und der Kommandeur eines ballistischen Raketenbataillons getötet wurde. Dadurch wurde Russlands Schlagkraft etwas verringert. Außerdem hatten sowohl die US-Botschaft in Kiew als auch die EU-Delegation und mehrere Experten erste Warnungen ausgesprochen.
Beim nächtlichen russischen Angriff kamen vier Todesopfer in Kiew ums Leben, etwa 20 Menschen wurden verwundet. Die Schäden an der Infrastruktur waren beträchtlich, das größte Wärmekraftwerk Kiews wurde mehrfach getroffen.
Zweiter Vergeltungsschlag Russlands
Beim zweiten groß angelegten russischen Luftangriff in der Nacht vom 8. auf den 9. Juni kamen ebenfalls Hunderte von Drohnen zum Einsatz. Das Ziel: Die ukrainische Luftabwehr so zu überwältigen und dadurch den Weg für die fortschrittlicheren Marschflugkörper und ballistischen Raketen "freizumachen". Die Bewertung der Schäden ist noch nicht abgeschlossen.
Am 8. Juni wurde bekannt, dass ein russischer Suchoi SU-35 Kampfjet in der Region Kursk abgeschossen wurde. Seit dem 9. Juni ist es wahrscheinlich, dass der russische Jet von einer ukrainischen F-16 abgeschossen wurde, die von einem von Schweden bereitgestellten Saab 340 AEWC-Flugzeug unterstützt wurde. Sollte dies stimmen, wäre dies der erste Luft-Luft-Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch eine ukrainische F-16.
Quelle: DGAP
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Mehrere verheerende Luftangriffe auf Charkiw
Im Laufe der Woche verstärkte Russland seine Angriffe auf ukrainische Städte in der Nähe der Frontlinie. Sumy wurde am 3. Juni von einem Langstrecken-MLRS-System getroffen, wobei Zivilisten im Stadtzentrum getötet wurden. Charkiw war im Laufe der Woche mehreren verheerenden Luftangriffen ausgesetzt.
Am Wochenende näherten sich die russischen Streitkräfte bei Kämpfen im südlichen Teil des Donbass der Grenze der Region Dnipropetrowsk. Die russische Propaganda behauptet zwar, dass ihre Streitkräfte bereits in die Region eingedrungen sind, doch gibt es bisher keine visuellen Belege für diese Behauptung. Dennoch ist es eine Frage von höchstens wenigen Tagen, bis russische Truppen auch das Gebiet der bisher unberührten Region Dnipropetrowsk erreichen.
Russen erreichen bald die Region Dnipropetrowsk
Neben der taktischen Bedeutung weiterer Vorstöße stellt sich auch die strategische Frage, ob Russland diesen Erfolg nutzen wird, um auch die Region Dnipropetrowsk als Ganzes für sich zu beanspruchen.
Russlands Armee rückt weiter südwestlich von Kostjantyniwka vor und dehnt ihren Vorstoß nach Osten aus - nordöstlich von Myrnohrad entlang der Fernstraße Pokrowsk-Kostjantyniwka. Sie rückten auch nach Norden in Richtung Popiw Jar vor. Der Ukraine ist es bisher offenbar nicht gelungen, diesen russischen Vorposten zu isolieren und zu blockieren.
Russen dehnen Vorstoß nach Osten aus
Auch in Torezk kam es zu heftigen Kämpfen, wobei die russischen Streitkräfte bereits den größten Teil der Stadt kontrollieren. Die Ukrainer sind jedoch immer noch in der Lage, kleinere, lokale Gegenangriffe zu starten, um den russischen Vormarsch zu verlangsamen.
Die Russen rückten auch in der Region Sumy vor und nahmen die kleinen Dörfer Kindratiwka, Andrijiwka, Loknya und Oleksijiwka ein.
Auch wenn der russische Einmarsch hier noch sehr begrenzt und das Gelände sehr kompliziert ist, kann er doch erhebliche ukrainische Kräfte in der Region in Schach halten.
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