Warum Israel Syriens Hauptstadt Damaskus bombardierte
FAQ
Damaskus: Gewalt in Suwaida:Warum Israel Syriens Hauptstadt bombardierte
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Die Gewalt in der Provinz Suwaida in Syrien eskaliert, die Regierung schickt Truppen. Israel greift in den Konflikt ein und bombardiert Ziele in Damaskus. Darum geht es.
Israel hat erneut Ziele in Syrien angegriffen, darunter auch die syrische Hauptstadt Damaskus. Auslöser für die israelischen Angriffe waren Kämpfe in Südsyrien.16.07.2025 | 1:35 min
Nach tagelanger Gewalt zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen im Süden Syriens hat Israel mehrere Ziele in der Hauptstadt Damaskus bombardiert. Die israelische Armee griff dort das militärische Hauptquartier und auch das Verteidigungsministerium an und erklärte, man beobachte das Vorgehen der syrischen Regierung gegen die Drusen genau.
Es wird von mehreren Toten berichtet. Wo Interimspräsident Ahmed Al-Scharaa und die syrischen Minister sich zum Zeitpunkt der Angriffe aufhielten, ist bislang unklar.
Die Angriffe Israels stellen eine weitere Eskalationsstufe des seit Tagen schwelenden Konflikts zwischen Drusen auf der einen und Beduinen, sunnitischen Milizen und Regierungstruppen auf der anderen Seite dar.
Syrien wurde erneut von Israel angegriffen, auch die Hauptstadt Damaskus ist betroffen. Über die Hintergründe der Angriffe berichtet ZDF-Korrespondent Luc Walpot in Tel-Aviv.16.07.2025 | 1:41 min
Was war passiert?
In Syrien waren die Drusen in der Frage gespalten, wie sie mit der neuen Führung des Landes umgehen sollten. Einige sprachen sich für eine Integration in den neuen Staat aus, während andere misstrauisch blieben und für eine autonome drusische Region eintraten.
Laut Menschenrechtsaktivisten wurden bei Kämpfen zwischen Sunniten und Drusen seit Sonntag 360 Menschen getötet, darunter rund 20 Menschen, die "hingerichtet" worden seien. Die Opferzahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Angaben der Beobachtungsstelle mit Sitz in London, die den Konflikt in Syrien mit einem Netz aus Aktivisten verfolgt, gelten aber in der Regel als verlässlich.
Die Minderheit lebt in Syrien, Libanon und in Israel. Nach blutigen Angriffen von Beduinen hat sich Israel als selbsterklärte Schutzmacht der Drusen in den Konflikt eingeschaltet.17.07.2025 | 1:13 min
Im Internet kursierten Videos, die mutmaßlich aus Suweida stammten. Sie zeigten etwa wie regierungsnahe Kämpfer Drusen die Schnurrbärte abrasierten, auf drusischen Flaggen und Fotos von drusischen Geistlichen herumtrampelten. Andere Videos zeigten aber auch, wie drusische Kämpfer gefangen genommene Regierungssoldaten verprügelten und neben Leichen ihrer toten Gegner posierten.
Nach eigenen Angaben will Israel mit den Angriffen auf Truppen der syrischen Regierung die Drusen schützen. Israel fühlt sich ihrem Schutz verpflichtet, die Drusen bilden eine große Minderheit in Israel, viele dienen in der Armee.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz teilte mit:
Das syrische Regime muss die Drusen in Suwaida in Ruhe lassen und seine Truppen abziehen.
„
Israel Katz, israelischer Verteidigungsminister
Das Militär werde seine Angriffe auf die syrischen Truppen noch verstärken, "wenn die Botschaft nicht ankommt". Israel will auch eine Eskalation an der eigenen Grenze und auf den Golanhöhen verhindern, die Israel besetzt und annektiert hat.
Seit dem Tod von über 900 alawitischen Zivilisten im März häufen sich in Syrien Übergriffe auf religiöse Minderheiten wie Drusen und Alawiten.18.06.2025 | 4:36 min
Israels Regierung will Beobachtern zufolge die Drusen in Südsyrien auch stärken, damit sich in der Gegend nahe der Grenze zu Israel keine vom Iran unterstützten Milizen oder islamistischen Gruppen ansiedeln, die gegen Israel vorgehen wollen. Viele syrische Drusen lehnen ein Eingreifen Israels aber ab.
Wie ist das Verhältnis von Israel zu der neuen Regierung in Damaskus?
Beide Seiten hatten sich zuletzt offen gezeigt für eine Annäherung ihrer Länder, die sich seit Gründung Israels im Jahr 1948 offiziell im Kriegszustand befinden. Durch den Sturz von Machthaber Baschar al-Assad, der mit Israels Erzfeind Iran verbündet war, schienen solche Schritte zumindest möglich.
Minderheiten in Syrien fürchten sich vor den neuen Machthabern. Wie sicher ist ihr Leben in der instabilen Lage im Nahen Osten?18.06.2025 | 6:47 min
Was verrät die neue Gewalt über den Zustand von Syrien?
Die neue Gewalt rückt die konfessionellen Spannungen in Syrien wieder in den Fokus. In dem Land tobte ab 2011 ein blutiger Bürgerkrieg mit Hunderttausenden Toten und Millionen Vertriebenen. Als Assad im Dezember 2024 gestürzt wurde, gab es Hoffnung, dass die neue Regierung von Präsident Ahmed al-Scharaa wie versprochen für Stabilität sorgen würde. Seitdem kam es aber wiederholt zu Gewalt gegen Minderheiten mit teils Hunderten Toten.
Nach der Eskalation in Syrien scheine sich die Lage vor Ort langsam zu beruhigen, so ZDF-Korrespondentin Tümena.17.07.2025 | 1:51 min
Wie ist nun die Lage in Suwaida?
Die syrische Armee begann nach Regierungsangaben mit ihrem Abzug aus der Stadt Suwaida. Der Abzug aus der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz sei Teil einer Waffenruhe-Vereinbarung "nach dem Hinwegfegen gesetzloser Gruppen aus der Stadt", erklärte das Verteidigungsministerium in Damaskus.
Laut dem vom syrischen Innenministerium veröffentlichten Text der Waffenruhe-Vereinbarung wurde eine "vollständige und sofortige Einstellung aller Militäreinsätze" zugesagt. Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa übergab in der Nacht die Verantwortung für die Sicherheit in Suwaida eigenen Angaben zufolge an örtliche Vertreter.
Syriens Übergangsregierung zieht die Armee aus der mehrheitlich von Drusen bewohnten Region Suweida ab. Doch nicht alle haben das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet.17.07.2025 | 1:34 min
Weiter sagte al-Scharaa am Donnerstag in einer Fernsehansprache, dass die für die Gewalt gegen die religiöse Minderheit der Drusen verantwortlichen Akteure zur Rechenschaft gezogen würden. "Wir sind entschlossen, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die das Volk der Drusen misshandelt haben, das unter dem Schutz (...) des Staates steht", sagte al-Scharaa.
Ein Ausschuss aus Regierungsvertretern und religiösen Anführern der Drusen soll künftig die Umsetzung der Waffenruhe überwachen. In dem Konflikt gefangen genommene Menschen sollen freikommen und nach Vermissten soll gesucht werden.
Die syrische Armee hat mit dem Abzug aus Suweida begonnen. Zuvor hatte sich Israel aufgrund der Gewalt im Süden des Landes eingeschaltet.17.07.2025 | 0:31 min
Was rät Israel seinen Bürgern?
Am Mittwoch versuchten einige Drusen aus Israel, die Grenze zu Syrien zu überqueren, um andere Drusen dort zu unterstützen. Anführer der Drusen in Israel machen zugleich Druck auf die israelische Führung, in den Konflikt im Nachbarland einzugreifen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu forderte die drusischen Bürger Israels auf, nicht die Grenze nach Syrien zu überqueren. Die Lage dort sei "sehr ernst".
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, alle Sanktionen gegen Syrien aufheben zu wollen. In Syrien löste die Ankündigung spontane Jubelfeiern und Autokorsos aus.14.05.2025 | 0:17 min
Wie wird der Konflikt anderswo gesehen?
International löste der eskalierende Konflikt Besorgnis aus. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte, Berlin verfolge den Gewaltausbruch "mit großer Sorge". Übergriffe auf die Zivilbevölkerung müssten untersucht, geahndet und aufgeklärt werden.
Auch US-Außenminister Marco Rubio zeigte sich besorgt. Er stellte am Mittwochabend ein baldiges Ende der Gewalt im Süden Syriens in Aussicht. Die USA hätten mit allen an den "Zusammenstößen" in Syrien beteiligten Parteien gesprochen, schrieb er auf der Plattform X.
X-Post von Marco Rubio
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