Museen im Visier: Wie US-Präsident Trump Kulturkampf führt

Analyse

Smithsonian Museen im Visier:Wie US-Präsident Trump Kulturkampf führt

Katharina Schuster
von Katharina Schuster, Washington D.C.
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Trump greift Museen an, fordert mehr Patriotismus. Doch Besucher wie Kathryn Jones setzen sich für eine ehrliche, oft unbequeme Erinnerung an die US-Geschichte ein.

Besucher betrachten ein Porträt von US-Präsident Donald J. Trump von der Fotografin Pari Dukovic in der Smithsonian National Portrait Gallery in Washington, DC, USA, 25. 1. 2025.

Seit Januar 2025 ist US-Präsident Donald Trump im Amt.

Quelle: epa

Ihr Schritt ist schnell. Zielstrebig. Man merkt sofort: Kathryn Jones kennt sich aus. Heute führt sie ihr Weg in den Keller des "National Museum of African American History and Culture", zur Ausstellung "Sklaverei und Freiheit".

Dort steckt sie sich ihre Kopfhörer ein. Kein Geräusch soll sie ablenken. Seit Januar hat sie mehr als 100 Ausstellungen in Washington D.C. besucht. Systematisch, mit Hingabe. Sie liest jede Tafel, betrachtet jedes Exponat und teilt ihre Eindrücke auf Instagram und TikTok.

Instagram-Post von Kathryn Jones

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Die Botschaft dieser Ausstellung ist für die 33-Jährige klar: Sklaverei ist kein isoliertes Kapitel, sondern tief verwoben in Amerikas Geschichte. "Das Museum macht das Leben der versklavten Menschen greifbar", sagt sie. "Es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen."

Kathryn Jones kniet vor einer Statue in einem Museum in Washington D.C.

Trump will Exponate aus den Museen in D.C. entfernen lassen, um sie mehr glänzen zu lassen. Man müsse sich fragen, welchen Sinn Museen haben, sagt Kathryn Jones im ZDFheute-Interview dazu.

10.09.2025 | 1:21 min

Wie Trump über die Smithsonian-Museen denkt

Das sieht US-Präsident Donald Trump anders. Geht es nach ihm, sind die Museen der US-Hauptstadt "außer Kontrolle" und zu "woke". Ihre Ausstellungen würden sich auf die dunklen Kapitel der US-Geschichte konzentrieren. Erfolge und Zukunftsperspektiven kämen zu kurz.

Post von Donald Trump zu Museen

Quelle: Truth Social / Donald J Trump

Aus dem Weißen Haus kursiert eine Liste mit Kunstwerken und Deutungen, die Trump missfallen. Darunter: Eine Freiheitsstatue mit Tomaten im "National Museum of American History". Die Skulptur spielt auf die schlechten Arbeitsbedingungen für Migranten an.

Oder: Demonstrationen seien hauptsächlich linkslastig dargestellt: Antikriegsplakate, Arbeiteraufstände oder Protestschilder der "Black Lives Matter"-Bewegung. Ab sofort, so Trump, sollen alle staatlich subventionierten Kulturgüter vom letzten verblieben Segment der "Woke"-Bewegung befreit werden.

Ein auf den Bürgersteig gemaltes Porträt von George Floyd steht im Mittelpunkt einer Gedenkstätte, umgeben von Blumen, Kunstwerken und Ehrungen vor einem Ladengeschäft am George Floyd Square in Minneapolis, Minnesota, am 22. Mai 2025.

Nach George Floyds Tod entstand ein stärkeres Bewusstsein für Rassismus in den USA. Doch das hat nachgelassen und sich verändert, erklärt US-Historiker Donald Nieman im ZDFheute-Interview.

25.05.2025 | 0:48 min

US-Historiker: Trumps Vorgehen hat autoritäre Züge

Die Smithsonians sind der größte Museumskomplex der Welt, samt Forschungs- und Bildungseinrichtung. Und der Angriff auf sie, ist nur ein weiterer Schritt in Trumps Kulturkampf. Zuvor hatte er sich Universitäten, Medien und Rechtsanwaltskanzleien vorgeknöpft. Oder das nationale Kulturzentrum für darstellende Künste: Das "Kennedy Center" in Washington D.C.

Kulturkriege seien seit mehr als 60 Jahren Bestandteil der US-Politik, erklärt Historiker Donald Nieman im Gespräch mit ZDFheute. Politiker nutzten sie gezielt, um ihre Kernwählerschaft zu mobilisieren und deren Gegner anzugreifen. Trump habe seiner Basis gesagt, dass er ihre Vergeltung sei.

Museen und Universitäten brächten große Teile seiner Wähler mit gebildeten Liberalen in Verbindung, deren Werte sie ablehnen. Zudem glaubten viele von Trumps Anhängern, insbesondere jene ohne Hochschulabschluss, dass diese gebildeten Eliten auf sie herabblickten.

Trump weist diese Chardonnay trinkenden liberalen Intellektuellen in ihre Schranken, sehr zur Freude seiner Kernwählerschaft.

Donald Nieman, US-Historiker

Nieman warnt: "Trumps Vorgehen hat autoritäre Züge." Der Präsident wolle die Macht des Amtes nutzen, um abweichende Meinungen zu unterdrücken und ein kulturelles Narrativ zu etablieren, das "christlich-nationalistisch, sexistisch, rassistisch und historisch verzerrt" sei.

Noch bedrohlicher seien Trumps Einsatz der Nationalgarde, seine Missachtung rechtsstaatlicher Prinzipien sowie seine Angriffe auf die Gewaltenteilung und die Integrität des Wahlprozesses.

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Das FBI durchsuchte das Haus des früheren Trump-Beraters John Bolton. Für die Razzia gab es einen Durchsuchungsbefehl - zugleich aber zeigt sich ein Muster der Trump-Regierung.

22.08.2025 | 2:45 min

Museen als Schlachtfeld im Kulturkampf

Für Trump sind Museen ein weiteres Schlachtfeld im Kulturkampf. Die Geschichte der Sklaverei etwa will er gegen patriotische Wohlfühlerzählungen tauschen. Es geht ihm um Deutungshoheit, Erinnerungskultur nach seinem Geschmack. Wer nicht auf Linie ist, dem droht der Entzug staatlicher Mittel. Kultur wird zur Machtdemonstration.

Kathryn Jones nimmt die Kopfhörer ab, als sie die Rolltreppe zurück ins Tageslicht fährt. Draußen rauscht der Verkehr, Touristen posieren auf der National Mall. "Ich kann verstehen, dass manche Menschen möchten, dass Museen Trophäenschränke sind und nur die glänzenden Höhepunkte zeigen", sagt sie. Aber ihre Aufgabe sei es, "das ganze Gewicht der Geschichte zu vermitteln".

Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.

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