Trumps Kündigungen in US-Behörden: Die Reaktion der Betroffenen
Präsident entlässt Staatsbedienstete:Gefeuert von Trump: Was Ex-Beamte berichten
von Amanda Lucius, Washington D.C.
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Tausende staatliche Mitarbeiter mussten wegen Trumps Sparprogramm bereits ihre Posten verlassen. Viele Stellen waren monatelang unsicher. ZDFheute hat mit Betroffenen gesprochen.
Die Entlassungen von Staatsangestellten in den USA nach dem Amtsantritt von Trump haben weitreichende Auswirkungen für die Betroffenen.
Quelle: AFP
Im Februar hatte US-Präsident Donald Trump zusammen mit dem Spargremium DOGE ("Department of Government Efficiency") den drastischen Personalabbau in sämtlichen US-Behörden beordert. Drei ehemalige Bundesbedienstete erzählen von ihren Erlebnissen, der fehlenden Kommunikation und Monaten der Unsicherheit. Sie berichten der ZDFheute auch, wie es bei ihnen nach der Kündigung weitergeht.
Missliebige Beamte werden entlassen, unabhängige Institutionen klein gespart. Im Namen des Bürokratieabbaus greift Musk durch. Die Kollateralschäden treffen Bürgerinnen und Bürger.26.02.2025 | 6:45 min
Liz Crandall, 32 Jahre, arbeitete als Försterin für den US-Staat
Der 32 Jahre alten Liz Crandall wurde ein Prämien-Angebot gemacht, wenn sie sich dazu entscheidet, freiwillig zu kündigen.
"Ich war Försterin in den Nationalwäldern in Oregon. Im Januar war ich gerade im letzten Jahr meiner Probezeit, als ich die Mail bekam. 'Weggabelung' war der Betreff, Absender unbekannt. In der Mail stand so viel wie 'Mach endlich den Urlaub, den du schon immer machen wolltest. Kündige deinen Job und nimm unsere Prämie!'"
Ich war verblüfft. Ich wollte meinen Job nicht kündigen. Ich liebte meinen Job.
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Liz Crandall, Försterin
Die US-Entwicklungsbehörde USAID hat die Entlassung der Mehrheit ihrer weltweit Beschäftigten angekündigt. US-Präsident Trump hatte die Auflösung der Institution angeordnet.24.02.2025 | 0:23 min
Am 14. Februar kam dann die offizielle Ankündigung von DOGE (Abteilung für Regierungseffizienz): Staatsangestellte in Probezeit sollten entlassen werden. Am Tag danach wurde ich gefeuert. Ich bin nach Washington D.C. gereist, um vor dem Kongress zu sprechen. Ich wollte meine Kolleg*innen vertreten, die zu viel Angst hatten, sich zu äußern.
Am 19. März habe ich plötzlich meinen Job wieder angeboten bekommen. Aber ich wusste, dass weitere Entlassungen geplant waren. Und ich hatte auch schon wieder mit der Jobsuche begonnen. Es hat sich angefühlt, als würde ein Stück von mir rausgerissen werden, als ich ihnen sagen musste, dass ich meinen Job nicht zurücknehme."
Aber ich konnte nicht zu dieser Unsicherheit zurück, ich konnte nicht damit umgehen, wieder gefeuert zu werden.
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Liz Crandall, Försterin
Liz Crandall arbeitete als Försterin in den Nationalwäldern in Oregon. Ihr wurde im letzten Jahr ihrer Probezeit gekündigt.
Quelle: Privat
Nicolas Lelouche, 27 Jahre, arbeitete in einer US-Forschungseinrichtung
Vier Jahre lang arbeitete Nicolas Lelouche für die US-Forschungseinrichtung "National Institute for Standards and Technology". Dann wurde sein Vertrag plötzlich nicht mehr verlängert.
"Um ehrlich zu sein, hatte ich mich schon seit der Wahl letzten November mental darauf vorbereitet, dass es passieren würde. Aber zu sehen, dass sich deine Befürchtung bewahrheitet, ist trotzdem kein gutes Gefühl.
Ich habe vier Jahre lang für das "National Institute for Standards and Technology" (NIST) gearbeitet, zuletzt in befristeten Jahresverträgen. Wir haben Anleitungen für KI-Systeme für Industriegewerbe in den USA entwickelt.
Angriffe auf die Freiheit der Wissenschaft in den USA treiben Top-Forschende ins Ausland. Deutsche Universitäten starten ein Programm, um sie aufzunehmen.02.04.2025 | 2:01 min
Vor ein paar Wochen rief mich mein Vorgesetzter in sein Büro und sagte mir, dass mein Vertrag nicht verlängert werden würde. Wenn es nach ihm ginge, würde er mich behalten, aber NIST habe nicht das Budget. Seit Juli bin ich also arbeitslos. Es ist schon schade, denn wir haben gute Arbeit geleistet. Wir haben sichergestellt, dass die amerikanische Industrie wettbewerbsfähig bleibt."
Ich glaube, die Trump-Administration hat nicht so genau hingeschaut, wem sie da das Budget kürzen.
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Nicolas Lelouche, ehemaliger Staatsbediensteter
Nicolas Lelouche ist 27 Jahre alt und arbeitete für die Forschungseinrichtung National Institute for Standards and Technology. Sein Vertrag wurde nicht verlängert.
Quelle: Privat
Aber es ist, wie es ist. In ein paar Wochen fange ich an, nach Arbeit zu suchen. Ich weiß nicht, ob ich wieder für den Staat arbeiten will."
Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt, in den privaten Sektor zu wechseln.
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Nicolas Lelouche, ehemaliger Staatsbediensteter
Donald Trump ist ein US-Präsident wie keiner vor ihm. Atemlos verfolgt die Welt eine "Politik der Abrissbirne" mit ihren Traditionsbrüchen, Stellungswechseln und Widersprüchen.22.05.2025 | 43:37 min
Sara Burch, 29 Jahre, arbeitete im Landeswirtschaftsministerium
Erst drei Wochen arbeitete Sara Burch im Landeswirtschaftsministerium, als ihr gekündigt wurde. Es war ihr Traumjob.
Sara Burch arbeitete für das "Natural Resource Conservation Service" bis ihr nach drei Wochen unerwartet gekündigt wurde.
Quelle: Privat
"Für die Stelle bei "Natural Resource Conservation Service" (NRCS) bin ich über den halben Kontinent gezogen. Genau drei Wochen arbeitete ich bei NRCS, einer Abteilung des Landwirtschaftsministeriums, bevor die Kündigungsmail kam.
'Ungenügende Leistungen' war die Begründung. Dabei hatte ich noch nicht einmal ein Feedbackgespräch gehabt.
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Sara Burch
Elon Musk attackiert die freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung. Auf seiner Kurznachrichtenplattform X hetzt er auf, interagiert mit Rechtsextremen und beschimpft Gegner.11.03.2025 | 44:30 min
Selbst meine Chefin war schockiert. Nachdem meine Kolleg*innen und ich eine Beschwerde einreichten, bekamen wir plötzlich wieder Gehalt - nur ins Büro durften wir nicht. So verging der komplette März. In der Zeit liefen drei Gerichtsverfahren, um zu prüfen, ob die ganzen Entlassungen von Trump rechtens sind. Natürlich habe ich gehofft, dass die Ankläger das Verfahren gewinnen.
Doch dann das Urteil des Obersten Gerichtshofs: Die Entlassungen seien legal.
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Sara Burch
Zum ersten Mal dachte ich darüber nach, freiwillig zu kündigen und die Prämie anzunehmen, die sie uns dafür auszahlen wollten. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf den Stress. Seit dem 15. April bin ich also offiziell beurlaubt, und nutze die Zeit für eine Backpacking-Reise an der Westküste entlang.
Bis Ende September bekomme ich noch Gehalt, danach muss ich einen neuen Job finden. Aber das könnte ziemlich schwierig werden, denn ich konkurriere mit tausend anderen entlassenen Staatsangestellten, die das Gleiche wollen."
Quelle: dpa
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