Fake-Botox: Undercover unter Fälschern

Botox liegt im Trend. Auf Instagram und TikTok posten viele, wie sie sich das Nervengift in die Gesichtsmuskulatur spritzen lassen. Das kostet oft einige Hundert Euro. Doch in den Sozialen Medien locken immer mehr verdächtige Angebote mit Preisen ab 55 Euro. Dabei kostet allein eine Ampulle Markenbotox bis zu 600 Euro.

Hinter dem Trend verbergen sich: illegale Händler, gestreckte Präparate und die Gefahr schwerer Komplikationen. Denn wenn Laien verunreinigtes oder falsch dosiertes Botox spritzen, drohen laut der Chefärztin für Plastische Chirurgie, Dr. Ursula Tanzella von der Park-Klinik Birkenwerder, schwere Folgen:

Woher stammen die Produkte für solche Behandlungen? Botox ist verschreibungspflichtig. Auf Social Media stößt das Reporter-Team der ZDF-Reihe "Die Spur" auf Dutzende Anbieter, viele davon sitzen in der Türkei. Sie werben offen mit Kühlschränken voll angeblichem "Markenbotox" aus Iran oder Korea. Die Händler bleiben anonym.

Mit Hilfe von Privatermittler Tamer Bakiner nehmen die Reporter Kontakt zu der türkischen Fälscherszene auf. Bakiner gibt sich als Großhändler aus und dringt tief in die illegalen Netzwerke vor. Die Händler bieten ihm Fälschungen diverser Botox-Marken in verschiedenen Qualitäten an. Die Packungen wirken täuschend echt. Das Botulinum-Präparat werde zum Teil gestreckt, erzählen sie, und es würden tierische Inhaltsstoffe hinzugefügt, die billiger seien.

Es gelingt dem Team, sich Botox-Ampullen von Fälschern zu besorgen und sogar ein Testpaket mit einigen Proben zu bestellen. Die Händler hatten vorher gezeigt, wie sie Kühlboxen für den Versand füllen und erklärt, die würden als "Taschen" deklariert. Der Zoll in Deutschland sei "kein Problem".

Und tatsächlich, nach fünf Tagen kommt das Test-Paket in Deutschland an. Unter den rund 1,5 Millionen Sendungen, die täglich nach Deutschland eingeführt werden, fiel es wohl nicht auf. Labortests ergeben extreme Konzentrations-Abweichungen: Überdosierungen mit bis zu 50 Prozent mehr Botulinumtoxin.

Dr. Ursula Tanzella warnt: "Der Arzt muss schon wissen, wie viele Einheiten pro Punkt er spritzt. Hat der Patient jetzt zum Beispiel die doppelte Dosis in der Stirn, fällt sie komplett runter, er hat dann die Augen zu, wochenlang."

Fehlen Kontrollen? Es gibt keine zentrale Statistik zur Fake-Botox-Kriminalität. Für "Die Spur" fragt das Reporter-Team bei allen sechzehn Bundesländern an. Mecklenburg-Vorpommern erklärt das Problem: "Die Informationen sind auf verschiedene Behörden verteilt, werden teils vertraulich behandelt und nicht systematisch zusammengeführt. Der Bereich umfasst Medizinrecht, Strafrecht, Arzneimittelsicherheit und internationalen Handel."

Der Zoll erklärt, er kontrolliere "Post und Kuriersendungen … risikoorientiert", könne aber keine Häufung von Botox-Delikten feststellen. Das LKA Berlin spricht von einem steigenden Trend und einer großen Dunkelziffer. Hauptkommissarin Sabrina Jordan erklärt das Problem der Polizei, wenn nicht qualifizierte Personen wie etwa Kosmetikerinnen das Nervengift spritzen:

Und das sei oftmals nicht der Fall. "Wir vermuten, dass sich die Leute schämen", sagt Jordan.

Augenscheinlich muss hier noch mehr von den Behörden getan werden. Denn von dem illegalen Botox-Boom profitieren Kriminelle. Und was heute nach einem günstigen Schönheitsversprechen aussieht, kann morgen schwere gesundheitliche Folgen haben.